Nach der Flucht des syrischen Machthabers Baschar al-Assad ist in Deutschland die Debatte über die Heimkehr von Syrer:innen in ihre Heimat entbrannt. Viele von ihnen arbeiten mittlerweile in Deutschland. Nach Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge haben 270.000 Menschen mit syrischem Pass einen Job in Deutschland.
Laut Bundesärztekammer arbeiteten Ende 2023 insgesamt 5758 von ihnen als Ärzt:innen, davon knapp 5000 in Krankenhäusern. Damit sind sie die größte Gruppe ausländischer Ärzt:innen in Deutschland.
Deshalb schlagen die Kliniken jetzt Alarm: Würden viele Ärzt:innen aus Syrien in ihre Heimat zurückkehren, hätte das schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung in Deutschland. Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, warnte im Gespräch mit dem Magazin "Spiegel": "Verlassen sie in größerer Zahl Deutschland wieder, wird dies in der Personaldecke ohne Zweifel spürbar sein."
Er könne zwar verstehen, dass viele von ihnen in ihre Heimat zurückkehren möchten und dort auch dringend gebraucht werden. Allerdings würden syrische Ärzt:innen besonders in Krankenhäusern in kleineren Städten eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung spielen. In vielen ländlichen Gebieten in Deutschland herrscht ohnehin schon ein Ärztemangel.
Deshalb sind gerade Krankenhäuser in kleineren Städten oft stärker auf Zuwanderung angewiesen als Kliniken in Großstädten. Das geht aus einem Bericht des Mediendienstes Integration hervor. "In einigen ländlichen Regionen beträgt der Anteil bei neu eingestellten ausländischen Assistenzärztinnen und -ärzten inzwischen 80 Prozent", schrieben die Migrationsforscher schon im Jahr 2019.
Syrische Geflüchtete sind oft gut qualifiziert. Fast die Hälfte der Personen, die nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs nach Deutschland gekommen ist, hatte einen Abschluss an einem Gymnasium oder einer Universität. Bei Geflüchteten, die später nach Deutschland gekommen sind, war es immer noch mehr als ein Drittel.
Durch den demografischen Wandel verschlechtert sich die Situation weiter. Immer mehr Ärzt:innen gehen in Rente, während es gleichzeitig zu wenig Medizinstudienplätze gibt. Der Marburger Bund, eine Interessensvertretung von Ärzt:innen in Deutschland, wirbt deshalb explizit um Ärzt:innen mit einer im Ausland erworbenen Qualifikation und bietet Beratungen für Ausländer:innen an.
Auch der Spitzenverband Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands (SpiFa) wirbt laut "Spiegel" um Mediziner:innen aus dem Ausland. "Deutschland braucht Fachkräfte aus dem Ausland, um wichtige Infrastrukturbereiche wie die Pflege und die Gesundheitsversorgung funktionsfähig zu halten", sagte demnach ein Sprecher des Verbands. "Zu diesen Fachkräften gehören auch Menschen aus Syrien, die entweder schon vorher qualifiziert waren oder im Rahmen ihres Aufenthaltes hier in Deutschland ihre Qualifikation erworben haben."