Es gibt ja im Freundeskreis diese Menschen, denen man einfach nichts erzählen kann. Keine geplante Überraschungsparty, keine Beziehungsgeheimnisse und ganz sicher keine Militärpläne zu einem bevorstehenden Angriff auf Huthi-Milizen im Jemen. Der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth scheint einer dieser Menschen zu sein.
Erst Ende März wurde bekannt, dass unter anderem Hegseth vertrauliche Pläne mit dem "Atlantic"-Chefredakteur Jeffrey Goldberg geteilt hatte, der versehentlich zu einer Signal-Gruppe hinzugefügt worden war.
Nun berichten "New York Times" und CNN unter Berufung auf mit der Sache vertrauten Personen, dass Hegseth auch mit seinem Bruder, seinem Anwalt und seiner Ehefrau über den Messengerdienst Signal geheime Informationen über den Angriff geteilt hat.
In einem Gastbeitrag für das US-Magazin "Politico" beschreibt John Ullyot nun, in was für einem verheerenden Zustand das US-Verteidigungsministerium ist. Ullyot ist ehemaliger Chefsprecher des Pentagon und trat erst letzte Woche zurück.
Er bezeichnet sich selbst als eigentlichen Unterstützer von Hegseth und hat sich in der Vergangenheit für ihn starkgemacht. Jetzt aber, nach den jüngsten Verfehlungen, zeichnet er ein Bild von einem Ministerium im Kollaps.
Hinter ihnen liege ein "Monat des totalen Chaos im Pentagon", schreibt Ullyot. "Der jüngste Krisenherd ist ein fast vollständiger Zusammenbruch der obersten Pentagon-Führungsebene."
Eine Zusammenfassung: Nach den Signal-Leaks wurde außerdem bekannt, dass Hegseth Ehefrau und Bruder zu geheimen Treffen mitgenommen haben soll, Elon Musk sollte ursprünglich an einem Meeting teilnehmen, in dem Pläne für einen möglichen Krieg mit China besprochen wurden, obwohl Musk wichtige Geschäfte in China unterhält. Und dann kam das, was Ullyot als "seltsame und verwirrende Säuberung" beschreibt.
Die drei langjährigen und engen Berater von Pete Hegseth, Dan Caldwell, Darin Selnick und Colin Carroll, sind jüngst ohne Begründung entlassen worden. Im Anschluss hätten Pentagon-Mitarbeiter aus Hegseths Umfeld laut Ullyot versucht, die Entlassenen anonym bei Journalist:innen zu diffamieren und behaupteten fälschlicherweise, sie seien wegen der Weitergabe sensibler Informationen im Rahmen einer Untersuchung entlassen worden.
"Leider hat Hegseths Team sich daran gewöhnt, offen falsche und leicht widerlegbare Behauptungen anonym über Kollegen zu verbreiten, die das Haus verlassen", schreibt Ullyot und prophezeit: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass in Kürze weitere Enthüllungen folgen – Pentagon-Reporter berichten bereits über noch größere Skandale, die diese Woche veröffentlicht werden sollen."
Er geht davon aus, dass Präsident Donald Trump Konsequenzen ziehen und Pete Hegseth entlassen wird.