Die Bundestagswahl 2025 markiert einen historischen Wendepunkt in der deutschen Politiklandschaft: Die Alternative für Deutschland (AfD) erzielte mit 20,8 Prozent der Stimmen ihr bislang bestes Ergebnis und etablierte sich nach der Union als zweitstärkste Kraft im Bundestag.
Die Abgeordneten bestätigten am Montag das Führungsduo Alice Weidel und Tino Chrupalla mit großer Mehrheit im Amt.
Auch wenn mit Weidel eine Frau an der Spitze steht, zeichnet sich die Bundestags-Fraktion der AfD durch eine auffällige demografische Zusammensetzung aus: Ein Großteil der Abgeordneten ist männlich und gehört der Altersgruppe zwischen 30 und 45 Jahren an. Sie treten selbstbewusst auf und vertreten oft radikale Positionen, polarisieren und provozieren. Wir stellen hier einige von ihnen vor.
Tino Chrupalla ist nicht nur Co-Vorsitzender der AfD, sondern auch einer der treibenden Kräfte hinter der zunehmenden Radikalisierung der Partei. Er pflegt eine enge Verbindung zu Russland, verbreitet Kreml-Propaganda und nennt Wladimir Putin einen "starken Führer", während er den Westen für den Krieg in der Ukraine verantwortlich macht.
Innenpolitisch hetzt er gegen Migranten, spricht von "Überfremdung" und fordert eine "Remigration", was nichts anderes als eine Massenabschiebung migrantisch gelesener Menschen bedeuten würde. Seine Wortwahl erinnert immer wieder an neurechte Kreise: Er warnt vor der "Zersetzung des deutschen Volkes" und fordert eine "positive Sicht auf unsere Geschichte" – eine geschichtsrevisionistische Haltung, die Nazi-Verbrechen relativiert.
Alice Weidel ist eine der einflussreichsten Frauen der extremen Rechten in Deutschland. Sie führt die Partei mit eiskalter Präzision und versucht, sich als seriöses Gesicht der AfD zu inszenieren, während sie gleichzeitig in Bundestagsreden gegen "importierte Gewalt" hetzt und die EU als "größte Bedrohung für Deutschlands Freiheit" bezeichnet.
Weidel tritt betont wirtschaftsliberal auf, verteidigt aber radikal rechte Positionen – von der Abschaffung des Asylrechts bis zur Verharmlosung der Klimakrise. Dass sie als lesbische Frau eine Partei führt, die LGBTQ-Rechte am liebsten rückgängig machen würde, ist der Widerspruch, der sie für viele Wähler:innen erträglich macht.
Während Wissenschaftler:innen weltweit Alarm schlagen, dass die Klimakrise bereits unumkehrbare Schäden verursacht, behauptet Steffen Kotré, sie sei eine "grüne Verschwörung". Der AfD-Politiker forderte mehrfach, den Kohleausstieg rückgängig zu machen und Klimaschutzmaßnahmen einzustellen.
Gleichzeitig verteidigt er Russland, verbreitet Putins Propaganda und erklärte in Interviews, der Westen habe "den Krieg in der Ukraine provoziert". Er gilt als zentrale Figur der prorussischen Fraktion innerhalb der AfD. Seine Auftritte im Bundestag bestehen aus Hetze gegen "linksgrüne Spinner", denen er "die Zerstörung Deutschlands" vorwirft.
Maximilian Krah steht wie kaum ein anderer für die ideologische Verrohung der AfD. Der ehemalige Europa-Abgeordnete hat sich offen mit rechtsextremen Netzwerken vernetzt und sympathisiert mit kremlnahen Desinformationskampagnen.
Krah fiel durch antisemitische Rhetorik, geschichtsrevisionistische Äußerungen und Kontakte zu neofaschistischen Kreisen auf. Er fordert ein radikales Ende der Sanktionen gegen Russland und spricht vom "deutschen Volk", das sich von Brüssel "nicht länger gängeln lassen" solle. In Talkshows provoziert er bewusst mit rassistischen Aussagen, um Aufmerksamkeit zu generieren.
Beatrix von Storch spricht aus, was andere in der AfD nicht zu sagen wagen – weil es selbst für AfD-Verhältnisse extrem ist. Sie warnt vor einer "Muslimisierung" Deutschlands und fordert, die Polizei solle an der Grenze "notfalls auf Frauen und Kinder schießen".
Ihr Frauenbild ist komplett rückwärtsgewandt: Sie verachtet Feminismus und Gendergerechtigkeit, fordert die Abschaffung von Gleichstellungsmaßnahmen und will Frauen am liebsten zurück an den Herd schicken. Auf Social Media hetzt sie regelmäßig gegen Flüchtlinge und LGBTQ-Communitys. Auch hier: Stets im Wissen, dass ihre Provokationen ihr Aufmerksamkeit bringen.
Birgit Bessin ist neu im Bundestag. Sie gehört zu den einflussreichsten Figuren der ostdeutschen AfD und setzt sich kompromisslos für eine "Rückführungspolitik" ein, die faktisch auf Massendeportationen hinauslaufen würde. Sie fordert, Sozialleistungen für Geflüchtete vollständig zu streichen und Abschiebungen in "großem Stil" durchzuführen.
In Brandenburg führte sie Kampagnen gegen Moscheebauten und behauptete, "deutsche Städte werden von Migranten überrannt". Kritiker:innen werfen ihr vor, aktiv Angst und Hass zu schüren, um Wählerstimmen zu gewinnen.
Jan Nolte, einer der jüngsten AfD-Abgeordneten, gilt als Verbindungsmann zwischen der Partei und Teilen der Bundeswehr. In der Vergangenheit wurde er mit rechtsextremen Netzwerken innerhalb der Armee in Verbindung gebracht.
Er verteidigte mehrfach Soldaten, die wegen rechtsextremer Äußerungen entlassen wurden, und wettert gegen die "linksgrüne Umerziehung" der Bundeswehr. Nolte fordert eine Rückkehr zu "militärischer Disziplin" und eine "stärkere nationale Identität" innerhalb der Truppe.
Matthias Helferich ist einer der radikalsten Abgeordneten der neuen AfD-Fraktion. In internen Chats bezeichnete er sich selbst als das "freundliche Gesicht des NS" – und genau das ist seine Strategie: harmlos auftreten, aber extremste Inhalte vertreten.
Er fordert die Abschaffung des Verfassungsschutzes, verteidigt Holocaust-Relativierer und fordert die "Reinhaltung" der deutschen Kultur. In der Vergangenheit gab es mehrere Versuche, ihn aus der AfD auszuschließen – ohne Erfolg. Sein Mandat im Bundestag gibt ihm nun eine Bühne, um seine rechtsextreme Agenda weiter voranzutreiben.