Die Kritik an CDU-Parteichef Friedrich Merz reißt nicht ab. Da wären seine Äußerungen über einen angeblichen "Sozialtourismus" seitens ukrainischer Geflüchteter. Da wäre seine Kritik an dem Handeln der Ampel-Regierung in der Energiekrise. Da wären als populistisch bezeichnete Aussagen über eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Am heftigsten trifft es den Oppositionsführer momentan wegen seiner Aussagen zur Migration. Rechtspopulismus wird ihm etwa vorgeworfen. Merz trage seinen oppositionellen Konflikt mit der Ampel und auch den Wahlkampf in Niedersachsen auf dem Rücken ukrainischer Geflüchteter aus.
Auch die Grünen kritisieren Merz heftig für Äußerungen unter anderem zu ukrainischen Geflüchteten.
Merz verbreite damit "nicht nur rechte Narrative, sondern knallharte russische Propaganda", sagte Co-Parteichefin Ricarda Lang am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. "Dieser Populismus hat Methode."
Die Entwicklungen in Ländern wie Italien oder Spanien zeigten, wie gefährlich ein derartiges Verhalten sei. "Auch vor einer Landtagswahl hilft es am Ende nur dem Original, wenn konservative Parteien meinen, am ganz rechten Rand fischen zu müssen." Am Sonntag wird in Niedersachsen ein neuer Landtag gewählt.
"Friedrich Merz beweist jeden Tag aufs Neue, warum es gut ist, dass er in diesen Krisenzeiten keine Regierungsverantwortung trägt", sagte Lang. "Die CDU wäre als Partei gut beraten, ihr lautes Schweigen zum Hardcore-Populismus ihres Vorsitzenden zu brechen." Die Partei erwecke aktuell den Eindruck, dessen "gefährliche Linie" mitzutragen und stelle damit ihre gesamte Solidarität mit der Ukraine infrage.
Merz hatte vergangene Woche mit einer Äußerung zum angeblichen "Sozialtourismus" von Ukraine-Flüchtlingen für Empörung gesorgt. Der 66-Jährige bat wenig später öffentlich um Entschuldigung, falls seine Wortwahl als verletzend empfunden worden sei. Merz hatte Bild TV gesagt: "Wir erleben mittlerweile einen Sozialtourismus dieser Flüchtlinge: nach Deutschland, zurück in die Ukraine, nach Deutschland, zurück in die Ukraine."
Der Hintergrund laut Merz: Anfangs hatten Ukraine-Geflüchtete Anspruch auf Versorgung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz – seit Juni erhalten sie Grundsicherung, also die gleichen Leistungen wie etwa Hartz-IV-Empfänger:innen.
Offensichtlich ist der CDU-Chef dabei allerdings Fake News auf den Leim gegangen, wie jetzt eine Recherche des investigativen ARD-Teams von "Monitor" zeigten.
Demnach wurden solche Äußerungen in rechtsextremen und Kremlnahen Telegram-Kanälen veröffentlicht. Zum ersten Mal durch eine Sprachnachricht am 10. September. Ein anonymer User soll unter dem Titel "Organisierter Betrug" behauptet haben, ukrainische Geflüchtete nutzten regelmäßig die günstigen Reisebusse von Flixbus, um in ihre Heimat zu reisen.
ARD zitiert die Sprachnachricht wie folgt:
(jor/dpa)