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USA: Was der Frauenhass der Trump-Republikaner mit Religion zu tun hat

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Frauen protestieren als Handmaids verkleidet für Abtreibungsrechte in den USA. Der Roman "The Handmaid's Tale" zeigt auf, was fundamentalistische Kräfte anrichten könnten.Bild: imago images / Allison Bailey
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Religiöse Rechte in den USA: Frauenhass der Trump-Republikaner im Namen der Bibel

03.09.2024, 19:30
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Kontrolle über Frauen.

Wann und wie sie Kinder gebären. Wann und wie sie sich scheiden lassen. Wann, wie und mit wem sie Sex haben dürfen. Die Republikaner befinden sich auf Kriegsfuß mit Frauenrechten in den USA.

Spätestens seit der "Grab ’em by the pussy"- Aussage von Donald Trump ist klar, wie der Ex-Präsident zu Frauen steht.

23.08.2024, USA, Glendale: Der republikanische Präsidentschaftskandidat und ehemalige US-Präsident Donald Trump tanzt bei einer Wahlkampfveranstaltung in der Desert Diamond Arena. Foto: Evan Vucci/AP/ ...
Donald Trump spricht oft abfällig über Frauen.Bild: AP / Evan Vucci

Der 78-Jährige sexualisiert seine eigene Tochter Ivanka. Im Mai wurde er wegen sexuellen Missbrauchs an E. Jean Carroll für schuldig gesprochen. Mit 130.000 Dollar soll er den Pornostar Stormy Daniels zum Schweigen gebracht haben, mit der er angeblich 2006 eine Affäre hatte – die Geheimzahlungen beschäftigten jahrelang die Gerichte.

Trump ist vor allem unter den erzkonservativen Christ:innen in den USA sehr beliebt. Und die nehmen die Sache mit dem Sex sehr ernst.

USA: Christliche Rechte himmeln Trump als Jesus an

In streng christlichen Schulen dürfen sich zum Beispiel Jungs und Mädchen nicht berühren; erst nach der Ehe darf man sich ausleben – hauptsächlich, um Kinder zu zeugen. Spaß am Sex? Für viele fundamentale Christ:innen eine Sünde.

Dabei sind die USA für ihre gigantische Pornoindustrie bekannt. Blickt man nach Los Angeles oder New York City, sieht man das fortschrittliche Land der unbegrenzten Möglichkeiten; auch für Frauen.

Doch wer in den sogenannten "Bibelgürtel" in den Südstaaten reist, verirrt sich in einem Labyrinth aus Kirchen. Sie stehen an jeder Straßenecke, kleine und große; manchmal werden dort auch Gläubige mithilfe von Schlangen von Dämonen befreit.

Der Retter für die christlich-nationalistischen US-Amerikaner:innen heißt Donald Trump aka. "Jesus", wie ihn einige anhimmeln. Was die frommen Christ:innen mit dem mehrfach verheirateten, verurteilten Sexualtäter vereint: die Verachtung für Frauen.

Syndication: Arizona Republic Supporters of President Donald Trump pray at a protest outside of the Maricopa County Elections Department as ballots are counted for the 2020 election in Phoenix on Nov. ...
Viele Trump-Anhänger:innen gehören dem christlichen Nationalismus in den USA an.Bild: imago images / Thomas Hawthorne

"Viele Außenstehende sind sich nicht bewusst, in welchem Ausmaß die christlich-nationalistische Bewegung in den USA von männlichen Vormachtstellungen beherrscht wird", sagt US-Journalistin Katherine Stewart auf watson-Anfrage. Sie ist Autorin des in Kürze erscheinenden Buches "Money, Lies and God: Inside the Movement to Destroy American Democracy".

USA unter Trump: Versprechungen der männlichen Vorherrschaft

Führer der Bewegung sprechen laut ihr etwa über "household voting", was eine Beschönigung dafür ist, dass der Ehemann die Stimmen seiner untergeordneten Frau kontrollieren kann. "Einige wenige sprechen offen davon, das Wahlrecht für Frauen ganz abzuschaffen", führt sie aus.

