"Es geht jetzt um ein Signal nach draußen, dass wir das Thema ernst nehmen." Das erklärte Friedrich Merz bei der Einführung der Frauenquote in CDU-Vorständen im Jahr 2022. Wie ernst der kommende Kanzler der Bundesrepublik das Thema wirklich nimmt, daran sind die Zweifel seit der Neuregelung nicht gesunken.
Das eine sind Vorstände, das andere echte Entscheidungsgremien: Etwa die Besetzung eines möglichen Bundeskabinetts unter Merz, die würde er – Gott bewahre – nicht paritätisch regeln. Denn: "Wir tun damit auch den Frauen keinen Gefallen", ein weiterer schöner Merz-Satz, den er 2024 zur Erläuterung anführte.
Skandalös finden das die einen, doch Merz' Glück ist wohl: Es gibt viele andere, die Diversität derzeit einfach nicht juckt. Also, der Weg ist frei, hier kommen die Unions-Bros.
Nach dem Wahlsieg der Union, der zwar nicht so deutlich ausgefallen ist wie angekündigt, aber doch deutlich genug, um ihn zu feiern, gingen in den vergangenen Tagen natürlich viele Bilder von um die Wette strahlenden weißen Männern in gehobener Kleidung und noch gehobenerem Alter durch die deutschen Medien.
Allen voran Friedrich Merz mit einem wirklich cuten Grinsen, daneben oder dahinter wahlweise Markus Söder, Carsten Linnemann, Thorsten Frei und eine Entourage, von der vielleicht jede fünfte Person weiblich war.
Am Dienstag postete einer der großen Männer, Bayerns Ministerpräsident Söder, dann ein Foto aus einer Sitzung von "CDU und CSU heute Morgen im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin".
Vertreten wurden die Schwesterparteien ausschließlich von Brüdern – Parteichef Merz, Generalsekretär Linnemann und Parlamentarischer Geschäftsführer Frei auf der CDU-Seite und gegenüber in den gleichen Rollen Markus Söder, Martin Huber und Alexander Dobrindt.
Natürlich ließ das Foto nicht lange auf Reaktionen warten. Zu Wort meldeten sich unter anderem die Grünen-Abgeordnete und ehemalige Parteichefin Ricarda Lang und Moderatorin Anne Will.
Vor allem wurde das Foto als Anlass zur Kritik am Frauenanteil in der Union genommen. Lang postete das Foto beim Kurznachrichtendienst Bluesky und kommentierte mit einem umgewidmeten Merz-Argument zur Frauenquote: "Die Quote schadet ja in allererster Linie den Frauen selbst."
Auch die Podcasterin und ehemalige ARD-Moderatorin Will hatte ähnliche Assoziationen. Ihren Post des Bildes versah sie mit den Worten: "Verstehe die Aufregung nicht. Frauen sind doch mit gemeint." Neben bestätigenden Kommentaren antworteten manche User:innen Will und Lang aber auch, dass es ein wenig viel Wind für ein einziges Foto ist.