Er wollte doch nur eine Anekdote erzählen: Christian Lindners Bäcker-Geschichte ging nach hinten losBild: dpa
Deutschland
13.05.2018, 18:0014.05.2018, 07:02
Der FDP-Parteitag stand unter dem englischen Motto
"Innovation Nation". Originell wollte man sein. Partei-Chef Christian Lindner versuchte es mit einer Anekdote. Und es ging nach hinten los
Lindner schilderte eine Alltagsbeobachtung, die er später einem
zugewanderten Bekannten zuschreibt: Da bestellt sich einer beim
Bäcker "mit gebrochenem Deutsch ein Brötchen" - und die Leute in der
Schlange wissen nicht, "ob das der hoch qualifizierte Entwickler
Künstlicher Intelligenz aus Indien ist oder eigentlich ein sich bei
uns illegal aufhaltender, höchstens geduldeter Ausländer", sagt er in
seiner Parteitagsrede am Samstag. Und das könne Angst auslösen.
"Die Menschen müssen sicher sein, auch wenn jemand anders aussieht und nur gebrochen Deutsch spricht, dass es keine Zweifel an seiner Rechtschaffenheit gibt."
Christian Lindner
Lindner löst auf dem Parteitag vor allem eines aus: Eine heftige Rassismus-Diskussion
in sozialen Netzwerken.
In seiner Rede soll das Szenario die
Forderung nach einer gut organisierte Einwanderungspolitik
untermauern. Die brauche es, damit die Gesellschaft "befriedet" sei,
damit die anderen den Fremden nicht "schief anschauen und Angst vor
ihm haben", sagt Lindner. Dann könnten "alle sicher sein, dass jeder,
der sich bei uns aufhält, sich auch legal bei uns aufhält."
Damit will Lindner zwei Botschaften gleichzeitig senden: Da gibt es
eine verständliche Angst vor Fremden. Aber niemand soll sie haben
(müssen).
Die Bäcker-Anekdote machte die Runde und das Netz tat, was es mit am besten kann: Es shitstormte. Und zwar so ungemütlich, dass Lindner sich genötigt sah, sich zu erklären.
Am Sonntag versucht Lindner, die Kontroverse um die "Bäcker"-Passage
mit einer Videobotschaft einzufangen: "Wer in meinen Äußerungen
Rassismus lesen will oder Rechtspopulismus, der ist doch etwas
hysterisch unterwegs. Ich glaube, solche Debatten muss man nüchterner
und vernünftiger führen." Grundlage seiner Äußerungen sei eine reale
Situation, die ein zugewanderter Bekannter ihm geschildert habe, der
in seiner Umgebung Ressentiments und Ängste beobachte.
Für Chris Pyak, der auch bei der europäischen liberalen
Parteien-Dachorganisation Alde aktiv ist, Grund genug, die Partei zu
verlassen.
Die FDP und die AfD kämpfen zum Teil um die gleichen Wähler, das ist
kein Geheimnis. Dabei setzen die Freien Demokraten auf eine
Doppelstrategie: Probleme ansprechen, Einwanderung regeln,
gleichzeitig eine scharfe Trennlinie zu den Rechtspopulisten ziehen.
Eine Gratwanderung, wie sich zeigt.
Hier erklärt Pyak im Interview seinen Austritt:
Dabei sollte dieser erste Bundesparteitag nach dem Scheitern der
Verhandlungen mit CDU, CSU und Grünen doch vor allem eins:
Aufbruchstimmung verbreiten. Eine Wachstumsstrategie will Lindner
seiner Partei verordnen, als "zweistellige liberale
Kraft" soll sie sich verankern. Stand der Dinge: Bei 7 bis 9 Prozent
steht die FDP zurzeit in Umfragen. Viel Luft nach oben also.
Scharfe Attacken fuhr Lindner gegen CDU-Kanzlerin Angela Merkel:
"Jetzt ist Leadership nötig!"
Christian Lindner
Wenn Kanzler Helmut
Kohl (CDU) und Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) 1989 so
zögerlich gehandelt hätten, dann "hätte es die deutsche Einheit
niemals gegeben." Auch die CSU bekommt ihr Fett weg. Die "geht den
Weg von (Viktor) Orbán", sagt Lindner. Er meint den rechtsnationalen
ungarischen Regierungschef, der im Dauerclinch mit Brüssel liegt.
Und die Frauen? "Seit den 1970er Jahren haben wir hier ein
ungehobenes Potential", sagt Lindner. Weniger als 22 Prozent der mehr
als 63.000 Mitglieder sind Frauen, bei den Neuzugängen ist ihr Anteil
noch niedriger. Manuel Höferlin, Beisitzer im FDP-Bundesvorstand,
meint:
"Solange wir den Parteitag am Muttertag machen, brauchen wir kaum anfangen, über das Problem zu reden."
Manuel Höferlin
Nächstes Jahr trifft sich
die FDP im April.
(pbl/dpa)
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Kari Lake ist eine aufstrebende US-Politikerin der Republikanischen Partei. Sie ist eine loyale Anhängerin von Donald Trump und würde laut eigener Aussage selbst zur Waffe greifen, um ihn zu schützen.