Stewart betont: Die christlich-nationalistische Bewegung habe es schon lange vor Trump gegeben und werde ihn lange überdauern.

Aber während seiner Zeit im Weißen Haus hat der Republikaner die religiöse Rechte in einflussreiche Ämter gehoben, bis zum Obersten Gerichtshof. Die Richter:innen kippten darauf das landesweit geltende Recht auf Schwangerschaftsabbrüche.

"Was die Republikaner unter dem Einfluss der christlich-nationalistischen Bewegung tun, ist eine Variante dessen, was andere geschlechterungleiche Gesellschaften auf der ganzen Welt tun", meint Stewart.

Sie führt aus:

"Religiöse Fundamentalisten bestehen überall auf der Unterordnung der Frauen, teils aus Angst vor der Macht der Frauen, teils als Belohnung für die Männer für ihre eigene Unterordnung unter 'höhere', oft religiöse Autoritäten."

Geschichte und Soziologie zeigen ihr zufolge, dass Gesellschaften mit massiven wirtschaftlichen und politischen Ungleichheiten in der Regel auch extreme geschlechtsspezifische Ungleichheiten aufweisen.

Sprich, die große Gruppe der "relativ benachteiligten Männer" mache sich Sorgen um ihre Aussichten auf Respekt und Würde in der Gesellschaft, sodass sie mit Versprechungen der männlichen Vorherrschaft "gekauft" werden, erklärt die Expertin.

"Die untergeordnete Frau, die der Lohn des Mannes ist, leistet häusliche Dienste, aber sie dient auch als bequemes Objekt, über das er Kontrolle ausüben und seinen eigenen Frust ablassen kann", führt Stewart aus.

Laut der Journalistin und Autorin Annika Brockschmidt vertritt die heutige Republikanische Partei ein durch und durch patriarchales politisches Projekt.

"Es betont die Rolle von Frauen als Mütter und Hausfrauen – oder höchstens noch als politische Einheizerinnen, die rechtskonservative Genderrollen und Familienentwürfe bewerben", sagt sie auf watson-Anfrage.

Jenseits dieser beiden Rollen sei für Frauen in der Bewegung wenig Platz, meint Brockschmidt, die sich intensiv mit den religiösen Rechten in den USA beschäftigt.

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Ein Pro-Life Plakat durch Kirchen in den USA gesponsert.Bild: imago images / Joe Sohm

USA-Expertin: "Frauen werden als Gebärmaschinen gesehen"

Christlicher Nationalismus vertritt Brockschmidt zufolge in seinen starken Ausprägungen eine patriarchale, frauen- und LGBTQ+-feindliche Gesellschaftsordnung gemäß einer "traditionellen" Gender-Ideologie. Das bedeutet: Frauen werden als Gebärmaschinen gesehen, nicht als Personen, die ein Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmtheit haben.

"Ihr Platz ist zu Hause, wo sie den Haushalt führen und die Kinder erziehen. Deswegen ist es so wichtig, dass die Republikaner sich gegen reproduktive Rechte aussprechen", sagt Brockschmidt. Denn diese würden Frauen neben der körperlichen Unabhängigkeit auch wirtschaftliche Autonomie erlauben.

Ein beliebtes Angriffsziel seien demnach Frauen, die traditionellen Genderrollen zuwider handeln, indem sie sich jenseits von Heim und Herd definieren. Kamala Harris und Taylor Swift werden etwa als "kinderlose Cat Ladies" verhöhnt. Auch Trump äußert sich immer wieder abfällig über Frauen unter Beifall seiner Fans – darunter viele junge, weiße Männer.

In einer geschlechterungleichen Gesellschaft könne sich ein Mann, egal wie niedrig er auf dem sozialen Totempfahl steht, immer noch "aufwerten", indem er Frauen niedermache, meint Stewart.

Und das nehme bei den Republikanern "autoritäre" Züge an, mit Blick auf ihre Anti-Abtreibungspolitik.

