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Russland: Putin bittet Kasachstan bei "Eier-Problem" um Hilfe

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Russland hat aktuell ein massives Eier-Problem. Putin sieht sich gezwungen, um Hilfe zu bitten.Bild: Pool Sputnik Kremlin / Gavriil Grigorov
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Russland: Putin bittet Kasachstan bei "Eier-Problem" um Hilfe

19.01.2024, 10:4519.01.2024, 11:04
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Die russische Kriegsführung in Moskau versucht weiterhin, ihren völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Ukraine im eigenen Land zu verheimlichen und als "Militäroperation" kleinzureden.

Dabei sind die erheblichen Verluste, die auf beiden Seiten entstehen, auch für Russland nicht mehr zu erklären. Schließlich besitzen die verstorbenen Soldaten auch Familie, die ihre Ehemänner und Väter vermissen. Viele Männer wollen aus dem Grund nicht eingezogen werden.

Dagegen versucht der russische Präsident Wladimir Putin bereits seit Monaten mit Nachdruck vorzugehen. So wirbt er eindringlich um neue Soldaten – und schreckt nicht einmal davor zurück, verurteilte Straftäter aus Gefängnissen befreien zu lassen, um sie an der Front einzusetzen. Versprochen bekommen diese von Putin unter gewissen Umständen etwa eine Straffreiheit.

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Nur blöd, wenn sie dann nicht an der Front überleben – wie die meisten von ihnen. Das wissen viele offenbar auch, denn kürzlich machte ein Bericht die Runde, der nahelegt, dass Putin als Druckmittel in den Gefängnissen wohl die Heizungen – bei gleichzeitigen Minusgraden im Land – abdrehen lässt.

Auch an der Flugverkehrs-Front spüren Russ:innen Auswirkungen des Krieges, wie zahlreiche Zwischenfälle in den vergangenen Wochen nahelegten. Offensichtlich hat Russland durch die ihnen auferlegten westlichen Sanktionen erhebliche Probleme mit der Ersatzteillieferung.

Noch alltagsnaher kommt allerdings dieses Problem: die Eier-Krise, in der sich Russland offensichtlich derzeit befindet. Nun wendete sich Putin Hilfe suchend an Kasachstan. Doch kann Präsident Kassym-Jomart Tokajew helfen? Experte Temur Umarov, der am Carnegie Endowment for International Peace, mit Fokus auf China, Russland und Zentralasien forscht, klärt auf.

Russland: Putin muss Kasachstan um Hilfe bitten

Eine mutige russische Rentnerin hatte Putin im Dezember vor laufender Kamera auf das Eier-Problem angesprochen. Bei Putins großer Fernseh-Sprechstunde Mitte Dezember fragte Irina Alexandrowna Akopowa ihn: "Wo und wann hat es so hohe Lebensmittelpreise schon einmal gegeben?" Dabei sprach sie die immens gestiegenen Preise für Eier in dem Land an:

"Zehn Eier kosten bis zu 220 Rubel (umgerechnet rund 2,20 Euro)! Wladimir Wladimirowitsch, haben Sie Mitleid mit den Rentnern. Wir bekommen doch keine Millionen-Rubel-Rente!"

Zur Veranschaulichung: Die russische Durchschnittsrente liegt bei etwa 200 Euro. Putin nahm die anklagenden Worte der Rentnerin offenbar sehr ernst, stritt die Preissteigerungen nicht ab. Stattdessen erklärte er: Die Einkommen der Russ:innen seien gestiegen – und damit auch die Nachfrage nach Eiern. "Ich esse selbst gern Rührei", erklärte Putin. Die Regierung habe es versäumt, rechtzeitig auf die Nachfrage zu reagieren und genug Eier zu importieren. Natürlich werde man in naher Zukunft Abhilfe schaffen.

Das stellten einige Expert:innen allerdings bereits infrage. Dennoch soll diese Abhilfe nun in Form von Kasachstan erfolgen, wie neue Berichte zeigen.

Zum Hintergrund: Kasachstan exportiert bereits seit Jahren große Mengen an Eiern unter anderem nach Russland, aber auch Afghanistan, Kirgistan oder Usbekistan. Allerdings gab es eine Beschränkung für kasachische Viehprodukte seitens Russland, die nun zum 15. Januar aufgehoben wurden.

Der Preis für Eier in Russland ist in den vergangenen Jahren bis 2023 um 46,2 Prozent gestiegen. Deshalb hatte die Regierung – auch in Bezug auf das von Putin geführte Gespräch mit der Russin im Dezember – angekündigt, in der ersten Jahreshälfte dieses Jahres 1,2 Milliarden Eier von den Einfuhrzöllen zu befreien.

Die Vizepremierminister Russlands und Kasachstans, Serik Zhumangarin und Alexei Overchuk, trafen sich nun, um zu vereinbaren, dass Kasachstan seine Eier-Lieferungen an seinen größten Handelspartner erhöhen werde.

Die russische Seite habe die kasachische Seite aufgefordert, die Lieferung von Hühnereiern an ihre Einzelhandelsketten zu erhöhen, geht aus einer kasachischen Regierungserklärung hervor. Zhumangarin habe daraufhin das Landwirtschaftsministerium angewiesen, diese Frage so schnell wie möglich zu prüfen und eine Möglichkeit zu finden, die Lieferung kasachischer Produkte in die Grenzregionen Russlands zu erhöhen.

Asien-Experte ordnet Putin-Forderung nach Kasachen-Eiern ein

"Ich denke nicht, dass Kasachstan den Verlust an Eiern in Russland ausgleichen wird", urteilt der Experte Umarov auf Nachfrage von watson scharf. Er begründet dies mit der Produktion für den eigenen Konsum. Dieser werde zu niedrig sein, um die geforderte Menge an Russland zu liefern.

Allerdings sei Umarov der Meinung, dass Kasachstan sicher nicht der einzige potenzielle Importeur von Eiern für Russland sein wird. (Beispielsweise liefert Aserbaidschan ebenfalls Eier.)

Grundsätzlich sehe der russische Markt derzeit nicht gut aus, betont Umarov. Ob ein solches "Betteln" nach Konsumgütern seitens Putin an andere Staaten Konsequenzen für den Präsidenten haben könnte, kann der Experte daher nicht ausschließen. Es sei aber vermutlich machbar für Putin, ohne deshalb Ansehen zu verlieren.

Sorge vor Urankatastrophe in Russland wächst

Russland steht in weiten Teilen unter Wasser. Die Frühjahrsflut soll nach Zählungen der Behörden bereits 18.000 Häuser unter Wasser gesetzt haben. Vor allem in den Gebieten Orenburg im Süden des Ural-Gebirges und im sibirischen Gebiet Kurgan breitete sich demnach die Flut aus. In der gleichnamigen Gebietshauptstadt Kurgan schwoll der Fluss Tobol binnen eines Tages um fast anderthalb Meter an.

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