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Donald Trumps Hand: Steht JD Vance schon in den Startlöchern?

ARCHIV - 21.08.2025, USA, Peachtree Stadt: Vizepräsident JD Vance spricht während eines Besuchs bei ALTA Refrigeration Inc. (zu dpa: «Vance: Russland hat «erhebliche Zugeständnisse» gemacht») Foto: Br ...
Macht sich JD Vance ready?Bild: AP / Brynn Anderson
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Trumps Hand und eine große Frage: Eignet sich JD Vance als Nachfolger?

Die rechte Hand von Donald Trump sorgt nicht nur optisch für Wirbel – politisch rückt sein Vize JD Vance zunehmend ins Rampenlicht. Vom lautstarken Trump-Kritiker zum loyalen Erben: Kann der umstrittene Ex-Senator die Maga-Bewegung wirklich übernehmen?
25.08.2025, 13:3325.08.2025, 17:43
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Donald Trumps rechte Hand sorgt für Spekulationen. Nicht wegen politischer Härte, sondern wegen auffälliger Verfärbungen. Fotos zeigen Schminkreste, die im Netz rasch Gerüchte über Infusionen, Herzprobleme oder gar einen gesundheitlichen Einbruch des US-Präsidenten befeuern. Das Weiße Haus dementiert: Es handle sich um harmlose Spuren vom Händeschütteln und Aspirin, so Pressesprecherin Karoline Leavitt.

Doch die Spekulationen lenken den Blick schnell auf eine grundlegende Frage: Wer könnte Trump überhaupt folgen? Laut Verfassung wäre Vizepräsident JD Vance der erste Nachrücker. Ob er aber in der Lage wäre, die Bewegung seines Mentors tatsächlich anzuführen, ist eine andere Frage.

Trump hält Vance für fähig, aber …

Trump selbst winkt ab. Auf die Frage, ob Vance zur Präsidentschaftswahl 2028 an seiner Stelle antritt, sagte er in einem Interview mit Fox News: "Nein, aber er ist sehr fähig." Vance mache einen fantastischen Job, aber es sei noch zu früh.

Bei den Maga-Wähler:innen ("Make America Great Again") bekommt Vance Zuspruch, wenn auch etwas verhalten. 46 Prozent sehen ihn einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts J.L. Partners zufolge als naheliegenden Nachfolger für Trump. Auch einflussreiche Stimmen setzen auf Vance.

Elon Musk etwa bremste die Gründung seiner Partei "American Party", um den Vizepräsidenten zur kommenden Wahl zu unterstützen. Er halte den Kontakt aufrecht und wolle Vance zudem finanziell unterstützen, sollte er bei der US-Präsidentschaftswahl 2028 antreten. Ähnlich verhält es sich beim Milliardär Peter Thiel.

Dieser unterstützte Vance nicht nur beim Einstieg ins Risikokapitalgeschäft, etwa mit einer Anstellung bei seinem Risikokapitalfonds Mithril Capital, einem Fonds für Tech-Investitionen, sondern auch bei seinem Einstieg in die Politik, bis zu seinem Posten als Senator in Ohio. Thiel stiftete dafür 15 Millionen US-Dollar.

Warum die Nähe zu Musk und Thiel problematisch ist

Thiel wie Musk verkörpern eine radikal libertäre Haltung. Beide stehen einer Demokratie kritisch gegenüber, sehen sie als Mehrheitsmaschinerie, beide pochen auf eine Führung durch Kapital und Technologie. Ihr Verständnis von Staatenlenkung ist zutiefst elitär und autokratisch. Gleichzeitig lehnen sie politische Eliten ab, sehen sich als Teil eines Anti-Establishments.

Dass beide Vance unterstützen, lässt mindestens auf eine ideologische Nähe schließen. "Vance ist Anhänger einer extremistischen und libertären Ideologie, nach der westliche Demokratien völlig verrottet seien", sagt Politologe Joachim Krause zu "watson". Diese müssen nach Vance durch eine neues, reaktionäres, eher monarchisches System abgelöst werden.

Rhetorisch wie strategisch ist Vance zudem klar auf Maga-Linie, die sich in Teilen mit den beiden Milliardären in Einklang bringen lässt – zumal sie die Bewegung unterstützen.

Inwiefern sich Vance aber von Trump unterscheidet, lässt sich nur schwer sagen. Aktuell weicht er kaum von den Aussagen des US-Präsidenten ab, im Gegenteil: Die erratische Zollpolitik Trumps unterstützt er, das US-Engagement im Ausland kritisiert er, multilaterale Institutionen wie die Nato ebenfalls.

"Vance ist wie Trump ein Isolationist. Er lehnt kleine wie große Kriege ab und was mit der Ukraine geschieht, ist ihm egal", sagt Krause. Die Rolle als Treiber von Kulturkämpfen, sei es gegen Abtreibungsrechte oder auch Gender-Transition, spielt er auch zuverlässig.

Mit seiner Vorstellung der USA als kultur-moralisches Projekt, das seiner Ansicht nach christlichen Werte stärken soll, trifft er auch bei den US-Evangelikalen einen Nerv. Auftritte bei christlichen Rechten hatte er bereits, die Nähe ist gegeben. Mit ihrem Ruf als mächtige wie top-organisierte Wählergruppe in den USA, können sie bei Wahlen Zünglein spielen.

Als intellektueller Erbe der Maga-Bewegung und als Kopf der Republikaner könnte sich JD Vance also eignen, allein aufgrund seiner Vernetzung. Ob Trump ihm auch wirklich das Zepter reicht, lässt sich nur mutmaßen. Sollte der US-Präsident gesundheitsbedingt ausscheiden, braucht es aber wahrscheinlich keine offizielle Übergabe.

Vance und seine erblühte Liebe für Trump

Fraglich bleibt, wie hoch die inhaltliche Überschneidung ausfällt, welchen politischen Kurs die Republikaner nach Trumps Abgang einschlagen werden. Noch vor Jahren kritisierte Vance Trump, bezeichnete ihn als Rechtsradikalen und Rassisten, verglich ihn sogar mit Hitler. Trump würde das Volk spalten, habe keine Lösungen parat, sei schlicht ein unseriöser Opportunist. Dass sich der Wind gedreht hat, ist mittlerweile klar.

Vielleicht steckt Opportunismus dahinter, vielleicht eine ideologische Neujustierung. Nur ist das Problem bei dem Wörtchen "vielleicht", dass es eben nicht Schlüsse auf die eigentliche Haltung zulässt. Die Tatsache, dass sich Vance in die oberste Ebene der US-Politik katapultiert hat, indem er Trump nach dem Mund redet und Unterstützung von vielen Seiten erhält, macht ihn zum geeigneten Nachfolger Trumps.

Ob dieser auch geht, ist schwer zu sagen. Krause geht davon aus, dass es eher nicht dazu kommt. "Stattdessen wird die Republikanische Partei bei einem geistigen Verfall Trumps nur an der Seite stehen und verzweifelt auf Besserung hoffen. Da ist keiner, der den Mumm hätte, Trump zu sagen, dass er besser aufhören soll."

So schnell dürfte Vance große Stunde also nicht schlagen. Schließlich verneint das Weiße Haus Trumps gesundheitliche Schwäche. Wie sehr das im Falle von Falschaussagen nach hinten losgehen kann, haben wir bereits bei Biden gesehen.

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