USA: Kontrolle der Frau als Sprungbrett zur Autokratie

Wenn Trumps Anhänger:innen es ernst mit der Verhinderung jeglicher Abtreibung meinen, "muss man Frauen verfolgen, sie überwachen und in der Lage sein, sie zu verhaften und mit Gewalt dazu zu zwingen, eine Schwangerschaft auszutragen", sagt Stewart.

In gewisser Weise brauche autoritäre Politik Themen wie Abtreibung, die als Türöffner für die Errichtung eines Polizeistaats dienen können. Laut Stewart ist das Thema Abtreibung Trump am Ende wohl völlig egal, aber er schätzt die damit verbundenen Polizei- und Überwachungsmaßnahmen, um ein autoritäres Regime aufzubauen.

Sollte es Trump zurück ins Weiße Haus schaffen, werden Stewart zufolge alle Frauen bis zu einem gewissen Grad darunter leiden, aber die einkommensschwächeren und sozial benachteiligten Frauen am meisten. "Letztendlich wird es unter Trump wahrscheinlich eine Art nationales Abtreibungsverbot geben", prognostiziert sie.

Ein Kind auf Zwang in einem Land, wo eine Geburt, die Versorgung und Kinderbetreuung viel Geld kosten.

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Eine Frau protestiert für Abtreibungsrechte in den USA.Bild: imago images / Bryan Olin Dozier

Laut Brockschmidt sieht der Fahrplan der Republikaner, "Project 2025", ein landesweites Abtreibungsverbot vor. "Und zwar ohne, dass ein solches Gesetz durch den Kongress erst verabschiedet werden müsste", warnt sie. Der Plan: Der Comstock Act, ein Anti-Obszönitätsgesetz aus dem 19. Jahrhundert, soll aushelfen.

Das Gesetz kam seit mehr als 50 Jahren nicht mehr zum Einsatz und soll Brockschmidt zufolge so ausgelegt werden, dass Materialien für Abtreibungen verboten werden.

Ihr Fazit: Republikaner führen einen "Krieg gegen Frauen". Von Abtreibungsverboten über Bemühungen, IVF zu verbieten, über ihre desaströse Gesundheitspolitik – die Müttersterblichkeit ist in republikanisch-geführten Bundesstaaten mit Abtreibungsverboten höher als andernorts – bis hin zur Weigerung, das Recht auf Verhütung zu schützen.

"Diese Politik soll die Autonomie und die Freiheit von Frauen massiv beschneiden, um sie in patriarchale Rollenbilder zu zwingen", sagt Brockschmidt.

July 26, 2022, Washington, DC, United States: An anti-Trump protester displays a placard calling Christian nationalists fascists while demonstrating against Trump s speech at an America First conferen ...
US-Amerikaner:innen demonstrieren gegen den Einfluss der christlichen Nationalist:innen.Bild: imago images / Allison Bailey

Abgesehen von der Frage der reproduktiven Versorgung habe die Normalisierung der frauenfeindlichen Rhetorik aber auch Auswirkungen auf andere Bereiche der Gesellschaft, warnt Stewart.

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USA: Frauenhass der Republikaner schadet der Demokratie

Laut ihr führt Frauenhass etwa zu mehr Diskriminierung in der Arbeitswelt, zur Duldung sexueller Belästigung und zur Verschärfung der Doppelmoral in den Medien und in der Gesellschaft. Die Geschichte des Trumpismus bestätige diesen Punkt bereits.

"Hassverbrechen und rassistisch motivierte Straftaten stiegen nach der Wahl Trumps an, und zwar vor allem in Regionen, in denen Trump besonders erfolgreich war", sagt die US-Amerikanerin.

Zudem zermürben laut ihr diese Art von bösartigen persönlichen Angriffen gegen Frauen die Begeisterung für Politik. Alltäglicher Frauenhass sei demoralisierend. "Die Menschen beginnen, Politik als eine sinnlose, grausame und irrelevante Tätigkeit zu betrachten", meint Stewart.

Frauenhass untergrabe das Vertrauen in die Demokratie.

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