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USA: Trumps KI-Projekt Stargate birgt Risiken

United States President Donald Trump gives remarks on AI Infrastructure in the Roosevelt Room of the White House in Washington DC, on Tuesday, January 21, 2025. President Trump is expected to announce ...
US-Präsident Trump verkündet Investitionen in die KI-Infrastruktur in Höhe von 500 Milliarden Dollar.Bild: imago images / Aaron Schwartz
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USA: Trumps KI-Projekt "Stargate" ist nicht ohne Risiken

23.01.2025, 17:12
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Am Tag nach der Amtseinführung verkündet US-Präsident Donald Trump eine Investition von 500 Milliarden Dollar in die KI-Infrastruktur in den USA. In diesem Zuge gab er auch den Start des Infrastruktur-Projekts zur Künstlichen Intelligenz (KI) namens "Stargate" bekannt.

Hauptträger des Projekts sind der US-KI-Pionier OpenAI, der japanische Softbank-Konzern und der US-Software- und Hardware-Hersteller Oracle.

News Bilder des Tages President Donald Trump gives remarks on AI Infrastructure as Larry Ellison, Chief technology officer of Oracle, Junichi Miyakawa, CEO of SoftBank Corp, Sam Altman, CEO of OpenAI  ...
Donald Trump verkündet das KI-Projekt mit den Hauptträgern an seiner Seite. Bild: imago images / Aaron Schwartz

Damit rückt Trump gleich zu Beginn seiner Amtszeit KI in den Fokus – nicht zur Überraschung von Professor Richard Lachman.

Trump geht mit der Zeit: KI steht zunehmend im Fokus weltweit

"Es ist klar, dass die nationalen Vorteile in einem neuen KI-Wettrüsten zum Tragen kommen", sagt er auf watson-Anfrage. Lachman lehrt an der Toronto Metropolitan University, unter anderem mit Fokus auf "KI-Ethik".

Laut ihm ist Trumps Investition ein Zeichen dafür, wie KI immer stärker in den Fokus der globalen Politik rückt. Aber: "KI-Fortschritte brauchen Einfluss, sie brauchen Daten und Trump hört eindeutig auf die Tech-Giganten", meint er.

Allerdings nicht ganz ohne Risiken.

KI-Experte warnt: "Wir wissen nicht, wie diese Systeme funktionieren"

Laut Lachman bestehen die Risiken darin, dass wir uns auf die KI-Anwendungen stürzen, ohne die wirklichen Folgen zu beachten. "Wir wissen nicht, wie diese Systeme funktionieren. Wir lernen immer noch etwas über ihre Schwachstellen sowie Grenzen, und wir unterschätzen die 'Art' der Risiken, die sie darstellen", führt er aus.

Dabei gehe es nicht nur darum, dass Schüler:innen beim Englisch-Aufsatz schummeln. Large Language Models (LLMs) ermöglichen ihm zufolge etwa groß angelegte Desinformationskampagnen oder personalisierte Propaganda.

"Sie könnten per KI erstellt oder gefälscht sein; es ist Trump egal."
Journalistin Angela Misri

LLMs sind große Sprachmodelle, die speziell für die Erzeugung textbasierter Inhalte entwickelt wurden. Sie kommen beispielsweise bei Open Assistant, ChatGPT, oder Grok zum Einsatz. Bereits heute fluten zahlreiche Fake-News Social Media und können laut Expert:innen ganze Wahlen beeinflussen.

"Die Aufgabe eines jeden Menschen, nicht nur der Journalisten, ist es, Fälschungen aufzudecken", meint Journalistin und Autorin Angela Misri. Sie beschäftigt sich mit KI und Journalismus an der Toronto Metropolitan University.

Trump nutzt selbst KI für Fake-News

Am Ende liege es bei jedem selbst, wie er mit Desinformationen umgeht. "Die Entscheidung, einem KI-Produkt mehr zu vertrauen als den eigenen Augen und Ohren, ist buchstäblich genau das: eine Entscheidung", sagt sie.

Trump entscheidet sich laut ihr etwa dafür, Fake-News zu verbreiten, bei denen es ihm egal sei, ob sie sachlich oder wahr sind. "Sie könnten per KI erstellt oder gefälscht sein; es ist Trump egal, weil sie seine Ziele fördern", meint Misri.

