In Chemnitz ist erneut die Gewalt eskaliert – 3 Szenen aus den Demos
02.09.2018, 08:0802.09.2018, 08:53
Jan-Henrik Wiebe
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Die sächsische Stadt Chemnitz
kommt nicht zur Ruhe. Auch eine Woche nach dem Tod von Daniel H.
marschieren Rechte durch die Straßen und rufen in seinem Namen "Merkel
muss weg", "Frei, sozial und national" und "Ausländer raus". Dabei hatte
Daniel selbst einen Migrationshintergrund.
Der Schulterschluss von Rechts
Die Trauer um den 35-Jährigen sollte an diesem Tag eigentlich im Mittelpunkt von AfD, Pegida
und "Pro Chemnitz" stehen.
Doch während Tausende zwar friedlich
demonstrieren, greifen aus dieser Masse gewaltbereite Rechtsextreme
immer wieder Journalisten an, rufen nationalistische Parolen und
attackieren linke Gegendemonstranten sowie Polizisten.
Es war der große rechte Schulterschluss zwischen den verschiedenen
Strömungen. Auch der als Einflüsterer von Thüringens AfD-Chef Björn Höcke
geltende Götz Kubitschek ist nach Chemnitz gereist, um diesen Moment
nicht zu verpassen.
Auch unser Reporter wurde dabei angegriffen:
Aus allen Teilen der Republik sind die Demonstranten
aus beiden Lagern angereist.
Jan aus Berlin sagt:
"Ich habe eine sentimentale Verbundenheit
mit dieser Stadt und bin nicht bereit, sie einfach aufzugeben"
Er wurde in Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz, geboren
und steht auf der Seite von "Herz statt Hetze" steht. Er erklärt: "Man sollte weder die Menschen aus einem
anderen Land pauschalisieren, noch die Menschen aus einem Bundesland, in
dem etwas Schreckliches passiert ist. Das ist genauso unfair."
Die Situation eskaliert
Trotz eines großen Polizeiaufgebots kommt es zu zahlreichen
Aufeinandertreffen zwischen Rechten und Linken. Flaschen fliegen. "Holt
Steine" rufen Linksautonome, als sie auf eine Gruppe rechtsextremer
Hooligans treffen. Erst nach über einer Minute ist die Polizei vor Ort
und kann die beiden Gruppen trennen. Da fliegen dann nicht mehr nur
Glasflaschen, sondern auch Stühle eines Restaurants. Immer wieder müssen
die Beamten laufen, mal nach links, mal nach rechts.
Hier im Video
Bei Einbruch der Dunkelheit schafft es eine Gruppe aufgebrachter Rechter
Polizeiketten zu durchstürmen und einen Wasserwerfer einzukesseln.
Eingesetzt wird dieser allerdings nicht.
Bekannte von Daniel kritisieren rechte Umtriebe
Auch lange nach dem offiziellen Ende der Demonstration von AfD, Pegida
und "Pro Chemnitz", halten sich Rechte in der Nähe des Tatortes auf. Die
Polizei stoppt sie, will eine neue Kundgebung verhindern.
Viele der
meist männlichen Demonstranten sind betrunken, schreien die Beamten an,
schubsen sie. Am Ende dürfen sie doch zu dem Blumenmeer. Doch statt
Trauer gibt es "Lügenpresse"-Rufe und eine halb gebrüllte, halb gelallte
Nationalhymne.
"Eine Schande ist das, Daniel hätte das nicht gewollt", sagt ein Mann
Mitte 30 an der Straßenbahnhaltestelle gegenüber. Er und seine zwei
Freunde, die das Treiben der Rechten aus sicherer Entfernung beobachten,
kennen nach eigener Aussage Daniel aus der Schulzeit: "Der war ein sehr
weltoffener Mensch", sagen sie. "Mit Nazis hatte der nichts am Hut und
war eher links."
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