Die neuesten Proteste gegen die Kohle:
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Die neuesten Proteste gegen die Kohle
quelle: x00227 / wolfgang rattay
Deutschland
27.10.2018, 20:2027.10.2018, 20:20
Tausende Menschen haben am Samstag im Rheinischen
Revier gegen die Kohle protestiert und den Tagebaubetrieb gestört – trotz eines großen Polizeiaufgebots. So setzten sich etwa 2500 junge
Menschen nach Polizeiangaben auf die Schienen der Transportbahn, die
Kohle aus dem rheinischen Tagebau Hambach in die Kraftwerke bringt.
Die Aktivisten wollten die Tagebau-Infrastruktur im Rheinischen
Revier lahmlegen.
Weil einige eine Polizeikette durchbrachen und über
die Autobahn A4 liefen, musste diese mehrere Stunden gesperrt werden.
Aus dem gleichen Grund wurde der Zugverkehr zwischen Düren und Aachen
vorübergehend eingestellt.
Die jungen Leute auf den Schienen der Kohle-Transportbahn von RWE
riefen rhythmisch: "We are unstoppable, another world ist possible." (Wir sind nicht zu stoppen, eine andere Welt ist möglich). Fast alle
trugen die dünnen weißen Staubanzüge, die für die Massenaktionen vom
Aktionsbündnis Ende Gelände so typisch sind.
18 Demonstranten besetzten außerdem einen Bagger im Tagebau Hambach.
Den Bagger stellte RWE daraufhin aus Sicherheitsgründen ab. Der
Energiekonzern kündigte an, Straftaten wie Hausfriedensbruch
konsequent zur Anzeige zu bringen.
- RWE teilte mit, mit seinem Braunkohlefahrplan zur Reduktion der CO2-Emissionen zum Erreichen der nationalen Klimaziele beizutragen.
- Den meist jungen Aktivisten geht das nicht schnell genug.
- Sie wollten ein Zeichen setzen für den sofortigen Kohleausstieg und Klimagerechtigkeit.
Das Aktionsbündnis Ende Gelände sprach von der bisher größten "Massenaktion zivilen Ungehorsams der Klimagerechtigkeitsbewegung" mit 6500 Aktivisten. Der parlamentarische Beobachter der Linken im
Bundestag, Lorenz Gösta Beutin, sagte, die friedlichen Proteste seien
ein starkes Zeichen für den Klimaschutz und den Kohleausstieg.
Der Einsatz war eine Frage der Taktik, bei Polizei und Aktivisten. So
schien es fast wie eine Art Finte, als zunächst eine Gruppe von 250
Leuten versuchte, in den Tagebau Inden einzudringen. Sie wurden von
Einsatzkräften daran gehindert und in Gewahrsam genommen. Die Polizei
setzte nach Angaben eines Sprechers auch Pfefferspray und
Schlagstöcke ein.
Ein Live-Video zeigt, wie die Aktivisten auf freiem Feld und in
Sichtweite zum Tagebau sehr schnell Busse verlassen und in Richtung
Tagebau rennen. Polizisten, die die Busse in Mannschaftswagen
begleiteten, schnitten ihnen den Weg ab.
Es kam an dem Tag zu kritischen Situationen – etwa auf der A4 bei
Kerpen: Dort liefen junge Leute über die Autobahn Richtung Tagebau
Hambach. Die Polizei sperrte die Autobahn über Stunden und setzte
Wasserwerfer ein. Trotzdem brachen vereinzelt Demonstranten durch.
Nachfolgende Aktivisten konnten die Einsatzkräfte dann größtenteils
an der Autobahnböschung abhalten.
Gefährlich war die Situation nach Einschätzung von Polizei und RWE
auch am Tagebaurand Hambach. Die Polizei warnte Aktivisten, die dort
standen: "Aktuell kommt es zu Erdrutschen an der Tagebaukante in
Hambach." Die Demonstranten sollten die Tagebaukante verlassen. "Es
besteht akute Lebensgefahr", twitterte die Polizei.
Verbände wie Robin Wood, Naturfreunde Deutschland und das
Kampagnennetzwerk Campact hatten in Kerpen-Buir am Hambacher Forst zu
einer Solidaritätskundgebung mit den Aktivisten aufgerufen. Es kamen
mit bis zu 3000 Teilnehmern weniger als erwartet. In den letzten
Wochen waren zunehmend die Stimmen der Anwohner laut geworden, die
über den Dauer-Konflikt vor ihrer Haustür genervt sind.
Bei dem Konflikt geht es auch um die Arbeitsplätze der Kumpel in der
Industrie. An ihrer Mahnwache demonstrierten RWE-Mitarbeiter für den
Erhalt ihrer Arbeitsplätze. "Wir bieten den Leuten einen Kaffee oder
ein Würstchen an und diskutieren mit ihnen", sagte RWE-Betriebsrat
Franz-Peter Linxen. Die Beschäftigten befürchten, dass sie bei einem
zu schnellen Kohleausstieg ihre Arbeitsplätze verlieren.
Der Ausstieg soll nach Vorstellung der Kohlekommission ohne
Entlassungen vollzogen werden. Das sagte Ronald Pofalla, einer der
Vorsitzenden der Kommission, dem WDR-Magazin "Westpol": Die
Kommission habe entschieden, dass es wegen des Kohle-Aus keine
betriebsbedingten Kündigungen geben soll. Die Kommission soll unter
anderem einen Zeitplan für den Kohleausstieg empfehlen.
(sg/dpa)
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Wolfram Weimer gehört zu den einflussreichsten konservativen Stimmen in der deutschen Medienlandschaft. Der frühere Chefredakteur großer Zeitungen und Gründer eigener Publikationen hat seine Karriere auf publizistische Unabhängigkeit und wirtschaftsliberale Überzeugungen aufgebaut.