Deutschland hat gewählt und wenn es nach der Union und Friedrich Merz geht, wird jetzt wieder Politik gemacht für "die Mehrheit, die gerade denken kann und die auch noch alle Tassen im Schrank haben". Den "grünen und linken Spinner auf dieser Welt" erteilte er hingegen schon vor der Bundestagswahl in einer kämpferischen Rede eine Absage.
Zwar gab ihm das Wahlergebnis in dem Sinne recht, dass Merz am vergangenen Sonntag den größten Anteil der Stimmen für sich gewinnen konnte. Die "grünen und linken Spinner" allerdings lassen solche Kommentare trotzdem nicht einfach über sich ergehen. Bundesweit regt sich aktuell eine Kampagne, die das Zitat von Merz aufgreift – und dem potenziellen Bundeskanzler to be ordentliches Chaos bescheren könnte.
Mit "einer kleinen Geste der Höflichkeit" versuchen gerade Dutzende Vereine und Organisationen aus dem "links-grünen" Spektrum, Merz postalisch zu erreichen. Konkret rufen sie dazu auf, Tassen an den Unionschef zu schicken, um dessen Aussage gegen sie zu kontern.
Unter dem Hashtag #alletassenimschrank rufen die Verantwortlichen dazu auf, den eigenen Küchenschrank auszusortieren und damit Friedrich Merz eine Freude zu machen. "Sei es die ungeliebte Werbetasse, das ungeliebte Geschenk der Ex oder einfach ein Modell, das Du nicht mehr nutzt", rät etwa die Berliner Bürgerinitiative "Moabithilft e.V." in ihrem Aufruf.
Die aussortierten Tassen sollen im Zuge der Aktion dann gut verpackt an die Parteizentrale im Konrad-Adenauer-Haus geschickt werden, versehen mit dem Hinweis "zu Händen Friedrich Merz". In das Paket darf außerdem ein Kommentar gelegt werden: "Hier eine Tasse für Ihren Schrank – wir haben genug."
Innerhalb weniger Tage haben sich unter dem Hashtag bereits Hunderte Fotos gesammelt, auf denen liebevoll ausgesuchte Tassen zu sehen sind. Unter anderem finden sich hier Exemplare mit dem Parteilogo der Grünen und der Linken, einem Blutspende-Hinweis oder auch selbst bemalte Tassen mit dem Hashtag.
Auch viele Vereine wie "Omas gegen Rechts" und "Fridays for Future" beteiligen sich an der Protestaktion. Diese kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich für viele der Organisationen noch weitere Kritikpunkte an der Unionspolitik ergeben.
In einer Kleinen Anfrage im Bundestag hat die Unionsfraktion 551 Fragen zu Nichtregierungsorganisationen und deren Finanzierung gestellt. Ein Teil von ihnen gehört zu jenen Organisationen, die in den vergangenen Wochen zu Demonstrationen gegen Rechts aufgerufen und dabei auch Friedrich Merz scharf kritisiert hatten.
Die Anfrage legt nahe indirekt nahe, dass die Organisationen zum Teil unberechtigte Staatsfinanzierung erhalten. Betroffen sind unter anderem das Recherche-Netzwerk Correctiv, das Netzwerk Campact, das globalisierungskritische Netzwerk Attac und der Verein Omas gegen Rechts. Auch Foodwatch, die Deutsche Umwelthilfe und Peta sind betroffen.
Wer genau die Aktion "Alle Tassen im Schrank" gestartet hat, ist nicht ganz klar. Mittlerweile beteiligen sich aber auch Zivilpersonen an der Kampagne. An den Demonstrationen gegen Rechts hatten sich vor dem Hintergrund der Unterstützung eines Unions-Antrags zur Verschärfung der Migrationspolitik durch die AfD hunderttausende Menschen beteiligt.
Treffen dürfte der Protest aber wohl vor allem die Mitarbeitenden im Konrad-Adenauer-Haus. Hier wird man jedenfalls ganz sicher bald genügend Tassen für Besucher:innen haben – und für den Kanzler to be.