Die AfD will eine jüdische Vereinigung innerhalb ihrer Partei gründen. Die geplante Gruppierung "Juden in der AfD" stößt vor allem in den jüdischen Gemeinden in Deutschland auf Befremden.
Die frühere Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, sagte der "Bild"-Zeitung vom Dienstag, sie verstehe nicht, wie "jüdische Menschen ihre Mitgliedschaft in einer solchen Partei vor sich selbst rechtfertigen können". Die Gruppe "Juden in der AfD" soll am 7. Oktober gegründet werden.
Elio Adler vom Berliner Verein "WerteInitiative" warf der Partei vor, Juden als "Feigenblatt für plumpen AfD-Rassismus" zu benutzen. Die vermeintliche Juden-, beziehungsweise Israelfreundschaft diene "zur Legitimation, um gegen Muslime zu agitieren".
Auch Maram Stern vom Jüdischen Weltkongress warnte davor, dass Juden die AfD legitimieren könnten. "Ich glaube nicht, dass man der AfD einen Koscherstempel geben sollte", sagte er.
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sagte dem Evangelischen Pressedienst, die Haltung der AfD sei mit christlichen und jüdischen Werten nicht vereinbar. Insgesamt strebe die AfD eine Einschränkung der Religionsfreiheit an.
Der ehemalige Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michael Friedman, bezeichnete die AfD in der "Bild"-Zeitung als "menschenverachtende, demokratiefeindliche Partei". "Niemand sollte in die AfD eintreten, ein Jude erst recht nicht", sagte Friedman.
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte zu "Bild", die AfD als ganzes sei zwar nicht antisemitisch, dulde aber antisemitische Ausfälle wie die Relativierung der nationalsozialistischen Gewaltverbrechen. Das Engagement von Juden innerhalb der AfD werfe daher "einige Fragezeichen auf".
Zu der Gründungsveranstaltung der "Juden in Deutschland" am 7. Oktober werden Schätzungen zufolge nicht mehr als rund zwei Dutzend Anhänger erwartet.
(ts/afp)