Donald Trump hatte eine richtig miese Woche: Die Trump-Firma wird wegen Steuerdelikten für schuldig gesprochen. Sein "Schützling" Herschel Walker verliert das Rennen um den Senat in Georgia. Dadurch gewinnt Joe Biden und seine Demokraten eine bessere Kontrolle über eine der beiden Kammern im US-Kongress.
"Die Republikanische Partei zahlt nun an der Wahlurne den Preis dafür, dass sie bislang alle Gelegenheiten verpasst hat, sich von Trump entschlossen zu distanzieren", sagt Thomas Greven. Der Politikwissenschaftler ist Redakteur bei den "Blättern für deutsche und internationale Politik" und forscht an der Freien Universität Berlin.
Im Gespräch mit watson sagt Greven, dass die Republikaner alle Eskapaden von Trump hingenommen haben – aber Wahlniederlagen könne die Partei dauerhaft nicht verkraften.
Es läuft nicht prickelnd für den ehemaligen Präsidenten, der 2024 wieder ins Weiße Haus einziehen möchte. Zunächst blieb der versprochene Erdrutsch für die Republikaner bei den Midterms aus. Seine engsten Verbündeten wie etwa Kari Lake und Mehmet Oz holten Wahlniederlagen ein.
Dann hagelte es Kritik für das gemeinsame Abendessen mit Kanye West in seinem Resort in Florida.
Der Rapper, der sich inzwischen Ye nennt, sorgte zuletzt für Aufruhr durch seine Aussage: "Ich mag Hitler". Mittlerweile fordert er die Juden auf, "loszulassen" und Hitler zu vergeben. Zum Abendessen war auch Nick Fuentes anwesend, einer der aggressivsten Neonazis in den USA. Der 24-Jährige brüstet sich damit, als Rassist, Antisemit und Holocaust-Leugner bezeichnet zu werden.
Nun folgt ein gravierendes Urteil gegen seine Firma.
Der Immobilienkonzern von Trump ist in einem Prozess in New York unter anderem wegen Steuerbetrugs schuldig gesprochen worden. Eine Jury befand das verzweigte Unternehmenskonstrukt in allen 17 Anklagepunkten für schuldig, wie Manhattans oberster Staatsanwalt Alvin Bragg mitteilt. "Dies war ein Verfahren über Gier und Betrug", sagt er. "In Manhattan steht keine Firma über dem Gesetz."
Wird Trump allmählich zum Problem für die Republikaner?
"Trump verfügt immer noch über einen großen Rückhalt an der Basis", sagt Greven. Allerdings schrumpfe diese Unterstützung für Trump, weil Kandidaten wie Ron DeSantis eine ähnliche Politik versprechen – ohne Skandale zu produzieren.
Das Urteil gegen das Trump-Unternehmen betreffe Trump selbst persönlich nicht. "Er nutzt die Kandidatur, um die diversen juristischen Verfahren als politisch motivierte Hexenjagd stilisieren zu können", sagt der Politikwissenschaftler.
Laut Greven reicht das Problem der Republikaner tiefer. Denn Verschwörungsgläubige – teilweise extremistische Trump- und MAGA-Anhänger:innen – seien zu einem Faktor in der Partei geworden, der zunehmend unabhängig von Trump wirkt.
Doch bisher habe es der ehemalige Präsident immer geschafft, politischen und juristischen Gegenwind in seinen Vorteil zu verwandeln und seine "Truppen" hinter sich zu versammeln. "Derzeit wirkt er allerdings angeschlagen und müde", meint der Experte.
(Mit Material der dpa)