Satellitenbilder zeigen massiven Ausbau: China vervielfacht Produktion von Raketen
China baut sein Raketenarsenal offenbar in einem noch nie dagewesenen Tempo aus. Eine Analyse von Satellitenbildern, Karten und Regierungsdokumenten zeigt: Seit 2020 sind Dutzende Standorte, die mit der Raketenproduktion in Verbindung stehen, massiv gewachsen, und seit dem Ukraine-Krieg besonders rasant.
Demnach dehnt Peking seine militärische Infrastruktur auf über zwei Millionen Quadratmeter neuer Gebäudefläche aus – darunter Forschungszentren und Testgelände. In den Aufnahmen sind neue Türme, Bunker und Schutzwälle zu sehen, teils sogar Bauteile von Raketen.
Satellitenbilder zeigen 99 Produktionsstandorte, 65 davon im Ausbau
Die Recherche von CNN identifizierte 99 Standorte, die mit Raketenfertigung in Verbindung stehen, darunter mehr als ein Dutzend bislang unbekannte. In rund zwei Dritteln dieser Anlagen sei in den vergangenen Jahren gebaut oder erweitert worden.
Auch 22 der 37 bekannten Stützpunkte der Raketenstreitkräfte hätten sich seit 2020 vergrößert. Einige dieser Fabriken entstanden auf ehemaligem Ackerland oder verdrängten ganze Dörfer.
Besonders schnell wächst demnach eine Anlage in Peking, die laut China Aerospace Studies Institute an der Produktion der DF-26-Rakete beteiligt ist – in Militärkreisen als "Guam-Killer" bekannt. Eine neuere Variante, die DF-26D, wurde im September bei einer Militärparade vorgestellt. Ihr unberechenbarer Flugverlauf könnte laut Expert:innen sogar US-Stützpunkte im Pazifik erreichen.
China: Schnellere Aufrüstung seit Beginn des Ukraine-Kriegs
Nach Erkenntnissen von CNN beschleunigte Peking den Ausbau seiner Rüstungsstandorte nach dem russischen Angriff auf die Ukraine 2022. Die Bauaktivitäten hätten sich seither nahezu verdoppelt. "Sie beobachten den Krieg in der Ukraine äußerst genau und ziehen daraus ihre Lehren", sagt Alberque.
China sehe, dass Russland mit billigen Drohnen westliche Luftabwehrsysteme überfordert und so Raum für teurere Raketenangriffe schafft. Dieses Modell übernimmt Peking offenbar.
Militärexpert:innen gehen laut CNN davon aus, dass die neuen Raketen vor allem für ein mögliches Vorgehen gegen Taiwan gedacht sind. Die Waffen seien zentral, um im Konfliktfall die US-Marine auf Distanz zu halten, sagt Decker Eveleth vom US-Sicherheitsinstitut CNA. Ziel der Volksbefreiungsarmee sei es, "Häfen, Hubschrauberbasen und Versorgungseinrichtungen auszuschalten. Alles, was eine Unterstützung Taiwans ermöglichen könnte".
Schätzungen zufolge ging die Führung in Peking früher davon aus, dass sie 5000 bis 10.000 Raketen für einen Angriff auf Taiwan bräuchte. Nach den Erfahrungen aus der Ukraine seien die internen Berechnungen nun "exponentiell gestiegen", so Alberque.
Experte: China positioniert sich als globale Supermacht
Seit seinem Amtsantritt 2012 treibt Staatschef Xi Jinping die Modernisierung der Volksbefreiungsarmee voran – mit dem Ziel, sie zu einer "Weltklasse-Armee" zu machen. Milliarden fließen in Waffen, Ausrüstung und vor allem in die Raketenstreitkräfte (PLARF), die Chinas nukleares Arsenal kontrollieren. Xi bezeichnete sie als "Kern der strategischen Abschreckung" und "Eckpfeiler der nationalen Sicherheit".
Laut CNN beliefert die wachsende Rüstungsindustrie nahezu alle Zweige der Streitkräfte, die mit rund zwei Millionen aktiven Soldat:innen die größte Armee der Welt stellt.
"China positioniert sich als globale Supermacht. Wir befinden uns in den Anfangsphasen eines neuen Wettrüstens", sagt William Alberque, ehemaliger Abrüstungsdirektor der Nato, dazu im Gespräch mit CNN.
Insgesamt entsteht das Bild einer Nation, die ihre militärische Produktion in allen Bereichen beschleunigt: von konventionellen Raketen bis zu Hyperschallwaffen. Für David Santoro, Präsident des Pacific Forum, ist das ein Wendepunkt: "Ich denke, wir befinden uns bereits in einem neuen Kalten Krieg. Das Risiko ist, dass daraus ein heißer wird."
