"Bla bla bla", grölt eine Männerstimme der Außenministerin Annalena Baerbock entgegen. Auf dem Demokratiefest in Berlin möchte sie am Sonntag ins Gespräch über den Gaza-Krieg kommen.
Doch Teilnehmende stören den der Austausch und feinden die Grünen-Politikerin an.
Einige Personen im Publikum fallen Baerbock immer wieder ins Wort. Sie schmettern der 43-Jährigen Kritik am Umgang der Bundesregierung mit dem Gaza-Krieg entgegen. Eine Frau hält ein Transparent mit der Aufschrift "Stop the Genocide" in die Luft.
Die Protestierenden kritisieren den angeblich zu einseitigen Blick der Bundesregierung auf den Gaza-Krieg. Sie werfen Deutschland etwa Korruption vor und fordern Baerbock unter anderem auf, die Waffenlieferungen an Israel sofort zu stoppen.
Aber Baerbock lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen.
Die Außenministerin versucht weiterhin, die Fragen zu beantworten. Doch die Tumulte und ständigen Zwischenrufe nehmen überhand – so sehr, dass auch die Grünen-Politikerin laut wird.
"Hier wird nicht gedroht", ruft sie einem Teilnehmer entgegen. Deutschland arbeite daran, dass sowohl Israel als auch die Palästinenser:innen in Frieden leben könnten, versicherte sie. Die Teilnehmenden sollen ihr zufolge bei den Fakten bleiben.
Die Außenministerin erzählt von dem Moment, als sie kurz nach dem brutalen Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober neben einem Vater saß. Die Terroristen hatten dessen Frau und die beiden kleinen Töchter entführt. Zudem habe sich Baerbock die Aufnahmen der GoPro-Kameras angeschaut, die an den Helmen der Hamas-Terroristen befestigt waren.
"Wissen Sie, was ich da gesehen habe? Das ist das Schlimmste, was man sich vorstellen kann", sagt sie. Ihr zufolge wollte sie sich das Videomaterial anschauen, um zu verstehen, was an diesem Tag geschah. Erneut unterbrechen Rufe aus dem Publikum die Grünen-Politikerin.
Mit beiden Händen hält sie das Mikrophon an ihren Mund: "Um zu erleben, wie eine Frau vor laufender Kamera vergewaltigt wird." Die Schreie aus dem Publikum lassen nicht nach. "Wollen Sie immer noch bei vergewaltigten Frauen dazwischen schreien?", fragt sie. Die Zwischenrufe ebben nicht ab.
Baerbock pausiert.
Kommentare aus dem Publikum wie "Absolut einseitig" und "Kein Mensch glaubt Ihnen" prallen an der Außenministerin ab. Schließlich fordert sie die störenden Gäste zum Gehen auf, so könne man keine Diskussion führen, beklagt sie. Männer in dunklen Anzügen begleiten daraufhin Personen aus dem Saal unter tosendem Applaus.
"In unserer Demokratie gibt es Spielregeln. Wenn man kommt, um zu stören, ist das nicht der Sinn einer Veranstaltung", meint Baerbock. Der Protest einzelner Zuschauer:innen geht dennoch weiter. Immer wieder muss die Grünen-Politikerin ihre Stimme heben, um gegen die Zwischenrufe anzukommen.
"Nur gut, dass ich nicht Außenministerin bin. Respekt!", kommentiert SPD-Politiker Michael Roth den Vorfall auf X. Auch die deutsch-iranische Aktivistin Daniela Sepehri lobt Baerbock für ihre Souveränität.
Auf X teilt Sepehri mit: "Man kann von der Haltung der Bundesregierung zu Israel/Gaza halten, was man will, aber das hier ist einfach kein kritischer Dialog mehr, sondern einfach nur populistischer Aktionismus." Ihr zufolge habe Baerbock sehr souverän reagiert.
Auch die Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Tekkal Düzen "liebe" es, "wie sich Baerbock dieser Situation stellt". Das sei die Coolness von Frauen, schreibt sie auf X. Den "Aktivisten" geht es laut ihr nicht um die Sache. "Gut, dass die Außenministerin das entlarvt."
Auch seitens der CDU erhält Baerbock positives Feedback.
Karin Prien, Bildungsministerin des Landes Schleswig-Holstein und Sprecherin Jüdisches Forum CDU, teilt den Auftritt von Baerbock auf X mit dem Wort: "Respekt". Zahlreiche User:innen schließlich sich dieser Einschätzung an. "Nerven aus Drahtseilen, Eier aus Stahl", schreibt eine Person auf der Plattform.