Der erste Maulwurf im Weltall war aus Plüsch. Als das Space Shuttle "Endeavour" 2011 zu seinem letzten Flug abhob, hatte der Astronaut Andrew Feustel den "kleinen Maulwurf" des tschechischen Zeichners Zdenek Miler im Gepäck. Mehr als sieben Jahre später hat es erneut ein Maulwurf in den Weltraum geschafft. Diesmal besteht er aus einem Hammer, mechanischen Federn und einem Elektromotor.
Entwickelt wurde das Forschungsinstrument vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Derzeit befindet sich HP3 an Bord des Landers "InSight" ("Interior Exploration using Seismic Investigations, Geodesy and Heat Transport"), den die US-Raumfahrtbehörde Nasa im Mai auf eine 485 Millionen Kilometer lange Reise zum Mars geschickt hatte. An diesem Montag soll "InSight" gegen 21 Uhr unserer Zeit auf dem Roten Planeten landen.
Es gehe darum, mehr über den Aufbau des Planeten und über die Dynamik unter seiner Oberfläche zu erfahren. Der Marsmaulwurf werde dazu beitragen, indem er die Temperaturen und die Leitfähigkeit des Bodens messe. "Jeder Planet ist im Grunde eine Wärmekraftmaschine. Die Abwärme, die so eine Maschine abgibt, ist ein Maß dafür, welche Arbeit der Motor in ihr leistet. Wir messen diese Abwärme und erstellen daraus Rechenmodelle über die Entstehung des Planeten."
Landen soll "InSight" in der Ebene Elysium Planitia nördlich des Mars-Äquators. Es handelt sich um eine Region, die weitgehend eben und frei von größeren Steinen und Felsen ist. Bisherige Mars-Missionen haben dieses Gebiet noch nicht vom Boden aus erkundet. Der noch aktive Nasa-Rover "Curiosity" befindet sich in einer Entfernung von 500 Kilometern – und ist damit noch am nächsten dran. Im Gegensatz zu ihm wird sich "InSight" allerdings nicht bewegen, sondern am Landeplatz verharren.
Äußerlich erinnert der Marsmaulwurf kein bisschen an seinen tierischen Namensvetter, sondern eher an eine Mini-Rakete: ein 40 Zentimeter langer Stab, der vorne spitz zuläuft. In Teilschritten von jeweils 50 Zentimetern soll er bis in fünf Meter Tiefe vordringen.
Ein elektrisch angetriebener, vollautomatischer Hammerschlagmechanismus macht dies möglich. Mit "InSight" ist HP3 über ein Kabel verbunden, damit die Forscher den Wärmefluss im Untergrund dauerhaft messen können. Wenn alles klappt, soll der Maulwurf zwei Jahre lang Daten an die Erde senden.
Spohn und seine Kollegen halten die Mission für wichtig, weil sie Rückschlüsse auf unseren eigenen Planeten zulasse. "Als Erdbewohner haben wir dadurch, dass wir die anderen Planeten erforscht haben, festgestellt, wie besonders die Erde ist", sagt Spohn. "Wissenschaft ist zu einem Großteil Vergleich." So lasse sich durch die Erkundung der geophysikalischen Prozesse des Wüstenplaneten auch die Entwicklung der Erde besser nachvollziehen.
Die rund 650 Millionen Euro teure "InSight"-Mission hatte eigentlich schon 2016 beginnen sollen. Wegen eines undichten Forschungsinstruments musste der Start damals jedoch um zwei Jahre verschoben werden. Das Design des 360 Kilogramm schweren Landers basiert vor allem auf der Raumsonde "Phoenix", die 2008 auf dem Mars landete und einige Monate lang Daten funkte.
Ein Nachfolger für «InSight» steht auch schon in den Startlöchern: 2020 soll der Rover "Mars 2020" auf den Weg gebracht werden, eine Art überarbeitete Version von "Curiosity".
(pb/dpa)