Deutschland ist in den vergangenen Tagen in Aufruhr: Zum einen, weil hierzulande am Freitag die Europameisterschaft gestartet ist – und wie. Die DFB-Elf bezwang die Schotten mit 5:1 und ließ in vielen Fans die Überzeugung reifen, dass sie gute Chancen auf den EM-Sieg hat.
Zum anderen wären da die Europawahlen, bei denen die in Teilen rechtsextreme AfD zweitstärkste Partei wurde. Sieger wurde mit hohem Abstand die Union. Die großen Verlierer hingegen waren alle drei Partner der im Bund regierenden Ampelkoalition: SPD, Grüne und FDP.
Trotz ihres schlechten Ergebnisses von 11,9 Prozent wollen die Grünen wohl an einer Kanzlerkandidatur für die Bundestagswahl 2025 festhalten. In der Partei sorgt dieses Thema bereits seit Jahren immer wieder für Unruhe. Ob denn nun Wirtschaftsminister Robert Habeck oder erneut sie bei der nächsten Wahl als Kanzlerkandidat:in antreten werden, beantwortete Außenministerin Annalena Baerbock jetzt mit einem sportlichen Vergleich.
Habeck oder Baerbock? Bereits kurz nach der Bundestagswahl 2021 wurde die Frage, wer von beiden denn bei der nächsten Gelegenheit kandidieren würde, laut diskutiert. In der Partei sind sich viele sicher: Baerbock hat 2021 den Vorzug bekommen und nicht gewonnen – daher ist nun Habeck an der Reihe.
Dieser ist lange Zeit eh der eindeutig beliebtere Politiker in der deutschen Bevölkerung gewesen. Doch nach Habecks Flop beim Heizungsgesetz und Baerbocks von vielen als stabil angesehene Außenpolitik sind beide gleichauf in den Beliebtheitsrankings. Und damit ist auch die Kanzler:innen-Frage bei den Grünen wieder offen.
Angesprochen auf das Rennen zwischen ihr und Habeck antwortete Baerbock in der "Süddeutschen Zeitung" ("SZ") nun mit einem Vergleich zur Fußballnationalmannschaft:
Was Baerbock meint: Entscheidend sei vor allem auch das Team und nicht nur die Einzelperson an der Spitze. Mit dieser Antwort wich sie der Frage aus, ob auch eine Doppelspitze aus Habeck und Baerbock im kommenden Bundestagswahlkampf eine Option wäre. Gleichzeitig könnte man ihre Äußerungen auch als versteckte Kritik verstehen.
Baerbock ergänzte nämlich vielsagend, sie habe vor allem im Wahlkampf 2021 gemerkt, "was es für einen Unterschied macht, wenn man aus einem starken Team heraus agiert und die Fraktions- und Parteispitze geschlossen hinter einem steht."
Damit könnte sie darauf anspielen, dass durch Unruhen im Vorfeld ihrer Nominierung und auch danach ihre Position im Wahlkampf geschwächt wurde. Damals gab es Gerüchte, hochrangige Politiker:innen der Grünen würden die Entscheidung pro Baerbock und gegen Habeck bereuen – gerade nach Enthüllungen um Ungenauigkeiten in ihrem Lebenslauf und Vorwürfe des Plagiats in ihrem Buch.
Deshalb weiß auch Baerbock wohl selbst, dass Habeck Favorit auf die nächste Kanzlerkandidatur ist. Dennoch möchte sie sich wohl noch nicht geschlagen geben und äußerte gegenüber der "SZ": "Als Außenministerin habe ich gelernt, dass alles möglich ist." Wichtiger sei jedoch sowohl für sie als auch für Habeck, ihren Job als Minister:innen zu machen, statt Personaldebatten zu führen.
Wann wird die Kapitäns-Frage also geklärt? Baerbock zur "SZ": "Alles zu seiner Zeit." Zumindest bei einer anderen Frage wollte sie sich dann doch festlegen: Ihr Favorit auf den EM-Titel sei Deutschland. Dennoch betont Baerbock: "Am Ende gewinnt auf jeden Fall Europa."