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Ukraine-Krieg: Geleaktes Telefonat enthüllt Details über Russlands Verluste

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Wie es aussieht, läuft nicht alles nach Plan für die Russen an der Front. Bild: imago images / Alexander Reka
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Ukraine-Krieg: Geleaktes Telefonat enthüllt brisante Details über Russlands Verluste

30.10.2023, 18:2130.10.2023, 18:22
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Derzeit konzentriert sich das russische Militär vor allem auf die Stadt Awdijiwka im Osten der Ukraine. Schon jetzt haben die heftigen Gefechte einen hohen Blutzoll gefordert. Nach Angaben des ukrainischen Militärsprechers Oleksandr Stupun sind seit Beginn der feindlichen Offensive am 10. Oktober mehr als 5000 russische Soldaten getötet oder verletzt worden. Russland habe auch bis zu 400 gepanzerte Fahrzeuge verloren.

Insgesamt soll Russland etwa 300.000 Soldaten verloren haben. Das geht aus der jüngsten Einschätzung des ukrainischen Verteidigungsministeriums hervor. Über 5000 Panzer soll das ukrainische Militär demnach zerstört haben. Die Zahlen lassen sich jedoch nicht unabhängig überprüfen.

The gutted remains of a destroyed Russian tank lies at the frontline a few kilometers from Andriivka, Donetsk region, Ukraine, Saturday, Sept. 16, 2023. The 3rd Assault Brigade said it took the villag ...
Ausgebrannte Überreste eines zerstörten russischen Panzers liegen an der Front wenige Kilometer vor Awdijiwka.Bild: AP / Alex Babenko

Laut des britischen Verteidigungsministeriums sind bisher etwa 150.000 bis 190.000 russische Soldaten gefallen. Klar ist: Russland scheut keine Soldatenleben, um Awdijiwka einzunehmen. Das gleiche Szenario spielte sich schon bei der brutalen Einnahme von Bachmut ab – dem letzten richtig großen Erfolg Russlands.

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Der russische Präsident Wladimir Putin ist offenbar bereit, einen großen Blutzoll für den Angriffskrieg gegen die Ukraine zu zahlen. Das geht auch aus einem geleakten Telefonat eines russischen Soldaten mit seiner Mutter hervor.

Russischer Soldat klagt über hohe Verluste

"Dieser ganze Wald, der vor uns liegt, ist übersät mit toten Soldaten. Sie können nicht einmal Iwaniwka einnehmen!", soll der russische Soldat seiner Mutter anvertraut haben. Das angeblich abgefangene Gespräch veröffentlichte der ukrainische Militärgeheimdienst auf Telegram, worüber auch die Kyiv Post berichtet.

Brisant: Laut des russischen Soldaten ist die Eroberung ukrainischer Siedlungen unmöglich.

"Da ist so ein Gemetzel im Gange“, äußert er sich laut der Zeitung. "Mehr als tausend wurden dort getötet. Das erste und das zweite Bataillon wurden nach vorne geworfen – es gibt höllisch viele 200er [russischer Militärcode für Tote], sogar noch mehr 300er [Code für Verwundete]."

ARCHIV - 26.12.2022, Ukraine, Awdijiwka: Ukrainische Soldaten feuern eine französische Panzerhaubitze vom Typ CAESAR auf russische Stellungen. (zu dpa: "Milliardensumme soll Munitionsproduktion i ...
Ukrainische Soldaten feuern eine französische Panzerhaubitze vom Typ CAESAR auf russische Stellungen.Bild: AP / Libkos

Der Russe zweifelt weitere Gebietseinnahmen an: "Es ist lächerlich, dass sie immer noch die Eroberung Nowoseliwkas oder sogar Kupjansks erwähnen, das muss ein Scherz sein!" Die Kyiv Post führt aus, dass der Soldat erklärt, dass die Ukraine aufgrund ihrer starken Befestigungen einen bedeutenden Vorteil habe. Wenn Putins Streitkräfte eine Truppe von 20 Soldaten entsenden, würden nur "zwei oder drei zurückkommen".

Der ukrainische Militärgeheimdienst konnte bisher schon mehrere Gespräche von russischen Soldaten abfangen. Erst vor wenigen Wochen veröffentlichte er dazu einen weiteren Fall.

Soldat ist zu schwach für seine Schutzweste

Ein russischer Soldat klagte am Telefon über Hunger und Durst. Demnach fehle seit drei Wochen der Nachschub an Lebensmitteln, und seit einer Woche frisches Wasser. "Ich ziehe bereits meine Schutzweste aus, ich habe nicht die Kraft, sie zu tragen, und wen kümmert es schon, wenn du verwundet bist – sie nehmen dich nicht raus", heißt es im Bericht.

Mehr als 200 Leichen liegen laut ihm auf dem Feld, keiner würde sich um sie kümmern. "Niemand schert sich um uns, niemand schert sich um die Offensive", klagt er. Alles sei "im Arsch", flucht der Russe.

Expertenstimmen warnen, auch wenn die russische Armee mit ihrer Taktik etwa Awdijiwka einnehmen sollte, dürften sie damit einen hohen Preis für den weiteren Kriegsverlauf zahlen. Davon geht das US-Thinktank "Institute for the Study of War" (ISW) in ihrem täglichen Lagebericht zum Ukraine-Krieg am Donnerstag (26. Oktober) aus.

"Das russische Kommando wird wahrscheinlich Schwierigkeiten haben, die russischen Ausrüstungsverluste, insbesondere bei gepanzerten Fahrzeugen, auszugleichen“, heißt es. Doch auch die schwindende Kampfmoral unter den Soldaten könnte wohl ein zunehmendes Problem werden.

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