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Bündnis Sahra Wagenknecht: Leak zeigt Streit innerhalb der Partei

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Sahra Wagenknecht ist das Aushängeschild ihrer gleichnamigen Partei. Bild: imago images / Jürgen Heinrich
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Bündnis Sahra Wagenknecht: Interne Mails zeigen Streit um Parteiführung

06.03.2025, 15:58
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Knapp ein Jahr nach Parteigründung musste das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) bereits die erste Wahlniederlage einstecken. Mit 4,97 Prozentpunkten der Stimmen scheiterte man denkbar knapp an der Fünf-Prozent-Hürde, damit sitzt das BSW in der kommenden Legislatur nicht im Bundestag.

Parteivorsitzende Wagenknecht äußerte nach der Wahl wiederholt Vorwürfe, dass das BSW im Wahlkampf von Medien ausgegrenzt und von einzelnen Umfrageinstituten bewusst mit zu niedrigen Werten geführt worden sei. Hiermit begründete sie öffentlich auch das schlechte Wahlergebnis. Intern sieht die Analyse aber offenbar etwas anders aus.

BSW: Interne Mails zeigen heftige Streits

Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) und dem "Tagesspiegel" liegt ein Mailwechsel von Parteimitgliedern vor, in dem auch personelle Zusammenhänge als Grund für den verpassten Einzug in den Bundestag benannt werden. BSW-Politiker Thomas Geisel kritisiert darin, dass man trotz "riesiger Marktlücke" das bestehende Potenzial nach der Europawahl 2024 nicht ausreichend genutzt hätte.

"Eine der Ursachen unseres weit hinter unseren Möglichkeiten zurückgebliebenen Wahlergebnisses liegt auch darin, dass sehr viel Verantwortung in viel zu wenigen Händen lag", schrieb das Vorstandsmitglied demnach kurz nach der Analyse des Parteivorstands am Montag nach der Wahl.

Konkrete Kritik übt er in der Mail an dem Verfahren der Mitgliederaufnahme. Nur wer mindestens ein Kennenlerngespräch absolviert, kann BSW-Mitglied werden. Die Entscheidung über die Aufnahme trifft anschließend der Parteivorstand – Geisel nennt diese Praxis ebenso wie die Aufstellung der Landeslisten intransparent.

In der Mail wird laut "FAZ" nahegelegt, dass man ehemalige Mitglieder der Linken bei der Aufnahme bevorzugt hätte. "Obwohl der Löwenteil unserer Unterstützer keine Vergangenheit dort hat", betont Geisel. Am meisten Stimmen erhielt die Partei laut Infratest dimap bei der Bundestagswahl von ehemaligen SPD-Wähler:innen.

"Es zog sich durch die komplette Kampagne, dass es irgendwie schon wird, Sahra es richten wird", kritisiert Geisel weiter.

BSW-Mitglieder nehmen Sahra Wagenknecht in Schutz

Bei Wagenknecht selbst sieht der ehemalige SPD-Abgeordnete Geisel aber "mit Sicherheit" keine Schuld für die Wahlniederlage. Die Kritik adressierte er dennoch in Richtung des "führenden Parteikaders". Denkbar ist hier eine Anspielung auf die Co-Vorsitzende Amira Mohamed Ali und den stellvertretenden Vorsitzenden Amid Rabieh.

Doch Geisels Mail blieb dem "FAZ"-Bericht zufolge nicht unbeantwortet. Alexander Ulrich verteidigte ebenfalls den "unermüdlichen Einsatz" von Wagenknecht, wurde dafür aber an anderer Stelle persönlich. "Eine Katja Wolf Z. B. hat keine einzige Veranstaltung gemacht", schrieb der Ex-Linke. Wolf war bis 2024 ebenfalls Linken-Mitglied, wechselte dann zum Bündnis Sahra Wagenknecht.

Die BSW-Landeschefin in Thüringen ließ den Angriff nicht auf sich sitzen, bot die Veröffentlichung ihres Terminkalenders an. "Diese Art der Verleumdung kenne ich nicht mal aus der Linken", antwortete sie wütend in einer Mail. Bereits vor der Wahl hatte Wolf öffentlich Streit mit der Vorsitzenden Wagenknecht über die eigene Parteilinie ausgetragen.

"Wenn Du etwas Charakter hast, dann trete als Landesvorsitzende zurück. Es braucht Personen, de­nen die eigene Karriere nicht so wichtig ist", schreibt nun wiederum Ulrich in seiner Antwort.

Katja Wolf jedenfalls steht am Ende ihrer Mail klar: "Es geht nur zusammen und nicht gegeneinander." Auch Geisel denkt laut eigenen Aussagen nicht über Aufgeben nach. Dennoch müsse das BSW aufpassen, dass man nicht zur "leninistische Avantgarde-Partei" werde.

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