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Weil eine Schwarze in Yale einschlief, rief eine Studentin sofort die Polizei

Yale-Skandal Rassismus
Lolade Siyonbola studiert seit 2017 an der Yale University in Connecticut.Bild: imago/instagram montage
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Diese Studentengeschichte zeigt, warum Rassismus auch in der US-Elite ein Problem ist

15.05.2018, 18:2126.05.2018, 16:10
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Hunderte Studenten schlafen jeden Tag über ihren Büchern in der Uni ein. Für Yale-Studentin Lolade Siyonbola endete das allerdings mit einer Befragung durch die Polizei. Der Grund: Sie ist schwarz.

Eine ihrer Kommilitoninnen konnte sich nicht vorstellen, dass Lolade tatsächlich eine eingeschriebene Studentin sein könne und rief die Beamten. Alltagsrassismus – inmitten der intellektuellen Elite der USA. 

Was war passiert?

Lolade Siyonbola studiert seit 2017 an der Yale University in Connecticut. Yale gehört zu den acht Elite-Universitäten der USA, der sogenannten Ivy League.

Nur sieben Prozent der Bewerber schaffen es an die renommierte Bildungseinrichtung. Als Lolade am 24. August einziehen konnte, war sie sichtlich stolz darauf.

Lolade schoss ein Selfie mit Yale-T-Shirt und Schlüsselband der Universität.

Doch ihre Zugehörigkeit wurde am 8. Mai morgens um 1.40 Uhr in Frage gestellt.

Lolade war über ihrer Arbeit im Gemeinschaftsraum eingeschlafen, als sie von einer Kommilitonin namens Sarah geweckt wurde. Die verkündete, sie habe soeben die Polizei gerufen. “Ich hatte eine stressige Woche,” erzählte Lolade bei ABC News.

"Ich dachte nur: Das muss ein Scherz sein."
Lolade über den Polizeieinsatz

War es nicht. "Uns hat eine Frau gesagt, dass hier jemand sei, der kein Anrecht hätte hier zu sein", erklärte einer der herbeigerufenen Polizisten Lolade. "Wir müssen überprüfen, dass sie wirklich hier leben." Und das obwohl die 34-Jährige vor den Augen der Beamten ihren Schlafraum aufschloss.

Ganze 20 Minuten dauerte der unnötige Polizeieinsatz.  "Jemand, der die Polizei so benutzt, sollte zur Verantwortung gezogen werden", sagte Lolade dem Sender ABC weiter. "Ich glaube, Sarah würde zweimal darüber nachdenken, die Polizei zu rufen, wenn das bestraft werden würde."

Denn Sarah, die gerade ihren Doktor in Philosophie schreibt, rief bereits mehrfach die Beamten, um Mitstudenten zu melden. Erst zwei Wochen vor diesem Vorfall, hatte die 43-Jährige die Polizei gerufen, weil Lolades Kumpel das Treppenhaus benutzt hatte – er ist ebenfalls schwarz.

Ein Einzelfall?

Ganz und gar nicht.

Am 30. April wurde die Polizei nach Rialto, Kalifornien, gerufen, weil vier schwarze Menschen mit Koffern ein Haus betreten wollten. Sie wurden von Beobachtern als Einbrecher eingestuft. Es waren aber Airbnb-Mieter.

Ein Tag der offenen Tür endete Anfang Mai für zwei amerikanische Ureinwohner bitter. Die Brüder wollten sich bei einer Tour die Colorado State University anschauen, lösten aber mit ihrer Anwesenheit Panik bei der Mutter eines Studenten aus. Diese rief die Polizei. Sie würde "verdächtiges Verhalten" beobachten. Es stellte sich heraus: Die Brüder waren einfach nur schüchtern gewesen und hatten sich nicht namentlich vorgestellt. 

2013 endete ein Autocrash in Detroit tragisch. Eine verletzte 19-Jährige stieg aus dem Unfallwagen und klingelte beim nächstbesten Haus, um Hilfe zu holen. In der vorrangig weißen Nachbarschaft hielt der Hausbesitzer sie für eine Einbrecherin, verteidigte er sich später vor Gericht – und erschoss die Hilfesuchende noch vor seiner Haustür.

Rassismus lebt selbst in den klügsten Köpfen

Rassismus, glauben viele, findet vor allem in bildungsfernen Gesellschaftsschichten statt. Bei Trump-Wählern. Der Arbeiterklasse aus ländlichen Gebieten, Proleten und Ungebildeten. Denen, die es nicht besser wissen.

Doch wie Lolades Fall zeigt, ist das eine faule Ausrede.

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Rechts sind nicht nur die Anderen

Hatte Sarah sich nicht vorstellen können, dass eine schwarze Frau genauso qualifiziert sein könnte, wie sie? Gibt es so wenig schwarze Studenten in Yale, dass die wenigen direkt für Einbrecher gehalten werden?

Gut möglich. Eigenangaben der Universitäten zeigen: In Yale sind über die Hälfte der Studenten weiß (52%), nur etwa jeder Zehnte schwarz (11%). Ähnlich sieht es beim Anteil von schwarzen und weißen Studenten bei den anderen Elite-Universitäten aus:

  • An der Brown University im US-Bundesstaat Rhode Island studieren 42 Prozent weiße Studenten, nur 6 Prozent der Studenten dort sind schwarz. 
  • An der Princeton University in New Jersey studieren 57 Prozent weiße Studenten und 8 Prozent schwarze.
  • An der Columbia University in New York studieren 13 Prozent schwarze Studenten.

Auch die bekannte Schriftstellerin Zinzi Clemmons studierte früher an der Brown University und beklagte 2017, dass es an ihrem Campus eine Clique von "Hipster-Rassisten" gegeben hätte, die politisch inkorrekte Dinge wie "Neger" sagten, nur um es als Witz abzutun, sich dabei cool und provokant vorkamen. "Sie nutzen Sarkasmus als Schutz", so Clemmons.

Und jetzt?

In Lolandas Fall stellte sich nicht nur die Online-Community, sondern auch die Universitätsleitung von Yale hinter sie. 

"Universitäten sind keine Utopien und ,people of colour' erleben hier, wie überall in unserem Land, Rassismus. Das macht mich wütend und enttäuscht", sagte Yales Präsident Peter Salovey in einem Statement.

Weiter teilte er mit:

"Mich haben diese Geschehnisse nachdenklich gemacht."
Yales Präsident Peter Salovey

Online geht das vielen noch nicht weit genug. Sie fordern den Rauswurf der Anruferin Sarah auf Twitter. 

#ExpelSara auf Twitter

Noch ist das allerdings nicht geschehen.

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