Deutschland befindet sich zum Jahresanfang im Wahlkampffieber. Nach dem Ampel-Chaos soll in knapp zwei Monaten eine neue Regierung gewählt werden. Die Kanzlerkandidaten bringen sich in Stellung, darunter auch CDU-Chef Friedrich Merz.
Der 69-Jährige will Deutschlands neuer Regierungschef werden. Laut Rhetoriktrainer Michael Ehlers sollte er im Wahlkampf allerdings einen Fehler vermeiden.
Interessant: Es geht dabei auch um Merz' Größe.
Merz sei ein machtbewusster Mensch, der urkonservativ sei und damit natürlich auch Urkonservatives ausdrücke, sagt Kommunikationsexperte Ehlers in einem Interview mit der "Rheinischen Post".
Damit punktet Merz dem Experten zufolge in der konservativen Zielgruppe der Union im Alter von 60 plus, allerdings nicht bei anderen Zielgruppen. "Schwierigkeiten hat er – das ist nicht neu – im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht und auch mit der Jugend", sagt Ehlers.
Das Problem laut Experte: Merz wirke arrogant aufgrund seiner Körperhaltung.
Ehlers empfiehlt dem Kanzlerkandidaten bei seiner Körperhaltung anzufangen. "Merz ist ein sehr großer Mann und macht einen Fehler, den viele große Menschen machen: Er legt sein Kinn beim Sprechen zu sehr auf die Brust", führt er aus.
Damit wollen sich große Menschen ihm zufolge kleiner machen, um nicht arrogant zu wirken. Aber es passiere genau das Gegenteil.
Der Experte erklärt:
Aber auch inhaltlich kann sich Merz bei seiner Kommunikation laut Ehlers verbessern.
Ehlers rät Merz, "sich einige Redebausteine hinzulegen, in denen er Frauen wertschätzt, ihre Interessen ernst nimmt". Auch sollte der CDU-Politiker mehr jugendpolitische Themen ansprechen, zum Beispiel Umweltschutz.
"Außerdem braucht Merz – im Rahmen seiner Möglichkeiten – Entertainment-Fähigkeiten", meint der Experte.
Schließlich sei es im Social-Media-Zeitalter für alle Politiker:innen wichtig, dass sie Informationen auch in 45 bis 90 Sekunden wiedergeben können, meint Ehlers. Am besten mit einer klaren Kernaussage am Schluss, einer Botschaft und einer Forderung, für die man gewählt werden will.
Und wie sieht das bei Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aus?
Laut dem Rhetoriktrainer habe Scholz im Wahlkampf größere Schwierigkeiten, Wähler:innen mit seinen Reden anzusprechen als Unions-Kanzlerkandidat Merz. "Seine Möglichkeiten, in der Rhetorik zu punkten, sind weitaus begrenzter", sagt er im Interview.
Der Grund: Merz sei in der Lage, mit seinen Reden deutlich mehr zu überzeugen und zu begeistern, was ihm im Wahlkampf 2025 einen klaren Vorteil verschaffe.
Scholz gebe sich hingegen introvertiert, ruhig, verschlossen und wenig kommunikativ. Aber jetzt einfach das Volumen aufzudrehen, könnte Ehlers zufolge nach hinten losgehen.
Denn: "Wenn er jetzt plötzlich lauter und klarer spricht als in den drei Jahren zuvor, erweckt das den Eindruck, als kopiere er seinen beliebteren Parteikollegen Boris Pistorius. Er hat es also sehr schwer."
Die Rede von Scholz bei der Entlassung von Finanzminister Christian Lindner beschreibt Ehlers als "eine absolute Katastrophe". Es sei ein No-Go, dass ein Kanzler sich öffentlich hinstellt und persönliche Befindlichkeiten preisgibt. Laut Ehlers muss man stets souverän und moderat bleiben.