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Gruppe Wagner: Darum sind die Söldner jetzt im Sudan aktiv

Bis Juni will Wagner-Chef Prigoschin seine Söldner aus der umkämpften und zuletzt umstrittenen Stadt Bachmut abziehen.
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin will seine Macht ausweiten.Bild: IMAGO / ITAR-TASS
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Darum sind Wagner-Söldner jetzt im Sudan aktiv

21.04.2023, 08:17
Carl-Philipp Frank / watson.ch
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Seit Samstag starben im Sudan mindestens 185 Menschen, rund 2000 wurden teils schwer verletzt. Von einem (erneuten) drohenden Bürgerkrieg ist die Rede. Der Grund: Die zwei mächtigsten Militärs des Landes messen sich in bewaffneten Kämpfen – und terrorisieren die Zivilbevölkerung im ganzen Land.

Erneuter Waffenstillstand
Die RSF haben über ihren Twitter-Account am Nachmittag des Mittwochs, 19. April, einen Waffenstillstand für 24 Stunden angekündigt, beginnend um 18 Uhr (Ortszeit) desselben Tages.

Doch nicht nur die beiden besagten Militärs sind beteiligt an diesem Konflikt, sondern auch die allseits bekannte russische Söldnertruppe Wagner, wird gemunkelt.

Was ist der Hintergrund des Konflikts?

2019 wurde der damals amtierende Diktator Umar al-Baschir nach jahrzehntelanger Herrschaft gestürzt. Die Putschisten waren Militärs – die ironischerweise durch den Diktator an die Macht gekommen waren. Auch am Putsch beteiligt: die paramilitärische RSF (Rapid Support Force, Schnelle Eingreiftruppe). Diese war 2013 ebenfalls von al-Baschir offiziell ins Leben gerufen worden, entstand aber de facto aus der Janjaweed-Miliz.

Der Kommandant der RSF – sowohl damals als auch heute: Mohammed Hamdan Daglo, auch Hemetti genannt. Der Sohn tschadischer Viehhändler war in der zerrütteten Region Darfur im Süden des Sudans aufgewachsen und hatte sich früh den Janjaweed angeschlossen. Die Miliz war im Darfur-Krieg 2003–2007 für ihre Massenverbrechen an der Zivilbevölkerung berüchtigt.

Daglo stiegt in den Rängen auf und nutzte seine lokale Macht, um ein Wirtschaftsimperium aufzubauen und so zu einem der reichsten Sudanesen zu werden. Nach Ende des Darfur-Konflikts wandelte er die Janjaweed in eine Söldnertruppe um, die auch in Libyen und im Jemen agierte – und schlussendlich eben von al-Baschir als RSF angeheuert wurde.

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Mohammed Hamdan Daglo, SRF-Anführer, Söldner, Warlord und nun Putschist.Bild: IMAGO / SNA

Nach dem Putsch 2019 setzte sich, je nach politischer Lage, mal das Militär, mal die Zivilgesellschaft im Kampf um die Macht im Sudan durch. So putschte das Militär 2021 erneut gegen die Kompromissregierung, wurde aber wegen anhaltender Proteste 2022 zu einem endgültigen Übergang zu einer zivilen Regierung gezwungen.

Und tatsächlich unterzeichneten im Dezember 2022 die wichtigsten Parteien ein entsprechendes Rahmenabkommen – beteiligt waren Vertreter der Zivilgesellschaft, Gewerkschaften, Verbände, Milizen, Daglo und der Oberbefehlshaber der regulären Truppen, Generalleutnant Abdalfattah al-Burhan. Al-Burhan wurde so zum offiziellen Staatschef.

NEW YORK CITY, UNITED STATES - SEPTEMBER 23, 2022: Head of Sudan s Sovereign Council Abdel Fattah al-Burhan during a meeting with Russia s Foreign Minister Sergei Lavrov on the sidelines of the 77th s ...
Abdalfattah al-Burhan.Bild: IMAGO / ITAR-TASS

Ein wichtiger Teil des Dokuments: Die Armee sollte der Regierung unterstellt werden, während Paramilitärs und Milizen in die Armee eingegliedert würden. Daglo wurde so zu al-Burhans Stellvertreter. Für den Führer einer Söldnertruppe, die die längste Zeit gemacht hatte, was sie wollte, eine Schmach.

Und seit vergangenen Samstag will Daglo also die Macht der RSF wiederherstellen und ausbauen. So findet sich das Land einmal mehr zwischen zwei Fronten: "Eine nationalkonservative Rechte, die sich vorwiegend auf die alten Eliten stützt" um Staatschef al-Burhan. Sowie "eine militärische Elite der jüngeren Generation, die von einer Wiederbelebung arabisch-sozialistischer Ideale unter der Herrschaft eines starken Mannes träumt" um Daglo. So bezeichnet der deutsche Islamwissenschaftler Reinhard Schulze die Situation im ostafrikanischen Land. Dazwischen steht (und leidet), wie gehabt, die Zivilgesellschaft.

