Man könnte Katharina Schulze als große Rädelsführerin gegen die CSU bezeichnen. Eine Gegnerin für die Christsozialen im Herzen Bayerns, die tausende Demonstranten auf der Straße anführen kann – und die den liberalen Zeitgeist von Städten wie München oder Nürnberg verstanden hat.
Die 33-Jährige führt die Grünen im bayerischen Landtag an – bundesweit wurde sie wohl durch ihren Kampf gegen die bayerischen Polizeigesetze bekannt. Es folgte ein fulminanter Landeswahlkampf. Dort führte Schulze ihre Partei auf einmal auf den zweiten Platz. Die CSU verlor an diesem Tag zehn Prozentpunkte im Vergleich zur vorherigen Landtagswahl – die Grünen verdoppelten sich auf 17,6 Prozent. Ein großer Teil dieses Erfolgs dürfte an der Fähigkeit von Schulze gelegen haben, die liberalen Bürger des Landes für die Grünen zu begeistern.
Geboren wurde Schulze am Ammersee – und ist doch irgendwie echte Münchnerin. An Ludwig-Maximilians-Universität studierte sie Interkulturelle Kommunikation, Politikwissenschaft und Psychologie.
Schon seit 2008 arbeitet sie politisch für die Grünen – für Themen wie Gender und Umweltschutz. Schulze war aber auch bei zahlreichen lokalen Wahlkämpfen und Kampagnen (etwa gegen die olympischen Winterspiele in Bayern) federführend.
Schulze ist, was man neudeutsch eine echte Campaignerin nennt. Wer öfter einmal mit ihr gesprochen hat, weiß, dass sie die richtigen Worte finden kann, um zu überzeugen. Sie mischt Begeisterung, Inhalte aber auch Überzeugung zu einem Cocktail zusammen, der vor allem liberalen Städterinnen wahnsinnig gut zu schmecken scheint. Das wurde etwa klar, als Schulze klare Worte zum Thema der rechtsradkialen Proteste in Chemnitz fand.
Damit wird sie zum prototypischen Beispiel für eine Politikerin des "neuen Bürgertums" und ist ein wichtiges Puzzleteil im Erfolgsplan der Grünen, bald auf Bundesebene eine Regierung zu stellen. Entscheidet sich Schulze dann für Berlin, stehen ihr wohl viele Wege in der Bundespolitik offen.