
Diese AfD-Sticker bestechen nicht durch scharfe Rhetorik, sondern eine scharfe Rückseite.Bild: X / Omas gegen Rechts
Deutschland
Wer politische Aufkleber entfernen will, könnte sich verletzen. Es sind AfD-Aufkleber mit Klingen aufgetaucht. Das ist nicht der einzige Vorfall.
05.08.2025, 10:2905.08.2025, 10:41
Sticker auf Stromkästen, auf Laternen oder anderen Orten, an denen sie gut kleben: Sie sind überall und gehören zum Stadtbild. Viele von ihnen sind harmlos, einige lustig oder mit Weisheiten. Doch bei bestimmten Aufklebern ist Vorsicht geboten, besonders bei jenen mit Botschaften aus der rechten und rechtsextremen Sparte.
Längst bieten sich etwa politische Feinde einen regelrechten Sticker-Krieg. Der eine klebt auf, der andere entfernt sie wieder. Es ist ein Kampf um Sichtbarkeit und Einfluss im öffentlichen Raum.
Doch wer einen Aufkleber – etwa mit AfD-Logo – von einer Laterne abzieht, riskiert mehr als nur klebrige Finger. Im Leipziger Stadtteil Leutzsch wurden nun AfD-Sticker entdeckt, auf deren Rückseiten Rasierklingen befestigt waren.
Video zeigt Sticker mit Rasierklingen – AfD distanziert ich
Die Rasierklingen hinter den Stickern sind zunächst nicht zu sehen, aber potenziell gefährlich. Videos, die derzeit auf Social Media kursieren, warnen vor diesen präparierten Aufklebern.
Ein Clip von Omas gegen Rechts Leipzig zeigt einen davon in Großaufnahme: An allen vier Ecken eines Aufklebers wurden scharfkantige Klingen angebracht, mutmaßlich mit dem Ziel, Personen beim Entfernen zu verletzen.
Der Leipziger Kreisverband der AfD, dessen Sticker aktuell betroffen sind, hat sich von der Aktion distanziert. "Ein derartiges Vorgehen ist in jeder Hinsicht verwerflich und widerspricht unseren Grundsätzen fundamental", sagte Sprecherin Nora Reinhardt der "Leipziger Volkszeitung" (LVZ). Man habe von der Existenz derartiger Aufkleber nichts gewusst und wolle nun Anzeige erstatten.
Trotz der dokumentierten Funde gibt es laut Polizei Leipzig derzeit keine offiziell erfassten Fälle. Ein Sprecher der Polizeidirektion Leipzig teilte der LVZ mit, dass weder die Sticker in Leutzsch noch andere Vorfälle aus jüngster Zeit in den Datenbanken aufscheinen. Man könne nur ermitteln, wenn konkrete Anzeigen vorliegen.
Sticker-Krieg mit Klingen: AfD-Aufkleber nicht nur in Leipzig
Dass derartige Sticker existieren, hält man aber durchaus für möglich. Im Zeitraum der letzten 18 Monate habe es laut Polizei vergleichbare Funde in Chemnitz und im Erzgebirge gegeben, dort seien Anzeigen erstattet worden.
Tatsächlich sind ähnliche Fälle aus der Vergangenheit bekannt.
Der Verein Engagierte Wissenschaft betont, dass es sich bei Rasierklingen-Aufklebern nicht um ein neues Phänomen handle. Diese seien zwar nicht flächendeckend verbreitet, tauchten aber in regelmäßigen Abständen auf.
Der Verein, der rechte und neonazistische Vorfälle der Stadt dokumentiert, listet auf seiner Plattform Chronik.LE mehrere Funde von Stickern mit Klingen oder Glasscherben. So wurden etwa in Connewitz, Stötteritz oder Kleinzschocher Rasierklingen hinter rechtsextremen Symbolstickern entdeckt.
Nach Veröffentlichung des kurzen Videos aus Leutzsch meldeten sich laut "LVZ" zudem mehrere Personen mit ähnlichen Erfahrungen. Eine Person berichtete, in Leipzig-Mockau unter einem Aufkleber der rechtsextremen Kleinstpartei "Der Dritte Weg" auf Glasscherben gestoßen zu sein. In anderen Stadtteilen wie Lößnig seien ebenfalls gefährlich präparierte Sticker gefunden worden.
Mit Handschuhen, Schabern oder Kreativität: Sticker richtig entfernen
Auf Reddit geben User:innen Tipps, wie man mit potenziell gefährlichen Stickern umgehen kann. Kunststoff- oder Metallschaber gelten als besonders effektiv. Einige empfehlen, stets eine kleine Spachtel oder Klebekante dabeizuhaben oder idealerweise mit schnittfesten Handschuhen die Sticker zu entfernen. Ein User etwa berichtet von einem "Sticker-Kleinkrieg" mit Rechtsextremen in seiner Stadt, weshalb er einen Mini-Schaber als Schlüsselanhänger immer dabei habe.
Andere berichten auch von kreativeren Gegenmaßnahmen: Aufkleber überkleben, statt sie abzureißen – zum Beispiel mit Anti-Rechts-Stickern. Oder aber sie zu übersprühen. Dabei sei jedoch zu beachten, dass es sich – juristisch gesehen – um Sachbeschädigung handeln kann, selbst wenn der überklebte Sticker verfassungsfeindlich war.
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