Beinahe jede:r in Deutschland kennt die quietschgelben Sticker, auf denen in graziler Schriftart "Nett hier" steht. Anfang der 2000er Jahre hatte das Bundesland, das mittlerweile alle auch mit dem Slogan verbinden, eine zugehörige Kampagne gestartet.
Auch wenn Baden-Württemberg längst einen neuen Werbespruch hat, wird weltweit noch immer fleißig im Namen des Bundeslandes geklebt. Zahlreiche Orte haben den Spruch mittlerweile übernommen und "Aber waren Sie schon mal in..." mit ihrem eigenen Ort oder Örtchen ergänzt. In der Gemeinde Esslingen allerdings wurde der "Nett hier"-Witz nun von rechter Seite gekapert.
Kurz vor der Bundestagswahl entdeckte der Besitzer einer Autowerkstatt im baden-würrtembergischen Hochdorf einen gelben Sticker an einer Außenwand. Dort stand aber nicht der altbekannte Slogan, sondern eine abgewandelte Variante, erdacht von der in weiten Teilen rechtsextremen AfD.
"Nett hier. Aber sind Sie nicht ausreisepflichtig?", stand auf dem Sticker, der sich offenbar an Inhaber Adnan Izmir richtete. Gegenüber dem SWR erzählt er, die Werkstatt bereits seit 20 Jahren zu besitzen, aufgewachsen ist er in Deutschland.
Izmir beschäftigt in seinem Betrieb mehrere Personen mit Migrationshintergrund, viele von ihnen sind in Deutschland aufgewachsen. "Wir hatten eine tierische Wut im Bauch. Wir haben uns beleidigt gefühlt", sagt er dem SWR.
Die Sticker stammen ursprünglich von einer Aktion der AfD im Jahr 2023. "Der Aufkleber sollte sich auf humoristische Art und Weise mit der Problematik nicht-stattfindender Abschiebungen selbst von Personen ohne Bleibeberechtigung auseinandersetzen", erklärt die Landtagsfraktion auf Anfrage des SWR.
Man bestätigt, dass man auch heute noch zu der Aussage stehe. Die AfD fordert seit Langem eine in vielen Teilen menschenfeindliche Verschärfung des Asylrechts.
Unklar ist, ob die Weiternutzung des Slogans des Landes Baden-Württemberg mit fremdenfeindlichem Inhalt rechtlich verfolgt werden könnte. "Die Botschaft des Aufklebers entspricht weder den Zielen der Kampagne noch der politischen Linie der Landesregierung. 'The Länd' steht für Vielfalt, Respekt und Wertschätzung", heißt es hierzu nur vom Bundesland und verweist damit auf den eigenen Werbeslogan.
Auch Izmir bezeichnet den Sticker als klar fremdenfeindlich, möchte dagegen aber nicht strafrechtlich vorgehen. "Das wird nichts bringen", erklärt er.
Zumindest in der Gemeinde hat der Werkstattbesitzer seit der Aktion viel Solidarität vernommen. Zahlreiche Stammkund:innen seien zu ihm gekommen und hätten ihm Unterstützung ausgesprochen. Auch unter dem zugehörigen Instagram-Post sammelten sich Dutzende Solidaritätsbekundungen.