Mehr als 13 Millionen Menschen in Deutschland sind von Armut betroffen oder gefährdet. Unter ihnen: Alleinerziehende, Geringverdienende, chronisch Kranke, Alte und Arbeitssuchende. Außerdem: Laut einer aktuellen Bertelsmann-Studie ist jedes fünfte Kind armutsbetroffen und ein Viertel der jungen Erwachsenen.
Die Ampelregierung hat sich zwar vorgenommen, an der prekären Lage etwas zu verändern – für Kritiker:innen sind die Bestrebungen bisher aber zu wenig. Das Bürgergeld, das Hartz IV abgelöst hat, hat für viele Beziehende die Situation nur marginal verbessert. Noch immer seien die Sätze zu niedrig, meint beispielsweise auch der Paritätische Wohlfahrtsverband. Und beim Thema Kindergrundsicherung wird sich die Ampel bisher nicht einig, wie genau diese aussehen soll.
In der ZDF-Talkshow "Lanz" von und mit Moderator Markus Lanz fordert Musiker Herbert Grönemeyer, endlich eine Lösung zu finden, um Menschen aus der Armut zu holen. Auf Twitter wird der Sänger für die Deutlichkeit gefeiert – viele fordern ihn aber auch zum Handeln auf.
In einer flammenden Rede spricht Grönemeyer von Armut als dem elementaren Thema unserer Zeit. Die Programme der Parteien böten aus seiner Sicht keine wirklichen Lösungen für dieses komplexe Thema an. Er selbst habe zwar aktuell auch noch keine konkrete Antwort, wolle sich nun aber in den kommenden Jahren sehr intensiv mit der Thematik befassen, meint der Musiker.
Grönemeyer spricht von den rund 7,25 Billionen Euro, die das gesamte Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland beträgt. Und stellt die Frage, wie es sein könne, dass in einem Land, in dem so viel Geld auf Konten herumliege, 13 Millionen Menschen armutsgefährdet seien.
Und auch für die Klimaaktivist:innen, wie die der Letzten Generation, die sich aktuell überall in Berlin auf die Straße kleben, hat Grönemeyer vollstes Verständnis. Der Protest sei genau dafür da, dass Politiker:innen ihn nicht gut finden. Die Art und Weise, wie die Politik vielerorts mit den Protestierenden umgehe, nennt Grönemeyer überheblich.
Auf Twitter bekommt Grönemeyer für seine Diagnose eine Menge Zuspruch. "Das, was Herbert Grönemeyer sagt!", schreibt zum Beispiel Umweltaktivist Tino Pfaff. Darunter die Hashtags "taxtherich", also besteuert die Reichen und "Klimakatastrophe". Eine andere Userin schreibt:
Der anonyme Account "Wenig Worte" fragt währenddessen, warum sich die Frage nach der Verteilungsgerechtigkeit nicht alle stellen.
Anderen aber stößt der Aufritt Grönemeyers sauer auf. "Wer sich selbst so erhöht, hat möglicherweise ein Problem mit der eigenen Wahrnehmung", schreibt beispielsweise eine Userin. Ein anderer merkt an: "Witzig, dass ausgerechnet Grönemeyer Großkotzigkeit nervt." Einige fordern den Künstler auch auf, mit seinem eigenen Vermögen als gutes Beispiel voranzugehen.