Wer dieser Tage durch NRWs Innenstädte flaniert, kommt unweigerlich an Ständen von Parteien vorbei und kann neben großen Versprechen auch kleine Geschenke erhalten. In der Regel geht es dabei um Kugelschreiber oder Luftballons.
Manchmal haben Politiker:innen aber auch ganz "ausgefallene" Ideen – oder eben gefährliche, dumme und schockierend gewalttätige. So verteilte die selbst innerhalb der AfD sehr weit rechts stehende Politikerin Lena Kotré 2024 sogenannte Kubotans, lange Metallstifte mit einem scharfen Ende.
Ganz so schlimm ist ein aktuelles Beispiel aus dem NRW-Wahlkampf nicht und doch sorgt es für Irritationen. Die verantwortliche CDU im Aachener Raum bekommt sogar Kritik aus den eigenen Reihen – von Innenminister Herbert Reul.
Die CDU Eschweiler hat mit dieser Idee eindeutig ins Klo gegriffen: Sie verteilte vor den Kommunalwahlen in NRW in den vergangenen Wochen kleine Gemüsemesser an die Bürger:innen im Aachener Raum.
Eingraviert ist darauf der Name des CDU-Kandidaten für das Eschweiler Bürgermeisteramt: Patrick Nowicki. Daneben steht außerdem noch ein CDU-Logo, darunter Nowickis Wahlkampf-Motto: "Eschweiler bewegen. Geht nur gemeinsam."
Aufgefallen ist das Ganze unter anderem durch einen Post auf LinkedIn des Eschweilers Michael Klöppels. Dort beschrieb er am Mittwoch seinen persönlichen POV: "Ihr öffnet Euren Briefkasten und findet darin ein Messer."
Dem WDR zufolge ist das bei Weitem keine Ausnahme, denn das Wahlkampf-Messer sei im Aachener Raum in den vergangenen Wochen mehreren Bürger:innen in den Briefkasten geworfen worden. "Das war eigentlich nicht so gedacht", erklärte dem Sender dazu Frank Meyers, Vorsitzender der CDU Eschweiler. Eigentlich hätten die Messer demnach den Hausbewohner:innen nur nach einem kurzen Gespräch in die Hand gedrückt werden sollen.
Klöppels beschrieb in seinem Post jedenfalls, dass er und auch seine Nachbarn "irritiert" gewesen seien. Gegenüber der "Zeit" erklärte er, er habe direkt an einen Aberglauben denken müssen: Messer zu verschenken, bringe Unglück. Doch das ist bei Weitem nicht das größte Problem.
Messer, egal welcher Art, haben derzeit in NRW eine schlechte Konnotation. Vor einem Jahr attackierte ein Mann Menschen auf dem "Festival der Vielfalt" in Solingen mit einem Messer, drei von ihnen starben infolgedessen.
Dass auf dem Messergriff der Schriftzug "Solingen" steht, hat laut WDR bei einigen Bürgern zusätzlichen Ärger ausgelöst. Auch wenn Tom Kuck, Bürgermeisterkandidat in Monschau, wo das Küchenutensil im Wahlkampf ebenfalls verteilt wurde, gegenüber der "Zeit" darauf hinwies, dass ein Großteil der Messer in Deutschland eben aus Solingen komme.
Dennoch: Seit dem Anschlag führt ausgerechnet ein CDU-Politiker den Kampf gegen die Messerkriminalität so intensiv wie kaum ein Zweiter in Deutschland: NRW-Innenminister Herbert Reul. Ohne ihn wurde etwa die Kampagne "Besser ohne Messer" der Landespolizei NRW eingeführt.
Reul äußerte gegenüber der WDR-Sendung "Aktuelle Stunde" dementsprechend klare Kritik an der Aktion seiner Parteikolleg:innen. Messer seien zwar immer ein "beliebtes Werbemittel" gewesen, eben weil es ein im Alltag nützlicher Gegenstand ist. "Das war nicht sowas, was man wegschmeißt", erklärte Reul. Dennoch habe sich die Lage verändert.
Die "Sensibilität" bei jedem, "der Wahlkampf organisiert", müsse sich ändern, findet der NRW-Innenminister. Von den Leuten, die seit einem halben oder gar ganzen Jahr den Wahlkampf planen, forderte er deshalb:
Die CDU hat laut dem WDR mittlerweile auf die Kritik reagiert. "Wir verteilen schon seit Anfang der Woche keine Messer mehr", sagte dem Sender zufolge der Eschweiler CDU-Parteivorsitzende Frank Meyers.