Die Nachrichten über Flüchtlingsboote, die an der Küste Italiens ankommen oder von der Küstenwache aufgegriffen werden, reißen nicht ab. Erschreckend ist dabei vor allem der harte Kurs der neuen italienischen Regierung.
Als vergangene Woche ein Boot mit 67 Menschen an Bord an der sizilianischen Küstenstadt Trapani anlegte, erlaubte Italiens Innenminister Matteo Salvini von der rechten Lega ihnen zunächst nicht von Bord zu gehen und bezeichnete sie als "Verbrecher" und "gewalttätige Piraten".
Erstmals haben die meisten Flüchtlinge und Migranten die westliche Mittelmeerroute über Spanien bei der illegalen Einreise in die EU genutzt. Spanien, in dem seit Anfang Juni eine neue Regierung unter dem Sozialisten Pedro Sánchez amtiert, öffnete in mehreren Fällen seine Häfen für die in Italien abgewiesene Schiffe. Über Italien kamen gleichzeitig deutlich weniger Menschen als zuletzt, wie die EU-Grenzschutzagentur Frontex am Dienstag in Warschau mitteilte und die Internationalen Organisation für Migration (IOM) bestätigte.
Zahlen für Spanien:
Zahlen für Italien:
Die meisten von ihnen kamen den Angaben zufolge aus Marokko, Guinea und Mali. Frontex-Chef Fabrice Leggeri warnt seit Monaten davor, der Weg über Spanien könne die neue Hauptroute für Flüchtlinge werden.
Nein. Insgesamt sind laut IOM bis Mitte Juli 2018 knapp 51.000 Menschen übers Mittelmeer nach Europa gekommen. 2017 waren es noch 110.000, 2016 gar 241.000. Insgesamt gab es in der ersten Jahreshälfte 2018 also nur halb so viele illegale Grenzübertritte in die EU wie im Vorjahreszeitraum - "hauptsächlich wegen des gesunkenen Migrationsdrucks auf der zentralen Mittelmeerroute", wie Frontex sagt.
Die Europäische Union hatte sich bei einem Gipfeltreffen Ende Juni unter dem Eindruck der deutschen Regierungskrise auf eine Verschärfung ihrer Asylpolitik geeinigt. Künftig können demnach gerettete Bootsflüchtlinge in zentralen Sammellagern in der EU untergebracht werden. Ähnliche Lager in Nordafrika werden geprüft. Die Grenzschutzagentur Frontex soll bis 2020 verstärkt, die EU-Außengrenzen stärker abgeriegelt werden.
Frontex-Chef Leggeri sprach sich dafür aus, die Pläne für Internierungslager in Afrika voranzutreiben, damit niemand mehr davon ausgehen könne, dass er nach seiner Rettung nach Europa gebracht werde. "Wenn es diesen Automatismus nicht mehr gibt, können wir das kriminelle Geschäftsmodell erfolgreich bekämpfen."
(czn/dpa/afp)