Die Dönerpreise sind ein "Stimmungsbarometer" für Deutschland, das sagte zumindest Grünen-Politikerin Zoe Mayer in einer Rede zum Thema Tierwohlabgabe. Sie wirbt für den Verzehr von veganem Seitan-Döner. In einer Haushaltsdebatte prangerte die Grünen-Politikerin Hanna Steinmüller die Döner-Inflation in den Bundestag.
In einem Interview sagte sie dazu: "Für sie [junge Menschen] macht es einen Unterschied, ob ein Döner 3,50 Euro oder sieben Euro kostet. Und weil Jugendliche in den vergangenen Jahren relativ wenig politisches Gehör bekommen haben, wollte ich diese Lebensrealität in den Bundestag tragen." Auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) wird immer wieder mit der Frage nach steigenden Dönerpreisen konfrontiert.
Einer Preisbremse hat Scholz allerdings eine Abfuhr erteilt: Das sei in einer Marktwirtschaft nicht drin, schließlich bestimmten dort Angebot und Nachfrage. Da die Inflation aktuell zurückgehe, dürften sich die Preise aber zumindest stabilisieren, meinte der Kanzler außerdem.
Scholz' Genosse Freddy Augustin aus Berlin will das so nicht stehen lassen. Augustin kandidiert für die Berliner SPD bei der Europawahl – und setzt in seinem Wahlkampf auf untypische Praktiken. Konkret hat es der Sozialdemokrat auf die Gen Z abgesehen.
In diesem Jahr dürfen erstmals 16-Jährige bei der Europawahl in Deutschland mitwählen. Das bedeutet auch, dass mehr Erstwähler:innen an die Urnen strömen werden als bei bisherigen Wahlen. Für den Berliner SPD-Politiker Augustin bedeutet das: Die jungen Menschen sind es, die er ansprechen will.
Und das eben auch mit dem Politikum dieser Tage: dem Döner. Mit einer "Döner-für-3-Euro"-Aktion lockt der Genosse junge Berliner:innen an seinen Wahlstand. Sein Plan: Die ersten hundert Menschen sollen an einer Dönerbude im Wedding einen Döner für drei Euro bekommen.
Sind die Menschen erstmal da, will er mit ihnen über die Wahl und seine Themen sprechen. Die Message dahinter: Auch der Döner ist politisch, etwa wegen der gemeinsamen Bekämpfung von Inflation.
Eine Erhebung der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) kam jüngst zu dem Schluss, dass 76 Prozent der befragten Erstwähler:innen davon überzeugt sind, dass es Deutschland wegen der EU besser geht. Insgesamt gaben 53 Prozent der befragten Wahlberechtigten an, das so zu sehen. Junge Menschen haben also einen engeren Draht zur EU als ältere.
Besonders beliebt ist nach der Erhebung bei den Erstwähler:innen dennoch die AfD. 14 Prozent der Befragten gaben an, die Rechtspopulist:innen wählen zu wollen. Die SPD ist bei den Erstwähler:innen allerdings genauso beliebt. In der Gesamtbevölkerung sieht das anders aus: Hier liegt die Union in den Umfragen weit vorne (22 Prozent), gefolgt von der AfD.
Junge Menschen werden für Politiker:innen weltweit immer attraktiver. So spricht etwa Spaniens rechtsextreme Vox auf Tiktok und Instagram gezielt junge Wähler:innen an, in den USA buhlen Donald Trump und Joe Biden aktiv um die Gen Z. Mittlerweile ist sogar Bundeskanzler Scholz auf Tiktok zu finden.
Und das EU-Parlament will die Plattform für die Bekämpfung von Desinformationen zur EU-Wahl nutzen – trotz des Verbotes von Tiktok auf EU-Dienstgeräten. Über den Kanal sollen dann auch junge Menschen zur Wahl ermutigt werden. Dafür sollen aber weder bisherige Geräte noch Netzwerke des Europäischen Parlaments genutzt werden. EU-Kommissar Margaritis Schinas hat zudem eine besonders populäre Geheimwaffe um Unterstützung gebeten: Taylor Swift.
Die Sängerin hatte im vergangenen Jahr dafür geworben, dass sich junge Amerikaner:innen für die US-Wahlen registrieren. Wie "Euractiv" zitiert, erhofft sich die EU-Kommissarin wohl die gleiche Starthilfe: "Nun wird Taylor Swift am 9. Mai – dem Europatag – in Paris ein Konzert geben, und ich würde mir wünschen, dass sie dasselbe für junge Europäer tut."