Was haben Wagner-Söldner im Sudan zu suchen?

Und jetzt zu den Wagner-Söldnern. Diese haben breite Bekanntheit erlangt im Zuge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine, wo sie mutmaßlich eine ganze Reihe Kriegsverbrechen begangen haben.

Dass Wagner-Truppen in Afrika arbeiten, ist nichts Neues. Im Libyschen Bürgerkrieg unterstützen die Söldnertruppen unter Jewgeni Prigoschin den aufständischen General Khalifa Haftar. Wagner ist auch in Mali und der Zentralafrikanischen Republik zugange gewesen, berichtet "Al Jazeera". Und eben auch im Sudan.

Zum ersten Mal seien Wagner-Truppen unter Diktator al-Baschir im Sudan aktiv geworden. Dieser besuchte im Jahr 2017 den russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau. Ziel der Reise sei gewesen, dem russischen Machthaber den Sudan als "Tor zu Afrika" verkaufen zu können. Zudem ist die Herrschaft al-Baschirs schon damals im eigenen Land umstritten gewesen, möglicherweise erhoffte sich al-Baschir, die Unterstützung von Russland zu ergattern.

Politische Unterstützung, aber auch materielle. Russland ist (neben China) einer der wichtigsten Waffenlieferanten für den Sudan. Bei der jüngsten UN-Sicherheitsrats-Resolution, das Waffenembargo für den Sudan zu verlängern, enthielten sich Russland und China der Stimme.

Kurz nach dem Staatsbesuch begann Meroe Gold, eine Goldbaufirma unter der russischen M Invest, russische Experten in den Sudan einzufliegen. Das abgebaute und verarbeitete Gold werde anschliessend mittels Militärflugzeugen über Syrien nach Russland geschmuggelt. Dies berichtete die CNN im Juli 2022.

2020 wurde M Invest von den USA sanktioniert. Der Grund: Untersuchungen des Finanzministeriums hatten ergeben, dass M Invest ein Deckname für die Wagner-Gruppe ist. Die Wagners wurden bereits 2017 von den USA und 2021 von der EU mit Sanktionen belegt.

Aber was genau sollten die Wagner-Soldaten im Sudan? Samuel Ramadi, Autor und Experte russisch-afrikanischer Beziehungen, erklärt gegenüber "Al Jazeera": "Sie wurden primär zur Bewachung der Bodenschätze, insbesondere der Goldvorkommen, eingesetzt."

Während der Proteste gegen Diktator al-Baschir 2019 hätte Wagner zusätzlich die Aufgabe erhalten, Protestanten aktiv zu unterdrücken und Demonstrationen zu zerschlagen.

Doch nach einem Massaker in Khartoum sei die Söldnertruppe wieder "heruntergefahren" worden. Also wieder zurück zum Bewachen von Goldminen verdonnert.

Doch nicht nur al-Baschir, auch Warlord Daglo ist ein alter Bekannter von Prigoschin. Die beiden sollen schon seit 2016 eng zusammenarbeiten – damals in Libyen.

Kämpfen Wagner-Truppen jetzt aktiv mit?

Es liegen bislang keine unabhängig geprüften Berichte vor, dass Wagner-Soldaten in die Kampfgeschehnisse direkt eingreifen.

Doch Ashok Swain von der Uppsala-Universität in Schweden sagt gegenüber "Al Jazeera", dass Wagner "sehr wahrscheinlich" im politischen Kampf aktiv sei – man wolle zwingend die geschäftlichen (Gold-)Interessen wahren. Die USA hätten unlängst die amtierende Militärregierung dazu gedrängt, die Söldnertruppe des Landes zu verweisen: "Daher hat die Wagner-Gruppe großes Interesse daran, wer den Machtkampf gewinnt", so Swain.

Ramadi pflichtet ihm bei. Wagner sei im Moment eher in einer defensiven Position:

"Sie erhalten sicher kein grünes Licht vom Kreml für eine aktivere Teilnahme am Geschehen, darum halten sie sich für den Moment bedeckt."

Offiziell gibt es übrigens auch gar keine Wagner-Präsenz im Sudan: Jewgeni Prigoschin verkündete am Dienstag über den offiziellen Wagner-Telegram-Kanal, dass nie auch nur ein einziger Wagner-Soldat im Sudan gewesen sei.

Russland hat, wie auch die USA und andere Länder, beide Konfliktparteien zu einer Beilegung der Kämpfe aufgerufen. Eine aktive Teilnahme russischer Söldner am Kampfgeschehen würde diplomatisch ein schlechtes Licht auf das bereits diplomatisch schlecht dastehende Land werfen.

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Anfang des Jahres führte Günther Felßner noch als Vorsitzender des Bayerischen Bauernverbands die Proteste der Landwirte gegen die Ampel-Regierung in Berlin an. Mit gelber Warnweste stand er an der Spitze von Traktor-Kolonnen und protestierte unter anderem gegen die Politik von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne).

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