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Friedrich Merz: Spott von Grünen und Linken nach Sozialstaat-Ansage

Bundeskanzler Friedrich Merz CDU auf dem Landesparteitag der CDU Nordrhein-Westfalen vor der Kommunalwahl in NRW im World Conference Center Bonn WCCB. Bonn, 30.08.2025 NRW Deutschland *** Federal Chan ...
Merz am Samstag bei der NRW-CDU in Bonn: "Wir leben seit Jahren über unsere Verhältnisse".Bild: imago images / Panama Pictures
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Friedrich Merz: Spott von Grünen und Linken nach Sozialstaat-Ansage

Dem Staat fehlt es massiv an Geld, die Union will dieses Problem seit Monaten statt durch zusätzliche Steuern lieber durch Einsparungen am Sozialstaat lösen – mit mäßigen Erfolgsaussichten. Und wie fair ist das überhaupt? Eine vollmundige Ansage des Bundeskanzlers diesbezüglich fällt ihm nun auf die Füße.
01.09.2025, 14:3901.09.2025, 14:39
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Friedrich Merz steht auf ein markiges Auftreten, das ist mittlerweile allbekannt. So heißt es, der CDU-Chef und sein Umfeld seien etwa von der Macher-Art des häufig per Dekreten regierenden US-Präsidenten Donald Trump begeistert, Innenminister Alexander Dobrindt gab das sogar mal selber zu.

Auch Merz versucht sich immer mal wieder als Basta-Kanzler – und das, obwohl er schon häufig nach vollmundigen Ansagen von der Realität eingeholt wurde und einen Rückzieher vollführen musste. So wurden nach der Bundestagswahl noch im alten Parlament historische Schulden entschieden, obwohl Merz diese vorher ausgeschlossen hatte.

Auch beim Thema Asyl und Migration scheut Merz nicht vor großen Worten zurück – ebenso wenig beim Sozialstaat. Eine aktuelle Ansage im Knallhart-Merz-Stil hat dem Bundeskanzler nun großen Spott eingebracht.

Friedrich Merz: "Leben seit Jahren über unsere Verhältnisse"

In der Debatte um die Reform des Sozialstaats hat Merz am Samstag beim Landesparteitag der NRW-CDU in Bonn nämlich mal wieder Alarm geschlagen: "Wir können uns dieses System, das wir heute so haben, einfach nicht mehr leisten."

Er kündigte daher "schmerzhafte Entscheidungen" und Einschnitte an, dass das Bürgergeld gekürzt und "dass die Eigenverantwortung stärker werden muss".

Der Gipfel seiner Ausführungen, das Merz-Zeugnis für Deutschland: "Wir leben seit Jahren über unsere Verhältnisse." Und das müsse sich ausgerechnet deshalb ändern, damit "auch die junge Generation eine Chance hat".

Merz-Memes und Spott für den Kanzler – auch von Ricarda Lang

Für seine Ausführungen bekam Merz am Sonntag und Montag die Retourkutsche: Auf Social Media posteten zahlreiche Menschen Memes zu seiner Rede, auf X trendete etwa der Hashtag #Verhältnisse.

Grünen-Abgeordnete Ricarda Lang postete ein Foto, das Merz in seinem Privatjet neben Ehefrau Charlotte Merz zeigt und schrieb dazu: "Wir leben seit Jahren über unsere Verhältnisse."

Auch andere Accounts zitierten den Merz-Satz und zeigten zum Vergleich etwa "die Verhältnisse", die wirklich vorherrschen: Etwa die Statistik, dass so viele Rentner arbeiten wie noch nie. Die Zahl hatte im Juni das Statistische Bundesamt vermeldet.

Satiriker El Hotzo stellte der "Verhältnis"-Aussage von Merz eine weitere Statistik gegenüber: Diese besagt, dass immer mehr Menschen in Deutschland als arm gelten.

Im von El Hotzo angehängten Artikel werden 13,4 Millionen Leute genannt, jedoch ist die Statistik wohl von vor vier Jahren, nach aktuellen Zahlen geht der Paritätische Wohlfahrtsverband von 13 Millionen Menschen aus.

Andere User:innen wiesen im Kontext der Merz-Aussage auch auf die erst wenige Tage alte News hin, dass das Bundeskanzleramt innerhalb von nur drei Monaten über 12.000 Euro für Visagist:innen, Friseur:innen und Kosmetiker:innen bezahlt hat.

Linken-Chefin Ines Schwerdtner wiederum verzichtete auf ein Meme und schrieb in ihrem X-Post stattdessen: "Die einzigen, die über ihre Verhältnisse leben, sind 800.000 in Deutschland, die nur von ihrem Vermögen leben können. Merz eingeschlossen."

(mit Material der afp)

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