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Ukraine-Krieg: Kiew ändert Strategie nach Stopp von US-Waffenlieferungen

ARCHIV - 06.11.2024, Ukraine, Charkiw: Ein Soldat der 13. Brigade der ukrainischen Nationalgarde feuert mit einem Giatsint-B-Geschütz auf russische Stellungen in der Nähe von Charkiw, Ukraine. (zu dpa ...
Ein ukrainischer Soldat bei einem Artillerieeinsatz: Wegen eines US-Lieferstopps will Kiew künftig Waffen über europäische Partner finanzieren.Bild: AP / Efrem Lukatsky
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Ukraine-Krieg: Kiew ändert Taktik, weil Waffen knapp sind

Selenskyj sucht neue Wege für Rüstungshilfe – mit europäischem Geld, aber amerikanischer Technik.
03.07.2025, 14:0303.07.2025, 14:03
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Der Krieg in der Ukraine tobt weiter, doch die US-amerikanische Waffenhilfe stockt. Während Russland im Nordosten des Landes seine Offensive verschärft und die Region um Sumy unter Beschuss nimmt, ist Kiew gezwungen, umzudenken.

Denn die Ukraine hat ein Problem.

Die USA liefern vorerst keine neuen Waffen, auch bereits zugesagte Lieferungen wie Patriot-Abwehrraketen und Artilleriegeschosse wurden plötzlich gestoppt. Stattdessen will die Ukraine künftig eine neue Strategie verfolgen.

Neue Taktik der Ukraine: Kiew will Waffen auf Umwegen

Ohne US-Waffen geht es nicht. Deshalb sollen diese weiterhin her, bezahlt von Europa. "Wir haben keine Wahl", sagte dazu ein ukrainischer Regierungsvertreter laut "Politico". Demnach soll Washington grünes Licht dafür geben, dass europäische Länder aus ihren eigenen Verteidigungsetats US-Waffen kaufen. Diese sollen dann direkt an die Ukraine weitergegeben werden.

Laut "Politico" prüfen mehrere europäische Regierungen derzeit konkrete Modelle für einen solchen indirekten Waffenhandel. Diese Art der Unterstützung würde in die Nato-Verteidigungsausgaben einfließen. Dieser Deal käme aber nur zustande, wenn die US-Regierung zustimmt. Denn US-Waffen dürfen in der Regel nicht einfach an Drittstaaten weitergegeben werden.

ARCHIV - 11.06.2024, Mecklenburg-Vorpommern, ---: Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, steht bei seinem Besuch auf einem Truppenübungsplatz vor einem Flugabwehrraketensystem vom Typ «Patriot».  ...
Patriot-Abwehrraketen sind für die Verteidigung der Ukraine von großer Bedeutung. Bild: dpa / Jens Büttner

Bereits in der Vergangenheit hatten solche Regelungen Lieferungen verzögert: britische Storm-Shadow-Raketen beispielsweise durften zunächst nicht an die Ukraine gehen, weil sie US-Komponenten enthalten. Ein ukrainischer Beamter habe nun betont: Die Verhandlungen mit den USA betreffen auch genau diese Ausnahmeregelungen.

US-Waffenlieferungen an die Ukraine: Kongress blockiert

Beim Nato-Gipfel in Den Haag traf Selenskyj US-Präsident Trump persönlich und setzte auf Charmeoffensive. Dabei ging es nicht mehr nur um klassische Militärhilfe, sondern darum, dass Europa mit eigenem Geld US-Waffen für Kiew beschaffen darf. Ein Informant nannte das Gespräch "wirklich positiv", Trump habe "mitfühlend" gewirkt.

Ein zweiter sprach von einem "sehr, sehr produktiven" Austausch. Ob daraus tatsächlich eine neue Waffenroute wird, ist aber offen. Senator Roger Wicker (Republikaner) fasste zusammen: "Ich bin informiert worden, dass Präsident Selenskyjs Anfrage jetzt weniger finanzielle Hilfe der USA betrifft, sondern vielmehr die Möglichkeit, mit europäischem Geld Waffen und Munition aus den USA zu kaufen."

Trump selbst äußerte sich zögerlich-offen: "Sie wollen diese Anti-Raketen-Raketen, wie sie sie nennen, und wir werden sehen, ob wir ein paar verfügbar machen können", sagte er am Rande des Gipfels. "Sie sind sehr schwer zu bekommen."

Doch trotz warmer Worte: Der US-Kongress hat seit über einem Jahr keine neue Ukraine-Hilfe verabschiedet. Republikanische Spitzenpolitiker setzen andere Prioritäten. Das Pentagon hat kürzlich sogar geplante Waffenlieferungen eingefroren – angeblich, weil die eigenen Bestände schrumpfen.

Ukraine-Krieg und Waffen: Qualität ist ein bedeutender Faktor

Dass Kiew trotzdem auf US-Waffen hofft, liegt am Kaliber: Systeme wie Himars und Patriot gelten als effektiv im Abwehrkampf gegen russische Raketen. Allerdings sind sie teuer, selten und brauchen Monate bis Jahre bis zur Lieferung. So wurden 18 Himars-Systeme schon 2022 finanziert. Angekommen sind sie bis heute nicht.

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