Der Epidemiologe Hajo Zeeb vom Leibnitz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie hat den Wegfall der Isolationspflicht ab Mai kritisiert. "Wenn eine Person Symptome aufweist, dann sollte sie zuhause die Corona-Infektion aussitzen, anstatt noch mehr Menschen anzustecken", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Gerade die Omikron-Variante werde sehr schnell übertragen.
Zeeb sprach sich deshalb für die Beibehaltung einer Isolationspflicht von fünf Tagen aus. "Wir müssen davon ausgehen, dass sich das zirkulierende Virus durch den Wegfall der Isolationspflicht weiter ausbreiten wird", warnte er. Im Herbst und im Winter erhöhe sich zudem die Gefahr, "dass das Coronavirus mutiert". Dagegen halte er eine Quarantäne für Kontaktpersonen nicht mehr für notwendig.
Auch der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger kritisierte die Abschaffung der Isolationspflicht. Im Bayerischen Rundfunkt sagte er am Dienstag, er halte diese Lockerung "für reichlich absurd". Es sei "nicht sinnvoll, dass Menschen, die sich infiziert haben (...), draußen noch rumrennen und andere infizieren".
Für Menschen mit einer Corona-Infektion soll ab 1. Mai nur noch eine dringende Empfehlung gelten, sich für fünf Tage zu isolieren. Darauf hatten sich gestern die Gesundheitsminister von Bund und Ländern geeinigt.
Corona-Infizierte müssen sich ab dem 1. Mai nicht mehr verpflichtend in Isolation begeben. Darauf hatten sich am Montag die Gesundheitsminister von Bund und Ländern geeinigt. Die neuen Quarantäne- und Isolationsregeln sollten ab diesem Termin auf "Freiwilligkeit" beruhen, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).
Ausgenommen sind demnach Beschäftigte im medizinischen Bereich – sie können sich nach fünf Tagen Isolation freitesten. Für alle anderen gilt dann nur noch "die dringende Empfehlung", sich im Fall einer Infektion in Selbstisolation zu begeben und nach Ablauf von fünf Tagen freizutesten.
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist unterdessen unter 1400 gesunken. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Dienstagmorgen mitteilte, liegt der Wert nun bei 1394,0. Am Vortag hatte er 1424,6 betragen, vor einer Woche lag er bei 1703,3. Der Wert beziffert die Zahl der Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner im Zeitraum von sieben Tagen. Wie das RKI unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter weiter mitteilte, lag die absolute Zahl der gemeldeten Neuinfektionen binnen 24 Stunden am Dienstag bei 180.397 - nach 41.129 am Vortag und 237.352 Neuinfektionen vor einer Woche. Die Gesamtzahl der registrierten Ansteckungsfälle in Deutschland seit Beginn der Corona-Pandemie erhöhte sich auf 21.849.074.
Binnen 24 Stunden wurden laut RKI 316 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert. Die Gesamtzahl der verzeichneten Corona-Toten in Deutschland stieg damit auf 130.368.
(and/afp)