Russland wollte mit seiner "speziellen Militäroperation" in wenigen Tagen Kiew einnehmen. Mehr als 20 Monate später muss das russische Militär unter anderem ehemalige Strafgefangene für die Invasion rekrutieren – und bietet ihnen dafür offenbar eine gute Summe Geld an.
Denn: Russlands Verluste sind laut Expertenstimmen groß. Derzeit fordern die brutalen Gefechte um die Stadt Awdijiwka im Osten der Ukraine einen hohen Blutzoll. Nach Angaben des ukrainischen Militärsprechers Oleksandr Stupun sind seit Beginn der feindlichen Offensive am 10. Oktober mehr als 5000 russische Soldaten getötet oder verletzt worden.
Insgesamt soll Russland mehr als 300.000 Soldaten verloren haben. Das geht aus der jüngsten Einschätzung des ukrainischen Verteidigungsministeriums hervor. Laut des britischen Verteidigungsministeriums haben etwa 150.000 bis 190.000 russische Soldaten ihr Leben in Russlands völkerrechtswidrigen Angriffskrieg verloren.
Klar ist: Russland scheut keine Soldatenleben, um neue Gebiete einzunehmen. Das zeigt auch ein kürzlich angeblich abgehörtes Telefonat eines russischen Soldaten mit seiner Mutter. Laut ihm ist es ein Gemetzel. "Mehr als tausend wurden dort getötet. Das erste und das zweite Bataillon wurden nach vorne geworfen – es gibt höllisch viele 200er [russischer Militärcode für Tote], sogar noch mehr 300er [Code für Verwundete]."
Die Reihen müssen wieder aufgefüllt werden und anscheinend greift der Kreml für seine "Fleischwolf-Taktik" an der Front tief in die Tasche.
Dabei lockt Russland etwa russische Gefangene mit vielversprechenden Geldsummen. Bis zu 2000 Dollar (1900 Euro) sollen sie erhalten, wenn sie in der Ukraine kämpfen. Im Falle von Verletzungen stünde den Soldaten angeblich eine Entschädigung von 31.000 Dollar (29.400 Euro) zu. Das soll ein Soldat kürzlich dem US-finanzierten Sender "Sever Realii" berichtet haben, schreibt die "Frankfurter Rundschau".
Solche Beträge sind für viele Russen jede Menge Geld. Zudem sollen wohl Familien der im Kampf Getöteten 52.000 Dollar (49.200 Euro) erhalten. Doch es gibt einen Haken – der zu gern verheimlicht wird.
Russland schickt die Militäreinheiten aus Strafgefangenen oft zu den gefährlichsten Frontabschnitten, wie ein Bericht von "Reuters" zeigt. Inoffiziell seien diese Einheiten auch als "Storm Z" bekannt. Die Einheiten haben laut dem britischen Verteidigungsministerium die "niedrigste Priorität" in Bezug auf Logistik und medizinischer Versorgung.
Auch der "Storm Z"-Soldat übt im Gespräch mit dem Sender "Sever Realii" harsche Kritik. Laut ihm wird den Männern zuvor nicht ausreichend klar gemacht, auf was sie sich einlassen. Obendrauf verkündete der russische Finanzminister Anton Siluanow kürzlich: Russland wird seine Militärausgaben bis 2024 verdoppeln.
"Die Gesamtausgaben für die Landesverteidigung werden im Vergleich zu den Vorjahren erheblich steigen. 29 Prozent aller Haushaltsausgaben sind heute für unsere Hauptaufgabe bestimmt – unseren Sieg zu sichern", sagt Siluanow.