Die sächsische Stadt Chemnitz kommt nicht zur Ruhe. Auch eine Woche nach dem Tod von Daniel H. marschieren Rechte durch die Straßen und rufen in seinem Namen "Merkel muss weg", "Frei, sozial und national" und "Ausländer raus". Dabei hatte Daniel selbst einen Migrationshintergrund.
Die Trauer um den 35-Jährigen sollte an diesem Tag eigentlich im Mittelpunkt von AfD, Pegida und "Pro Chemnitz" stehen.
Es war der große rechte Schulterschluss zwischen den verschiedenen Strömungen. Auch der als Einflüsterer von Thüringens AfD-Chef Björn Höcke geltende Götz Kubitschek ist nach Chemnitz gereist, um diesen Moment nicht zu verpassen.
Aus allen Teilen der Republik sind die Demonstranten aus beiden Lagern angereist.
Er wurde in Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz, geboren und steht auf der Seite von "Herz statt Hetze" steht. Er erklärt: "Man sollte weder die Menschen aus einem anderen Land pauschalisieren, noch die Menschen aus einem Bundesland, in dem etwas Schreckliches passiert ist. Das ist genauso unfair."
Trotz eines großen Polizeiaufgebots kommt es zu zahlreichen Aufeinandertreffen zwischen Rechten und Linken. Flaschen fliegen. "Holt Steine" rufen Linksautonome, als sie auf eine Gruppe rechtsextremer Hooligans treffen. Erst nach über einer Minute ist die Polizei vor Ort und kann die beiden Gruppen trennen. Da fliegen dann nicht mehr nur Glasflaschen, sondern auch Stühle eines Restaurants. Immer wieder müssen die Beamten laufen, mal nach links, mal nach rechts.
Bei Einbruch der Dunkelheit schafft es eine Gruppe aufgebrachter Rechter Polizeiketten zu durchstürmen und einen Wasserwerfer einzukesseln. Eingesetzt wird dieser allerdings nicht.
Auch lange nach dem offiziellen Ende der Demonstration von AfD, Pegida
und "Pro Chemnitz", halten sich Rechte in der Nähe des Tatortes auf. Die
Polizei stoppt sie, will eine neue Kundgebung verhindern.
Viele der meist männlichen Demonstranten sind betrunken, schreien die Beamten an, schubsen sie. Am Ende dürfen sie doch zu dem Blumenmeer. Doch statt Trauer gibt es "Lügenpresse"-Rufe und eine halb gebrüllte, halb gelallte Nationalhymne.
"Eine Schande ist das, Daniel hätte das nicht gewollt", sagt ein Mann Mitte 30 an der Straßenbahnhaltestelle gegenüber. Er und seine zwei Freunde, die das Treiben der Rechten aus sicherer Entfernung beobachten, kennen nach eigener Aussage Daniel aus der Schulzeit: "Der war ein sehr weltoffener Mensch", sagen sie. "Mit Nazis hatte der nichts am Hut und war eher links."