Zweimal hatte die Polizei in Malta den Kapitän der "Lifeline" bereits verhört, am Montag stand Claus Peter Reisch dann vor dem Gericht in Malta. Nun ist er gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt worden – vorerst.
Denn: Als nächster Gerichtstermin wurde der 5. Juli festgesetzt. Ihm werden Verfehlungen im Zusammenhang mit der Registrierung des Schiffes vorgeworfen.
Claus-Peter Reisch, hat die Anschuldigungen vor Gericht zurückgewiesen. "Unsere Mission hat 234 Menschen gerettet, und ich bin mir keiner Schuld bewusst", sagte Reisch am Montag laut einer Mitteilung seiner Organisation Mission Lifeline. Der EU warf Reisch vor, das Sterben von Flüchtlingen im Mittelmeer aus politischen Gründen in Kauf zu nehmen.
Claus-Peter Reisch sei am Donnerstag zuletzt verhört worden, sagte Falzon, der die Dresdner Organisation in Valletta juristisch unterstützt. Crew und Kapitän seien in einem Hotel in Malta untergebracht.
Die Aktivisten sehen sich als Opfer einer "Kriminalisierungskampagne".
Die Organisation weise alle Anschuldigungen europäischer Regierungen zurück. Die "Lifeline" habe sich an alle internationalen Konventionen gehalten, sagte Naass.
Bisher wurde das Schiff noch nicht beschlagnahmt, obwohl Maltas Premier Joseph Muscat das am Mittwoch angekündigt hatte. Die maltesische Regierung erklärte, dass nun auch Norwegen zugestimmt habe, Flüchtlinge des Schiffs aufzunehmen. Damit sind es insgesamt neun EU-Länder. Deutschland ist nicht dabei.
Die "Lifeline" hatte vor einer Woche rund 230 Migranten vor Libyen gerettet und war danach tagelang auf Hoher See blockiert, weil kein Staat ihr einen Hafen zuweisen wollte.
(czn/dpa)
Während die anderen Crewmitglieder die "Lifeline" nach ihrer sechs Tage langen Odyssee am Mittwochabend verlassen durften, wurde Kapitän Claus-Peter Reisch nach Befragung durch die Polizei wieder an Bord gebracht, wie die maltesische Regierung mitteilte.
Dem Kapitän wird vorgeworfen, die Anweisungen der italienischen Behörden bei der Rettung der Migranten vor Libyen ignoriert zu haben. Die Regierung in Rom hatte nach eigenen Angaben die Dresdner Hilfsorganisation Mission "Lifeline" angewiesen, der libyschen Küstenwache die Bergung zu überlassen.
Nach Darstellung der Helfer kam die Küstenwache den Menschen in Seenot aber nicht schnell genug zu Hilfe. Maltas Premierminister Joseph Muscat hatte angekündigt, dass die "Lifeline" nach Ankunft an der Inselküste beschlagnahmt werde.
Die Crew des Rettungsschiffes "Lifeline" hatte zuvor einen offenen Brief an den Innenminister Horst Seehofer verfasst, in dem sie den CSU-Politiker einladen, an einer Rettungsmission teilzunehmen.
Die Besatzung schreibt unter anderem:
Den ganzen Brief gibt es hier nachzulesen.
Deutschland wird nach den Aussagen von Bundesinnenminister Horst Seehofer keine Menschen vom Flüchtlingsschiff "Lifeline" aufnehmen. Das Schiff habe die Einfahrtgenehmigung nach Malta erhalten, zudem hätten sich acht EU-Staaten zur Aufnahme von Flüchtlingen bereiterklärt, sagte Seehofer am Mittwoch im Bundestag.
"Sodass sich jedenfalls nach momentanem Stand eine Handlungsnotwendigkeit für die Bundesrepublik Deutschland derzeit nicht ergibt", fügte der CSU-Chef hinzu. Die Regierung werde das aber "sehr im Auge behalten". Sie werde sich auch künftig von dem Grundsatz "Humanität und Ordnung" leiten lassen.
Seehofer hatte sich im Bundestag geäußert, nachdem er quasi dorthin zitiert worden war. Auf Antrag der Grünen hat der Bundestag Seehofer während des WM-Fußballspiels Deutschland gegen Südkorea zur Teilnahme ins Parlament beordert. Dort bekam er ordentlich Kritik:
Der AfD-Politiker Andreas Mrosek, rief dazu auf, im Mittelmeer aufgegriffene Flüchtlinge "an die nächste Küste zurückzubringen". Auch machte er diese selbst für ihre Seenotsituation verantwortlich.
Regierungssprecher Steffen Seibert hatte am Mittag noch gesagt, die Bundesregierung prüfe die Aufnahme eines Teils der 230 Menschen auf dem Schiff. Darüber seien Gespräche in der Bundesregierung im Gange.
Das deutsche Rettungsschiff "Lifeline" mit etwa 230 aus Seenot geretteten Migranten an Bord hatte am Mittwoch die Erlaubnis erhelten, einen maltesischen Hafen anzulaufen.
Die Organisatoren hatten befürchtet, dass die Lage aufgrund der Erschöpfung und der Schwäche der Menschen "eskalieren" könne. Sehr viele Menschen seien schwer seekrank und benötigten Hilfe, hieß es in einer Mail an die maltesischen Behörden.
Das Schiff mit etwa 230 Migranten und 17 deutschen Besatzungsmitgliedern war seit fast einer Woche im Mittelmeer blockiert. Malta wollte das Boot nur anlegen lassen, wenn garantiert war, dass andere EU-Staaten auch Flüchtlinge aufnehmen.
Am Dienstag hatte der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte erklärt, dass er mit dem maltesischen Premierminister Joseph Muscat telefoniert habe und das Schiff dort anlegen dürfe.
Zuvor hatte Malta die Aufnahme des Schiffes abgelehnt. Auch kein anderes Land hatte sich bereit erklärt, die "Lifeline" aufzunehmen.
Etwa 230 Migranten und mehrere deutsche Besatzungsmitglieder harrten seit Donnerstag auf dem Schiff "Lifeline" der Dresdner Organisation "Mission Lifeline" im Meer aus.
Ein Mensch habe bereits wegen eines medizinischen Notfalls von dem Schiff evakuiert werden müssen, teilte die Organisation auf Twitter mit.
(sg/yp/hd/ fh/pb/afp/rtr)