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Robert Habeck: Ricarda Lang erklärt neue Strategie der Grünen

Robert HABECK, Bundeswirtschaftsminister, Ricarda LANG, Bundesvorsitzende Buendnis 90/die Gruenen, 50. Ordentliche Bundesdelegiertenkonferenz der Partei Buendnis 90/Die Gruenen, vom 15.-17.11.2024 i,  ...
"Und jetzt schalten wir mal so richtig auf Angriff, okay, Ricarda?" – "Anvisieren und los geht's!"Bild: imago images / Sven Simon
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Nach Habecks-Attacken: Ricarda Lang erklärt neue Grünen-Strategie

Der ehemalige Grünen-Vorsitzende und Vize-Kanzler Robert Habeck hat jüngst seinen Rückzug aus dem Bundestag angekündigt – und im selben Atemzug ordentlich gegen die Union ausgeteilt. Parteikollegin Ricarda Lang sieht in den Attacken Habecks eine Neuerung bei den Grünen.
29.08.2025, 18:2729.08.2025, 18:27

CSU-Chef Markus Söder veranstaltet "fetischhaftes Wurstgefresse", Bundestagspräsidentin Julia Klöckner spaltet die Gesellschaft "mutwillig oder aus Dämlichkeit" – die Aussagen des scheidenden Robert Habecks lösten in vielen links-grünen Kreisen in Deutschland Genugtuung aus.

Einige gemäßigtere oder konservative Beobachter:innen hingegen warfen Habeck schlechten Stil vor.

Auch Parteikollegin und ebenfalls ehemalige Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang hat sich nun zu Habecks Attacken geäußert. In ihren Augen geht damit sogar der Abschluss eines Kapitels bei den Grünen einher: Sie brechen mit einer Obama-Doktrin.

Habecks Aussagen schlagen auch vier Tage später noch Wellen. So sprach Ricarda Lang am Freitagmorgen mit Journalistin Yasmin M'Barek im Podcast "Apokalypse und Filterkaffee" neben tagesaktuellen Themen auch über die Aussagen ihres ehemaligen Bundestags-Kollegen.

Lang: Habeck und Grüne reagieren auf Söders "Dönerspieß"-Attacken

Es sei ein "unfeiner Abgang" Habecks, urteilte M'Barek, egal, wie wahr seine Wurstfetisch-Aussage zu Söder seien mag und fragte bei Lang nach, wie sie die Aussagen wahrnahm. Die Grünen-Abgeordnete erklärte, die Aussagen Habecks hätten einen Richtungswechsel in der Partei gezeigt: "Einen Abschied von 'When they go low, we go high.'"

Dieser Spruch, den die ehemalige First Lady der USA, Michelle Obama, im US-Wahlkampf 2016 als Reaktion auf den Populismus der Republikaner zum Credo der Demokraten ausrief, habe die Grünen in den vergangenen Jahren geprägt.

Gemeint sei damit die Vorstellung: "Wenn die im Dreck wühlen, dann stehen wir da einfach drüber." Die Grünen hätten sich als "Brückenbauer" verstanden. Dies sei weiterhin ein "schöner Gedanke", so Lang.

Doch spätestens nach dem vergangenen Bundestagswahlkampf hätte sich gezeigt, dass auf der anderen Seite der Brücke häufig jemand stehe, "der hat null Bock auf die Brücke, der hat die abgefackelt, bevor jemand drüber gehen kann". Lang verdeutlichte:

"Ich kann Markus Söder die schönste Brücke bauen, ich kann sie sieben Male, acht Male bauen und er wird die noch mit dem Dönerspieß zerstechen und auseinandernehmen, weil er keinen Bock drauf hat."

Ricarda Lang erwartet neue Grünen-Strategie

Lang zufolge dürften sich die Grünen nicht mehr so viel im Stile von "linke Wange, rechte Wange" gefallen lassen. Sie sprach sich für eine "neue Konfliktfähigkeit" in der Partei aus.

Derweil wenden sich mittlerweile auch die Demokraten in den USA zunehmend von der Obama-Doktrin ab und begegnen den Trump-Republikanern mit der von Lang gepriesenen "Konfliktfähigkeit".

Im Vergleich mit den Habeck-Aussagen gehen sie jedoch noch weiter und driften ins Populistische ab. Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom etwa sorgt dieser Tage mit Tweets wie "Make America Gavin again" und "Verpiss dich" in Richtung des Trump-Lagers für Aufsehen. Er erklärte jüngst offen, er wolle rhetorisch "Feuer mit Feuer" bekämpfen.

Wenn Größenwahn Frieden spielt: Warum Donald Trump den Nobelpreis nie bekommen darf
Donald Trump wollte den Friedensnobelpreis. Weil er glaubt, Frieden sei ein Deal. Doch das Nobelkomitee hat sich für die venezolanische Oppositionspolitikerin María Corina Machado entschieden. Zum Glück. Denn der Preis, der einmal für moralische Integrität stand, wäre sonst zu einer Karikatur seiner selbst geworden.
Es gibt Dinge, die verlieren ihren Wert in dem Moment, in dem man laut danach ruft. Der Friedensnobelpreis gehört dazu. Er sollte, wenn man es richtig versteht, keine Belohnung für Macht sein, sondern für Demut. Für das seltene Talent, Frieden zu schaffen, ohne ihn zu instrumentalisieren. Um des Friedens Willen.
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