Politik
Deutschland

Friedrich Merz hat jetzt viele Tassen im Schrank

Friedrich Merz, CDU Wirtschaftstag DEU, Deutschland, Germany, Berlin, 31.05.2022 Friedrich Merz, Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU und Vorsitzender der CDU, mit Tasse beim Wirtschaftstag 2022 der CDU  ...
Ob die neuen Tassen von CDU-Chef Friedrich Merz schöner sind als diese hier? Bild: imago images / IPON
Deutschland

Protest-Aktion: CDU-Chef Friedrich Merz hat jetzt viele Tassen im Schrank

08.03.2025, 15:56
Mehr «Politik»

Im Hof des Konrad-Adenauer-Hauses stapeln sich die Pakete. Ein großer Bauschuttcontainer ist Berichten zufolge randvoll. Dazu stehen acht kleinere Rollcontainer – bis oben hin gefüllt mit Versandkartons.

Diese hatten ein Ziel: CDU-Chef Friedrich Merz. Es ist die Folge einer ungewöhnlichen Protest-Aktion gegen den Politiker – und eine seiner umstrittensten Wahlkampfaussagen.

Dank seiner Gegner hat Friedrich Merz jetzt alle Tassen im Schrank

Anfang Februar sprach der CDU-Chef bei einer Wahlkampfveranstaltung in München. Dort betonte er, dass er Politik für die "Mehrheit der Bevölkerung" machen wolle – also für jene, die "alle Tassen im Schrank" hätten, und nicht "für irgendwelche grünen und linken Spinner auf dieser Welt". Eine Aussage, die heftige Kritik auslöste und ihm viel Gegenwind einbrachte. Auch deshalb, weil er ankündigte, die "linke Politik" habe jetzt ein Ende.

Eine Person, die daraufhin aktiv wurde, war die Journalistin und Mitgründerin des feministischen Magazins Palais-Fluxx, Silke Burmester. In einem Instagram-Video rief sie unter dem Hashtag #MeineTasseFuerMerz dazu auf, Merz wortwörtlich Tassen zu schicken – als ironische Reaktion auf seine Worte. Gesagt, getan. Die Aktion verbreitete sich rasant über Social Media. Weitere Hashtags wie #AlleTassenImSchrank kamen hinzu, immer mehr Menschen schlossen sich an.

So nahm der Protest schnell Fahrt auf. Bereits nach wenigen Tagen waren laut CDU-Angaben rund 500 Tassen in der Parteizentrale eingetroffen.

Heute kann man festhalten: Die Aktion ist ein wenig aus dem Ruder gelaufen, geradezu eskaliert: Zwei Wochen später stapeln sich die Pakete nun in vierstelliger Zahl. Eine genaue Schätzung ist schwierig, eine ungefähre Hochrechnung ergibt laut "taz" rund 2.650 Pakete in den bereitgestellten Containern – mit möglicherweise über 5.000 Tassen darin.

Nach Protest-Aktion: CDU reagiert wenig beeindruckt

Die neue Mutter der Porzellankiste, die CDU, zeigt sich offiziell unbeeindruckt. "Wir danken allen Einsendern und wollen nicht benötigte Tassen für soziale Zwecke spenden", ließ ein Parteisprecher bereits in der ersten Woche verlauten. Wer letztlich tatsächlich von der Spende profitieren soll, bleibt allerdings offen. Eine Anfrage der "taz" nach der aktuellen Anzahl der Einsendungen ließ die Partei am Freitag unbeantwortet.

Silke Burmester zeigte sich unterdessen erfreut über die breite Beteiligung an der Aktion. "Es ist großartig zu sehen, wie viele Pakete im Konrad-Adenauer-Haus angekommen sind", sagte sie der Zeitung. Gleichzeitig äußerte sie Kritik daran, dass die Tassen offenbar ungenutzt im Hof lagerten. Ihr neuer Vorschlag: "Ab jetzt schicken alle frische Fische in die CDU-Zentrale!"

Friedrich Merz und die CDU: Kurswechsel sind fast sein Standard-Repertoire

Friedrich Merz ist bekannt für seine klaren Worte. Der CDU-Chef inszeniert sich als Politiker, der klare Kante zeigt, für Prinzipien steht und mit einer stabilen Haltung in die politische Arena zieht. Doch wer genauer hinschaut, merkt schnell: Kaum jemand in der Spitzenpolitik rudert so oft zurück wie Merz.

Zur Story