Fünf Tage sind seit dem Anschlag in Straßburg vergangenen, nun ist ein
weiteres Opfer an seinen Verletzungen gestorben. Der Mann stammte aus Polen, lebte aber schon seit rund 20 Jahren in Straßburg, wie die Pariser Staatsanwaltschaft am
Sonntagabend auf dpa-Anfrage bestätigte. Damit stieg die Zahl der
Todesopfer des Anschlags auf fünf. Unklar blieb zunächst, ob es sich
bei dem zuletzt Verstorbenen um jenen Mann handelt, der bereits vor Tagen für
hirntot erklärt worden war. Bei dem Anschlag in der Innenstadt waren
am Dienstag auch zahlreiche Menschen verletzt worden.
Nach einem Bericht der polnischen Zeitung "Gazeta Wyborcza" soll der
36-jährige Mann aus Katowice am Tag des Anschlags noch
Schlimmeres verhindert haben. Er habe mit mehreren Bekannten vor einem Musikclub
gestanden, um eine Zigarette zu rauchen. Als die Männer den Schützen
erblickten, hätten sie sich ihm in den Weg gestellt und die Tür
verschlossen. Sonst hätte es womöglich ein noch größeres Blutbad
gegeben so wie im Pariser Konzertsaal Bataclan im November 2015,
merkte die Zeitung aus Warschau unter Berufung auf Augenzeugen an.
Gedenken an die Opfer des Straßburg-AnschlagsBild: reuters
Der mutmaßliche Attentäter Chérif Chekatt wurde am Donnerstagabend
nach einer zweitägigen Großfahndung auf der Flucht erschossen. Sein
Motiv ist noch immer nicht eindeutig geklärt. Die Terrormiliz
Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag nach dem Tod Chekatts
für sich und bezeichnete ihn posthum als einen ihrer "Soldaten".
Frankreichs Innenminister Christophe Castaner wertete dies als "opportunistische" Wortmeldung, die nichts ändere.
Bekannt ist, dass der Angreifer Zeugen zufolge "Allahu Akbar" (Allah
ist groß) gerufen hat. Außerdem sei eine Radikalisierung Chekatts
während eines Gefängnisaufenthaltes aufgefallen, hieß es vonseiten
der Behörden. Chekatt wurde in zwei Antiterrorverzeichnissen der
französischen Regierung geführt und vom Geheimdienst überwacht.
Menschen gedenken der Opfer.Bild: imago stock&people
Vier vorübergehend festgenommene Angehörige Chekatts wurden
inzwischen aus dem Polizeigewahrsam entlassen, wie französische
Medien am Sonntag unter Berufung auf die Pariser Staatsanwaltschaft
berichteten. Demnach konnte seinen Eltern und zwei Brüdern nichts zur
Last gelegt werden. Außerdem hatten die Ermittler drei weitere
Personen aus Chekatts Umfeld in Gewahrsam genommen. Zwei von ihnen
wurden nun ebenfalls auf freien Fuß gesetzt, wie die französische
Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft
meldete. Eine Person befand sich weiter in Gewahrsam.
Am Sonntag gedachten in Straßburg Hunderte Menschen der Opfer. Die
Gedenkzeremonie fand vor der riesigen Weihnachtstanne auf dem
Kléber-Platz statt. Sie wurde von Menschenrechtsorganisationen
organisiert.