Bei Social Media präsentiert sich Ricarda Lang in letzter Zeit persönlicher als viele ihrer Kolleg:innen. Die frühere Grünen-Chefin teilt Konzertfotos mit ihrem Partner, spricht offen über ihren Abnehmerfolg – und zeigt jetzt zu Ostern, wie sie sich für den Trip in die Heimat zur Familie fertig macht.
Doch dabei bleibt die Ex-Parteivorsitzende politisch: Während sie sich schminkt, analysiert Ricarda Lang den neuen Koalitionsvertrag von CDU und SPD.
So sitzt die 31-Jährige vor der Handykamera, die Haare mit einer Spange aus dem Gesicht geklemmt, anfangs noch ohne Make-up.
Und anders als viele Influencer:innen, die in ihren "Get ready with me"-Videos über Beauty-Produkte sprechen oder über das Leben philosophieren, nutzt die Bundestagsabgeordnete das Format, um Klartext zu reden – und zwar zur kommenden schwarz-roten Regierungskoalition.
Während sie Foundation aufträgt und mit dem Pinsel Konturen setzt, wird ihr Ton ernster. "Ich finde es als Oppositionspartei arg erwartbar, wenn man sagt: Alles, was die da reinschreiben, ist blöd", sagt die Grünen-Politikerin.
Sie wolle den Vertrag differenziert betrachten – und erkenne durchaus auch positive Ansätze. Zum Beispiel die angekündigte Erhöhung des Mindestlohns. Auch wenn, wie sie betont, bislang unklar sei, wie genau das Vorhaben umgesetzt werden soll.
Gleichzeitig spart Ricarda Lang nicht mit Kritik, vor allem an der CDU. Sie erinnert daran, dass einige der jetzt im Vertrag stehenden Punkte im Wahlkampf noch massiv kritisiert wurden. Etwa die geplante Reform der Schuldenbremse.
Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck sei genau dafür öffentlich angegriffen worden. "Mehr Ehrlichkeit hätte dem Wahlkampf gutgetan", sagt Lang.
Am stärksten stört sie sich jedoch an einem grundlegenden Punkt: der fehlenden Vision.
In dem Papier werde "der Rückschritt organisiert" und es fehle mit Blick auf die massiven Verschiebungen in der Weltordnung ein gemeinsamer Plan. Große Zukunftsthemen wie eine nötige Reform des Rentensystems würden in Kommissionen verschoben werden.
"Das riecht nach: 'Wenn du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis", urteilt Lang.
Auf drei Themen geht sie im Folgenden dann noch genauer ein. Sie wirft der kommenden Regierung vor, bei dem aktuellen Plan den Klimaschutz zu vernachlässigen, die soziale Ungleichheit weiter zu verschärfen und eine verfehlte Migrationspolitik zu verfolgen.
Bei ihrer Community kommt das Video bestens an. Viele feiern Ricarda Lang für die klare Kante und wünschen sich mehr Videos in dem Format. "Mehr davon. Von mir aus auch in Podcastlänge", schreibt einer.