Politik
International

Russland zwingt Ukrainer zum Dienst – und er sabotiert sie

RUSSIA, ZAPOROZHYE REGION - SEPTEMBER 22, 2025: Servicemen take part in combat training held by the 429th Motor Rifle Regiment with the Dnepr Group of the Russian Armed Forces. Alexander Polegenko/TAS ...
Seit Beginn des Kriegs sucht Russland an jeder Ecke Soldaten.Bild: imago / ITAR-TASS
International

Krieg in der Ukraine: Zwangsrekrutierter wird Saboteur im russischen Militär

Russland zwingt Ukrainer aus besetzten Gebieten wie Cherson oder der Krim zum Kriegsdienst – ein Vorgehen, das laut Human Rights Watch als Kriegsverbrechen gilt. Einer von ihnen ist Dmytro. Nach seiner Einberufung schließt er sich einer Partisanengruppe an und beginnt, die russische Armee von innen heraus zu sabotieren.
04.10.2025, 09:3504.10.2025, 09:35

Um ihre Bataillone aufzufüllen, zwingt Russland auch Menschen aus Cherson, Saporischschja und der Krim zum Kriegsdienst – alles besetzte Gebiete. Damit schickt die Besatzungsmacht Ukrainer:innen an die Front.

Human Rights Watch sprach bereits 2023 von einem Kriegsverbrechen. Das Regime setzt dabei auf Drohungen, Inhaftierungen und Folter. Ein Beispiel ist Dmytro. Seine Geschichte nimmt aber eine andere Wendung, als Russland es vorgesehen hatte.

Ukrainer wird in die russische Armee gezwungen

Als seine Heimatstadt im Süden der Ukraine besetzt wurde, blieb er bei seiner Familie – und nahm das Leben unter russischer Herrschaft in Kauf, berichtet der "Kyiv Independent". Seinen echten Namen und Aufenthaltsort hält die Zeitung geheim. Wenig später zog die russische Armee ihn ein.

"Mir gefällt das nicht und ich fühle mich schuldig, Teil der russischen Armee zu sein, die meine Stadt besetzt hat", sagt er. Patriot sei er nicht, doch das Vorgehen Russlands halte er für falsch. Unter Druck – Geldstrafen und Beschlagnahmung ihres Eigentums standen im Raum – meldete er sich zum Kriegsdienst.

Aus Schuldgefühlen schloss er sich kurz darauf der Partisanengruppe Atesh an, die regelmäßig Sabotageakte in besetzten Gebieten verübt. Den ersten Kontakt stellte er über Telegram her. Seine Aufgaben: kleine Sabotageaktionen, etwa an Fahrzeugen, die Nachschub verzögern sollten.

Ob Dmytro weiter für Atesh aktiv ist, ist unklar. Bestätigen konnte die Zeitung seine Geschichte nicht, sie erhielt die Informationen über einen Mittelsmann. Ungewöhnlich sei der Fall jedoch nicht: Auch andere Organisationen und die ukrainische Regierung berichten, dass Russland auf Zwangsrekrutierungen von Ukrainer:innen setzt. Der Weg zum Widerstand wirkt da kurz.

Kriegsmüdigkeit herrscht vor

In der russischen Armee ist Dmytro für Fahrzeugreparaturen zuständig. "Natürlich ist es schwierig und unangenehm, den Russen nahe zu sein", sagt er, "aber über den Krieg sprechen wir kaum". Die einfachen Soldaten akzeptierten Ukrainer im Trupp, ihre Gegner halten sie aber für "Bandera-Anhänger" oder "vom Westen gesteuerte Nazis".

Die Stimmung in seiner Einheit sei gedrückt, viele seien kriegsmüde. Dmytro versucht, die Bedingungen auszuhalten. "Ich warte darauf, dass alles vorbei ist, damit ich nach Hause gehen und mein früheres Leben wieder aufnehmen kann." Seine Geschichte zeigt: Aus Zwang kann Widerstand entstehen – auch mitten im Krieg.

Merz fordert mehr Lebensfreude – wir brauchen aber mehr Wut
Friedrich Merz fordert gute Laune – als wäre Optimismus ein politisches Allheilmittel. Doch wer das Glas halb voll sehen soll, obwohl es leer ist, wird irgendwann wütend. Und genau das braucht dieses Land: weniger Gluckersprech, mehr Geschrei. Ein Plädoyer für Protest statt Phrasen.
Ich bin angepisst. Du bist angepisst. Wir alle sind es – mal mehr, mal weniger, mal aus diesem Grund, mal aus jenem. Angepisst sein ist menschlich. Bundeskanzler Friedrich Merz will aber keine schlechte Laune, keine "Larmoyanz", kein "Wehleidigsein", er will eine positive Lebenseinstellung.
Zur Story