Peppa Pig, die hierzulande als Peppa Wutz bekannt ist, ist ein rosafarbenes Comic-Schweinchen. Ihre beste Freundin ist ein Schaf. Einmal gab es einen Skandal um die Serie, als Eltern beklagten, dass Peppa und ihre Familie sich im Auto nicht angeschnallt hatten. Ansonsten bietet die Serie, deren Folgen ungefähr fünf Minuten dauern, wenig Material für Zündstoff. Meint man.
Die chinesische Regierung sieht das anders. Sie fürchtet Peppa Pig. Die Kinderserie behandelt zwar friedliche Themen wie Freundschaft, Zusammenhalt und niedliche Abenteuer. Dennoch ist die staatliche Zeitung „People’s Daily Newspaper“ in China höchst besorgt wegen des Schweins.
Peppa Pig, so fürchtet die Zeitung, habe einen schlechten Einfluss auf die Jugend des Landes. Es spiele keine Rolle, wie gefährlich das Schwein tatsächlich sei, man könne nicht zulassen, dass es junge Leben zerstöre und grundsätzliche Regeln überschreite.
Und bei der Furcht blieb es nicht.
Am Wochenende verschwanden über 30.000 Videos der Cartoon-Figur plötzlich von der
beliebten chinesischen Streaming-App Douyin (New York Times).
Die Zensur das Schweins hat einen Hintergrund: Peppa
Pig ist in China zu einer Pop-Ikone herangewachsen. Die aktuelle
fünfte Staffel haben auf der Videoplattform Youko 14 Milliarden Nutzer
angeklickt.
Peppa ist schon der zweite Cartoon-Charakter, der in China so bekannt wird, dass ihn die Regierung in Peking fürchtet. Winnie the Pooh ging es vor einem Monat ähnlich. Der Bär und Staatsoberhaupt Xi Jinping wurden oft zum Spaß miteinander verglichen. Das gefiel der Regierung, die jede Art von Kritik unterbindet, überhaupt nicht.
Was genau Peppa jetzt verbrochen hat, ist nicht ganz klar. Vermutlich hat die Plattform Douyin aber von selbst die Videos des Schweins gelöscht, um Zensur zuvorzukommen. Andere Anbieter haben bisher noch nicht nachgezogen. Das könnte aber nur eine Frage der Zeit sein: In China gibt es eine enge Abstimmung zwischen Unternehmen und Staat, was das Löschen von Inhalten betrifft.
Fernost-Expertin Sarah Cook von der Organisation Freedom House beobachtet seit Jahren die Bemühungen des chinesischen Staates in Sachen Online-Zensur.
Die Zensoren befürchten, dass sich hinter dem freundlichen Gesicht von Peppa Pig kritische und politische Debatten verstecken könnten. Sie versuchen deshalb, die Diskussion von vornherein in bestimmten Bahnen zu halten. Solange alles lustig und albern bleibt: Okay. Aber gesellschaftskritisch und vielleicht sogar politisch? Nein! Und so traf die Zensur diesmal eben ein Schwein.
(mbi)