Gaza-Krieg: Hunderte Studenten in Schock wegen abgelehnter US-Visa
Kein Internet, kaum Wasser und Lebensmittel nur alle paar Tage in minimal gehaltenen Rationen: Die Lage im Gazastreifen ist längst derart eskaliert, dass Menschen nur noch schwer ihren Alltag bestreiten können.
Kürzlich hatte die israelische Armee im Zuge ihrer Bodenoffensive in Gaza-Stadt einen Fluchtkorridor gesperrt und die Bewohner:innen unter Androhung "beispielloser Gewalt" zur Flucht in den Süden über eine Alternativroute aufgerufen.
Inzwischen haben laut israelischen Angaben rund 480.000 Palästinenser:innen die größte Stadt in dem abgeriegelten Küstengebiet verlassen. Zum Vergleich: Vor dem Beginn des verstärkten militärischen Vorgehens in der Stadt lebten dort rund eine Million Einwohner:innen und Binnenvertriebene.
Für viele junge Menschen in Gaza bedeutet diese Lage einen erbitterten Kampf ums Überleben.
Trump-Regierung verwehrt Palästinensern das Visum
"Ich wache weinend auf. Ich schlafe weinend ein. Ich hatte auf etwas gehofft, das weit weg ist von dem, was ich gerade erlebe, und was ich jetzt erlebe, ist wie ein Albtraum", erzählt eine 22-jährige Palästinenserin im Gespräch mit CNN. Sie hatte einen Studienplatz in den USA bekommen und sollte eigentlich im September ihr erstes Semester dort beginnen.
Doch aufgrund der neuen Visabestimmungen der USA ist ihr Traum wie der von vielen jungen Menschen im Gazastreifen geplatzt. Die Trump-Regierung hatte im vergangenen Monat ein Dekret verabschiedet, wodurch Nichteinwanderungsvisa nicht mehr an Menschen mit einem Pass der Palästinensischen Autonomiebehörde vergeben werden.
Offiziellen Daten zufolge besaßen im vergangenen Jahr mehr als 450 US-Student:innen palästinensische Pässe. Ausnahmeregelungen für genehmigte Studienplätze sind laut dem amerikanischen Außenministerium nicht geplant.
Gaza: Student berichtet von gefährlichem Bewerbungsprozess
Dabei hatten viele der Bewerber:innen lebensbedrohliche Strapazen auf sich genommen, um sich den Traum vom Leben in den USA zu erfüllen. Ein weiterer Betroffener erzählt gegenüber CNN:
Andere erzählen von ähnlichen Bedingungen. Auch die Suche nach nötigen Dokumenten für die Bewerbung stellte sie demnach in einer Region, in der Hochschulen geschlossen und viele Häuser zerstört sind, vor eine erhebliche Herausforderung.
"Diese Menschen haben versucht, ihre Ausbildung unter Bombardements und Massenvertreibungen zu beenden. Das Verhalten der Regierung ist da absolut feige und enttäuschend", sagt Juliette Majid vom Student Justice Network (SJN). Die Organisation hatte Dutzenden Studierenden bei dem Bewerbungsverfahren geholfen.
Für die meisten bedeutet die Änderung im Visasystem der USA auch einen erheblichen Rückschlag in der eigenen Laufbahn. Der Prozess, sich bei einer anderen Universität im Ausland zu bewerben, kostet nochmals viel Zeit und Aufwand. Die meisten von ihnen können laut CNN nun wahrscheinlich frühestens in drei Jahren das angestrebte Studium beginnen.
Die 22-jährige Studentin aus Gaza äußert den Plan, sich im kommenden Jahr, an einer anderen ausländischen Hochschule zu bewerben. Doch eigentlich hofft sie noch immer auf ein Studium in den USA – wenn sich die Welt zumindest dort wieder zum Besseren gewandt hat.