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Ukraine-Krieg: Drastischer Wandel in Russland – Putin verliert Zuspruch

Russian President Vladimir Putin makes a video address to participants of the 2nd National Healthcare Congress at the Kremlin in Moscow, Russia, Friday, Dec. 1, 2023. (Mikhail Klimentyev, Sputnik, Kre ...
Seit beinahe zwei Jahren führt Russlands Präsident Wladimir Putin einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Bild: Pool Sputnik Kremlin / Mikhail Klimentyev
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Drastischer Wandel in Russland: Putin verliert Zuspruch für Ukraine-Krieg

01.12.2023, 17:16
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Jetzt könnte es brenzlig für Kreml-Chef Wladimir Putin werden. Zumindest sollten die Ergebnisse einer neuen Umfrage – eines unabhängigen Meinungsinstituts – dem russischen Präsidenten Sorgenfalten bereiten.

Denn laut der russischen Meinungsumfrage sinkt der Zuspruch für die Invasion in der Ukraine gravierend.

Russian President Vladimir Putin, center, poses for a photo with Members of Russia's Young Army Cadets National Movement members and children of fallen heroes of the special military operation in ...
Anscheinend gibt es einen Wandel im russischen Volk, wenn es um den Krieg in der Ukraine geht.Bild: Pool Sputnik Kremlin / Gavriil Grigorov

Putin brechen wohl die "konsequenten" Unterstützer weg

Die Zahlen dazu liefert die russische Oppositions-Umfrageorganisation Chronicles. Demnach befürworten 40 Prozent der Befragten einen Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine – ohne das Erreichen der russischen Kriegsziele.

Anfang November verkündetet die nicht-staatliche Forschungsorganisation "Levada Analytical Center" hingegen, dass die Mehrheit der russischen Befragten ein Kriegsende ablehnen, wenn es mit der Rückgabe aller besetzten ukrainischen Gebiete verbunden wäre.

Laut Chronicles zeigt sich aber ein deutlicher Wandel unter den "konsequenten" Befürworter:innen der Invasion. Sprich, unter jenen Russ:innen, die einem Ende der Invasion erst dann zustimmen, wenn Russland seine Kriegsziele erreicht hat.

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Diese Zahl der Unterstützer:innen sei zwischen Februar 2023 und Oktober 2023 von 22 Prozent auf 12 Prozent gesunken. Das gehe aus den Daten der Telefonumfrage im Oktober hervor, wie Chronicles berichtet. Die Unzufriedenheit im Land steige zudem weiter an.

Angehörige der Soldaten reichen Beschwerden ein

Die US-Denkfabrik "Institute for the Study of War" (ISW) weist darauf hin, dass der russische Krieg in der Ukraine neue soziale Spannungen im Land schaffe – aber auch bestehende anheize. Diese seien "trotz der anhaltenden Zensurbemühungen des Kremls im russischen Informationsraum deutlich sichtbar", heißt es.

Vor allem unter den Familien der eingezogenen Soldaten mache sich große Unzufriedenheit breit.

Angehörige von mobilisiertem Personal reichen laut ISW weiterhin zahlreiche Beschwerden ein und bitten um Hilfe für die Soldaten. Demnach haben russische Bürger:innen seit Beginn des Angriffskriegs in der Ukraine mehr als 180.000 Beschwerden über das Verteidigungsministerium eingereicht. Das geht aus einem Bericht der russischen Oppositionszeitung "Vazhnye Istorii" Ende November hervor.

Hier gehe es meist um ausbleibende Zahlungen der Soldaten an der Front. Aber auch über fehlende Informationen zum Aufenthalt vermisster Armee-Angehöriger in der Ukraine. Auch werde die schlechte medizinische Versorgung bemängelt.

Das ISW berichtet, dass auch der ukrainische Geheimdienst diesen Wandel in Russland wahrnimmt. Demnach nehmen die Proteste und sozialen Spannungen in Russland, insbesondere in Westrussland, aufgrund des Krieges in der Ukraine zu. Dies sorge bereits für reichlich Gesprächsstoff in den obersten Rängen der russischen Führung, heißt es.

Putin braucht jedoch weiterhin Soldaten für die Invasion, aber auch jede Menge Geld. Demnach verkündetet der russische Finanzminister Anton Siluanow Ende Oktober: Russland wird seine Militärausgaben bis 2024 verdoppeln.

"Die Gesamtausgaben für die Landesverteidigung werden im Vergleich zu den Vorjahren erheblich steigen. 29 Prozent aller Haushaltsausgaben sind heute für unsere Hauptaufgabe bestimmt – unseren Sieg zu sichern", sagt Siluanow.

Und die sind wohl auch dringend nötig. Immer wieder sickern Aufnahmen von russischen Soldaten durch, in denen sie ihre aussichtslose Lage schildern.

Soldaten berichten über ihre dramatische Lage an der Front

"... fand eine Dose mit geschmortem Fleisch, verdünnte es mit Wasser aus dem Dnipro und trank es eine Woche lang, um nicht zu verhungern", heißt es in einem Video. Mehrere russische Soldaten geben Details über das Leben an der Front in der Region Cherson preis, schreibt der Berater des ukrainischen Innenministeriums, Anton Gerashchenko.

Darin behaupten sie, das russische Verteidigungsministerium habe sie im Stich gelassen. Es fehle an Lebensmitteln, Medikamenten bis hin zu Uniformen. All das müssen sie mit ihrem eigenen Geld zahlen, das ihnen ihre Frauen schicken. Zumindest das, was noch übrig sei. Denn sie würden kein Gehalt erhalten. Zudem ziehe es das Kommando vor, die Verwundeten verrotten zu lassen, anstatt Evakuierungsbefehle zu erteilen.

Zum Hintergrund: Knapp die Hälfte der Russen können sich mit ihrem Einkommen gerade so Nahrungsmittel und Kleidung kaufen. Das zeigt etwa das Credit-Suisse-Ranking 2022. Bis heute sei die Mehrheit der russischen Bevölkerung arm und kämpfe ums Überleben – vor allem auf dem Land.

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