Die argentinische Hauptstadt war tagelang wie lahmgelegt: 25.000 Polizisten und Soldaten schützten die mächtigen Teilnehmer des G20-Gipfels 2018. Von Freitag bis Samstag tagten die Staats- und Regierungschefs, sprachen über den Welthandel, Klimaschutz und Migration – zu großen Ergebnissen konnten sich die Staats- und Regierungschefs nicht durchringen.
Ein bisschen was passierte dennoch – wir geben den Überblick über die wichtigsten Fragen.
Der größte Erfolg ist, dass es eine Abschlusserklärung überhaupt gibt. Ein Scheitern wäre ein Novum und ein Offenbarungseid der G20 gewesen.
Ein Überblick über die einzelnen Ergebnisse der nächtelangen Verhandlungen:
Die beiden Staatschefs konnten einen "Waffenstillstand" vereinbaren. Ab 1. Januar wollen sich China und die USA nicht mehr mit zusätzlichen Zöllen bekriegen. Stattdessen soll intensiv verhandelt werden. Dabei setzte Donald Trump der chinesischen Seite aber eine 90-tägige Frist, um geforderte Konzessionen zu machen.
Neue Verhandlungen werden aufgenommen, um eine Lösung zu finden, teilten beide Seiten nach dem Abendessen von Trump mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping mit, das im Anschluss an den G20-Gipfel in Buenos Aires stattgefunden hatte.
Die USA versprachen, ihre zusätzlichen Zölle auf chinesische Einfuhren vorerst nicht wie geplant zu erhöhen oder auszuweiten. Im Gegenzug sicherte China zu, seine Importe aus den USA zu erhöhen, um das Handelsungleichgewicht zu verringern.
Ob die Annäherung der beiden großen Volkswirtschaften auch ein Signal sein kann, die Handelskonflikte zwischen den USA und Europa beizulegen, blieb zunächst offen
Merkel versuchte bei dem Gespräch vor allem im Ukraine-Konflikt zu deeskalieren. Merkel erklärte nach dem Treffen, sie habe ein Treffen auf Beraterebene im sogenannten Normandie-Format angeregt, dem Deutschland, Frankreich, Russland und die Ukraine angehören.
Putin zeigte sich jedoch wenig entgegenkommend: Nach Gipfelende richtet der Russe im Stile Trumps eine deftige Drohung an die ukrainische Regierung: "Das ist eine Partei des Krieges, und solange sie an der Macht ist, werden Tragödien dieser Art und der Krieg andauern." Das Thema wird Merkel weiter ziemlich beschäftigen, die Bundesregierung war von den USA und der Ukraine zur Vermittlung in dem Konflikt aufgerufen worden.
Mit Trump redet Merkel auch, 30 Minuten lang, in einem schmucklosen Raum in der Messehalle am Rio de la Plata. Der schwärmt dabei von der "großartigen Beziehung" zur Kanzlerin. Aber während er Deutschland sonst gerne mal via Twitter beschimpfte, gibt er sich diesmal ziemlich zahm – er will diesen Gipfel anders als beim G7-Treffen im Mai nicht sprengen.
Neben dem Ukraine-Konflikt besprachen sie auch den angekündigten Ausstieg der USA aus dem INF-Atomabrüstungsvertrag und die damit verbundenen nächsten Schritte der US-Seite, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert nach Ende des Gesprächs mit.
Das Weiße Haus teilte mit, es sei auch um die Stärkung der Nato und um die Energiesicherheit in Europa gegangen. Die USA wollen seit langem, dass Deutschland seinen Verteidigungshaushalt ausbaut, um dem Nato-Ziel, dass Mitgliedsländer zwei Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes für die Verteidigung ausgeben sollen, näher zu kommen.
Von wegen, über Trumps PR-Waffe Twitter kommen vor allem warme Worte: So lobte Trump während des Gipfels etwa seinen verstorbenen Vorgänger George H. W. Bush, bedankte sich artig bei Gipfel-Gastgeber Argentiniens Staatschef Mauricio Macri und den Kollegen für tolle Gespräche und produktives Arbeiten.
Das schon minutiös geplante Treffen mit Putin sagte Trump dann aber - offiziell wegen der Ukraine-Krise - ab. Wichtige weltpolitische Fragen, darunter die Zukunft des Atomabrüstungsvertrages INF, bleiben somit auf höchster Ebene unbehandelt. Es kommt gerade mal zum Smalltalk der beiden beim Dinner im berühmten Teatro Colón.
Nur am Rande. Das nach dem Mord am Journalisten Jamal Khashoggi im Konsulat Saudi-Arabiens in Istanbul heikle Thema Saudi-Arabien überlässt der US-Präsident seinem Außenminister Mike Pompeo. Einen Handschlag mit dem saudischen Kronprinzen, so wie Wladimir Putin ihn zelebrierte, wollte Trump nicht.
Ohnehin wird Mohammed bin Salman sehr freundlich behandelt. Offene Kritik oder auffällige Distanz: Fehlanzeige. Auch das ist eine Botschaft: Öl- und Rüstungsgeschäfte sind vielen wichtiger.
(pb/dpa)