Politik
Deutschland

9-Euro-Ticket: Lindner-Aussage auf Twitter sorgt für Empörung

Christian Lindner beim Wahlabend der FDP zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein mit Statement im Hans-Dietrich-Genscher-Haus. Berlin, 08.05.2022 *** Christian Lindner at the election evening of the FD ...
Christian Lindner (FDP) hat auf Twitter Wut und Spott auf sich gezogen.Bild: imago-images /Future Image
Deutschland

9-Euro-Ticket: Christian Lindner spricht von "Gratismentalität" und sorgt für Empörung

09.08.2022, 11:30
Mehr «Politik»

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sieht keine Möglichkeit für eine Nachfolge für das 9-Euro-Ticket, das für den öffentlichen Nahverkehr gilt. Für eine Fortsetzung des Tickets stünden in der Finanzplanung keinerlei Mittel zur Verfügung. Das verdeutlichte er gegenüber der "Augsburger Allgemeinen" einmal mehr. Auf Twitter sorgt Christian Lindners Haltung – und seine Wortwahl – für Empörung.

Christian Lindner sagte in der Montagsausgabe der Zeitung: Von einer "Gratismentalität à la bedingungsloses Grundeinkommen" auch im öffentlichen Nahverkehr sei er nicht überzeugt. Jeder Steuerzuschuss für ein nicht die Kosten deckendes Ticket bedeute Umverteilung.

Er findet:

"Die Menschen auf dem Land, die keinen Bahnhof in der Nähe haben und auf das Auto angewiesen sind, würden den günstigen Nahverkehr subventionieren. Das halte ich für nicht fair."
Christian Lindner in der 39. Sitzung des Deutschen Bundestages im Reichstagsgeb�ude. Berlin, 31.05.2022 *** Christian Lindner in the 39 session of the German Bundestag in the Reichstag building Berlin ...
Christian Lindner (FDP).Bild: imago-images / Future Image

Twitter-Gemeinde ist wütend über Lindners Äußerungen

Das Netz reagiert empört auf die jüngsten Aussagen des Bundesfinanzministers. Auf Twitter häufen sich wütende Kommentare. Viele stören sich zusätzlich an Lindners Wortwahl, an dem Wort "Gratismentalität", das er im Zusammenhang mit dem 9-Euro-Ticket benutzt hat.

Der Journalist Krsto Lazarević macht auf die Geldsituation von Hartz-IV-Empfangenden aufmerksam.

Er schreibt:

"Ein Döner von der Bude kostet gerade mehr als im Hartz 4 Satz pro Tag und Person für Essen vorgesehen ist, aber Herr Lindner macht sich mit seinem fünfstelligen Monatsgehalt Sorgen, dass sich eine 'Gratismentalität' ausbreite. Wie abgehoben und realitätsfern kann man sein?"

Auch Grünen-Politiker Tareq Alaows ist nicht begeistert von Lindners Aussagen. Er weist auf eigene Privilegien des FDP-Politikers hin.

Er twittert:

Deutliche Worte findet auch der Jurist und ehemalige Linken-Bundestagsabgeordnete Niema Movassat:

"Christian Lindner ist einfach die verkörperte Armenverachtung."

Spöttische Kommentare über Christian Lindner

Von anderen Twitter-Nutzenden muss sich Christian Lindner spöttische Kommentare anhören. So twittert zum Beispiel das Online-Kleinanzeigen-Portal "eBay Kleinanzeigen": "Der User Christian L. kann jetzt bitte aufhören, alle Anzeigen in der 'Zu verschenken' Kategorie zu melden."

Podcaster und Moderator Aurel Mertz stellt für sich fest: "Ich find das so wild. Christian Lindner sagt jede Woche irgendwas komplett abstruses, was gegen alles steht das ich irgendwie gut finde. Als wäre er einfach nur ein Trollaccount."

Der deutsche Cartoonist und Comiczeichner Ralph Rute vergleicht den Bundesfinanzminister mit einem Überraschungsei. "Man möchte ihn ständig schütteln", sagt er.

9-Euro-Ticket läuft bald aus – Forderungen für Nachfolgemodell

Das 9-Euro-Ticket gibt es seit Juni zu kaufen und sollte die gestiegenen Energie- und Spritpreise für Bürgerinnen und Bürger kompensieren. Die Forderung nach einer Verlängerung oder einem alternativen, ähnlichen Ticket kommen von verschiedenen Seiten. Die Grünen zum Beispiel schlagen als Anschlusslösung ein Regionalticket für 29 Euro und eine bundesweit im ÖPNV geltende Fahrkarte für 49 Euro vor.

Lindners Partei-Kollege Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) ist offen für eine Fortführung des 9-Euro-Tickets. Seinem Ministerium zufolge ist für ein Nachfolgemodell aber die Bereitschaft der Länder mitentscheidend, sich finanziell zu beteiligen.

(and/Mit Material von dpa und AFP)

Ermittler decken russische Geldwäsche-Netzwerke und Krypto-Deals in halb Europa auf
Im Zuge einer internationalen Operation sind zwei riesige russische Geldwäsche-Netzwerke aufgedeckt worden, die Milliarden in Kryptowährungen "abwickelten". Mittendrin: Ransomware-Banden und Putin.

Russische Oligarchen, Ransomware-Banden und andere Kriminelle haben während Jahren ausgeklügelte Geldwäschenetzwerke in Russland genutzt, um große Summen ins Ausland zu schaffen und zu reinvestieren.

Zur Story