Es ist reich an Rohstoffen wie Gold. Es liegt strategisch im Zentrum des Sahel-Raumes. Es ist seit Jahren im Krisenmodus.
Wer in Burkina Faso das Sagen hat, beeinflusst die Stabilität in den südlich gelegenen Küstenstaaten wie Togo und Cote D'Ivoire (Elfenbeinküste), die pro-westlich sind. Das sagt Ulf Laessing von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS). Er selbst lebt und arbeitet als Leiter des Regionalprogramms Sahel im Nachbarland Mali.
Vor wenigen Tagen putschten Militärs in Burkina Faso zum zweiten Mal innerhalb von acht Monaten. Und Laessing sagt: "Russland hat seit Längerem Burkina Faso aus geopolitischen und wirtschaftlichen Gründen im Visier." Er vermutet, dass Russland seine Hände bei dem Putsch mit im Spiel hatte.
Im Gespräch mit watson erklärt er:
Etliche Menschen waren am Wochenende in der Hauptstadt Ouagadougou mit russischen Flaggen unterwegs.
Während der Westen den Putsch verurteilt, wird sich Russland der neuen Regierung annähern, meint Laessing. Der Wagner-Gründer Yewgeni Prigozhin habe dem Putschisten Ibrahim Traoré sofort gratuliert und ihm seine Unterstützung angeboten.
Die gewaltsame Söldner-Truppe "Gruppe Wagner" ist für Russland in mehreren Ländern aktiv – auch in der Ukraine. Laut Laessing hat der russische Präsident Wladimir Putin bereits der zivilen Vorgängerregierung Burkina Fasos Wagner-Söldner angeboten. Schließlich sind mehrere russische Goldfirmen in dem Land tätig und das soll auch so bleiben.
Burkina Faso hat dem Experten zufolge bislang gezögert, sich mit Russland einzulassen. In der Bevölkerung seien Militärkooperationen generell unbeliebt. Doch noch unbeliebter ist die alte Kolonialmacht Frankreich. "Es gibt eine starke anti-französische Stimmung und davon profitiert Putin", erklärt Laessing. Viele Menschen in Burkina Faso sehen dank der sozialen Medien in Russland eine Alternative zu Frankreich und dem Westen.
Die Eliten des Landes haben laut Laessing Frankreich als Buhmann für alle Probleme ausgenutzt, um so vom eigenen Scheitern abzulenken. Das Land versinkt in Korruption, Dschihadisten breiten sich zunehmend aus und die Eliten sowie Armee tragen ihre eigenen Ränkespiele aus. Wer leidet, ist die Bevölkerung. Doch dieser wird Laessing zufolge eingeredet, der Westen sei schuld.
Er sagt:
Dabei haben laut dem Experten auch Menschen die Russland-Fahnen geschwenkt. "Ein Soldat hielt die russische Flagge und stand dabei symbolisch auf einem UNO-Fahrzeug", sagt Laessing. Die neue Militärregierung werde weiterhin die anti-westliche Stimmung in der Bevölkerung ausnutzen – und davon profitiert Putin.
Laessing gibt keine gute Prognose für das afrikanische Land. Seinen Worten nach wird sich die Sicherheitslage in Burkina Faso auch nach dem Putsch kaum verbessern. Weite Teile des Landes sind außerhalb der Kontrolle der Regierung. Die Streitkräfte sind zu schwach, um die Dschihadisten zu verdrängen und die Stabilität des Landes zu garantieren.
Die neue Regierung werde vermutlich wie bisher diskret mit der französischen Armee zusammenarbeiten, aber wegen der aufgeheizten Stimmung im Land könne diese Kooperation nicht ausgebaut werden. Laut Laessing wird Russland dem afrikanischen Land erneut Wagner-Söldner anbieten. Allerdings kann das Burkina Faso mehr schaden als nützen. Das zeigt die Situation in Mali.
Laessing sagt dazu:
Als Beispiel nennt Laessing das Massaker in der Kleinstadt Moura in Zentral-Maliden. Dort haben Wagner-Söldner mit der malischen Armee zahlreiche Menschen des Fulbe-Volks getötet. Als Resultat schlossen sich viele aus dieser diskriminierten Gruppe den Dschihadisten an.
Laessing zufolge bemüht sich Russland, seinen Einfluss im französischsprachigen Gebieten Afrikas auszubauen, indem es die anti-französische Stimmung ausnutzt. Dabei gehe es Putin nicht um Entwicklungsmöglichkeiten, sondern es bietet allein eine militärische Zusammenarbeit an. Und das auch noch gegen Bezahlung. Länder wie Deutschland oder China hingegen arbeiteten auf der Entwicklungsebene und kümmerten sich etwa um die Infrastruktur im Land.
Zudem arbeite Russland stark mit medialen Kampagnen. Laessing spricht von Plänen Russlands, ein französischsprachiges Nachrichtenprogramm des russischen Staatssenders für die Region aufzubauen. So habe "Russia Today" bereits aus Mali berichtet.
Dem Experten zufolge könnte als nächstes Guinea ins Visier von Putin geraten, wo ebenfalls eine Militärregierung die Macht übernommen hat. Russland habe zudem angeblich Militärabkommen mit Mauretanien und Kamerun abgeschlossen. Auch im Tschad versuche Russland, über die sozialen Medien eine zunehmende anti-französische Stimmung auszunutzen. "Eine von Frankreich unterstützte Militärregierung hat dort gerade die für Ende des Jahres geplanten Wahlen um zwei Jahre verschoben. Es gibt viel Wut auf der Straße, die Moskau ausnutzen will", sagt Laessing.
Auch der ukrainische Außenminister Dimitri Kuleba hat Russland beim Auftakt seines Afrika-Besuches vorgeworfen, die Spaltung des Kontinents voranzutreiben. "Russland überfiel nicht nur die Ukraine. Es verbreitet Zerfall und unterstützt Militärputsche in Afrika", meinte Kuleba.
(Mit Material der dpa)