Auch Trumps "Stargate"-Vorhaben beäugt die Expertin skeptisch. "Bei ihm ist es schwer einzuschätzen, wie viel von seinen Ankündigungen am Ende wahr ist und wie viel nur Gerede über Themen ist, die er nicht versteht", kritisiert sie.

Selbst sein enger Berater und Tesla-Chef Elon Musk äußert Zweifel an der Umsetzung des Milliarden-Projekts.

Trumps Berater Musk zofft sich mit OpenAI-Chef Sam Altman

Musk kritisiert, dass das Projekt – an dem er selbst nicht beteiligt ist – unzureichend finanziert sei. Die Hauptinvestoren hätten "das Geld nicht".

Musk merkt auf seiner Plattform X an, dass Softbank sich nur "deutlich unter zehn Milliarden" Dollar für das Vorhaben gesichert habe. Dies wisse er "aus sicherer Quelle". Softbank-Chef Masayoshi Son hatte angekündigt, Stargate werde mit Investitionen in Höhe von 100 Milliarden Dollar starten, die der japanische Investor "sofort" bereitstellen werde.

OpenAI-Chef Sam Altman bezeichnet Musks Kommentare zu Stargate als "falsch". Das Projekt sei "großartig für unser Land", kontert er auf X. "Ich sehe ein, dass das, was großartig für unser Land ist, nicht immer optimal für Ihre Firmen ist, aber ich hoffe, dass Sie in Ihrer neuen Rolle meist (das Land) an erste Stelle setzen werden", fügt Altman spitz mit Blick auf Musks Rolle in der neuen Regierung hinzu.

Der Schwerpunkt des Geldes soll laut Misri in den Bau von Datenzentren auf US-amerikanischem Boden fließen, wodurch die Arbeit in den USA und nicht in anderen Ländern zentralisiert wird. OpenAI und Oracle benötigen laut ihr diese großen Rechenzentren, um ihre Position in der Branche auszubauen. "Auch Softbank käme das zugute, da die Firma von den japanischen Zinssätzen hart getroffen wurde und einen Sanierungsplan braucht", führt sie aus.

Allerdings stellen diese Rechenzentren in Misris Augen das Hauptrisiko bei diesem Projekt dar.

Trumps "Stargate": Expertin sieht Rechenzentren als Problem

Denn: Rechenzentren seien klimaschädlich. Das haben ihr zufolge zwei Nachhaltigkeitsforscher erst kürzlich aufgedeckt. Demnach könne eine einzige Anfrage an einen KI-gesteuerten Chatbot zehnmal so viel Energie verbrauchen wie eine herkömmliche Google-Suche.

"Je komplexer die KI wird, desto mehr Energie braucht sie, desto klimaschädlicher ist sie", bringt die Expertin es auf den Punkt.

Lachman sieht das optimistischer und meint: "Der Bedarf an Rechenleistung und Energie ist teuer, aber möglich." Laut ihm könnten kleine modulare Kernkraftwerke oder von Rechenzentren in der Nähe erneuerbare Energien zum Einsatz kommen – sofern die Infrastruktur dazu ausreicht.

Der Expertin Misri stößt aber noch ein weiterer Punkt sauer auf: die fehlende Transparenz.

Trump hebt Regeln für KI-Unternehmen auf

Hinzu komme, dass Trump eine Durchführungsverordnung seines Vorgängers Joe Bidens aufgehoben hat, die (freiwillige) Überwachungsmaßnahmen für Unternehmen wie Google und OpenAI vorsah.

Diese Durchführungsverordnung sah vor, dass Unternehmen, die KI-Methoden entwickeln, sich an bestimmte Regeln halten. Dass sie sich etwa bemühen, wichtige Informationen mit der Regierung zu teilen. "Jetzt haben sie nicht einmal einen Grund, transparent zu sein", warnt Misri.

Ukraine-Krieg: Neue Details zu Nordkorea-Soldaten, die für Russland kämpfen

Die Nachricht von der Gefangennahme nordkoreanischer Soldaten durch ukrainische Truppen sorgte für großes Aufsehen. Zwei verletzte nordkoreanische Kämpfer, die auf dem Schlachtfeld zurückgelassen wurden, konnten vergangene Woche von ukrainischen Einheiten gesichert und nach Kiew gebracht werden. Dort wurden sie von der ukrainischen Geheimdienstbehörde SBU und südkoreanischen Expert:innen verhört.

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