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Russland zahlte 3 Millionen Dollar für Anschläge auf Soldaten

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Die russische GRU zahlte angeblich hohe Summen an Taliban-Kämpfer.Bild: AP / Hoshang Hashimi
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Afghanistan: Russland bezahlte wohl Taliban für Terroranschläge gegen Nato-Soldaten

09.01.2025, 18:18
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Die Verbindungen zwischen internationalen Geheimdiensten und bewaffneten Gruppen in Krisengebieten werfen regelmäßig Fragen auf, in Zeiten internationaler Unruhen umso mehr. Denn die Einmischung von Staaten hat weitreichende politische Konsequenzen.

Ein Investigativteam bestehend aus Journalist:innen des Magazins "The Insider" und "Spiegel" hat nun Details zu einer mutmaßlichen Zusammenarbeit zwischen dem russischen Geheimdienst und der islamistischen Taliban enthüllt.

Die Recherchen zeigen, dass die GRU, der ehemals sowjetische und aktuell russische Militärgeheimdienst, angeblich hohe Summen an Taliban-Kämpfer zahlte. Die Gelder sollten Angriffe auf Soldaten der internationalen Koalition in Afghanistan finanziert haben.

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Geheime Zahlungen aus Russland: So viel war ein Soldaten-Leben wert

Den Untersuchungen zufolge agierten die Taliban zwischen 2016 und 2019 im Auftrag der GRU und verübten gezielt Anschläge auf internationale Truppen. Dabei sollen auch amerikanische Soldaten angegriffen worden sein.

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Von Oktober 2001 bis August 2021 waren US-Soldaten in Afghanistan stationiert.Bild: imago images / Sra Taylor Crul / U.S. Air

Ein teures Vorhaben: Für jeden getöteten Soldaten zahlte Russland demnach durchschnittlich eine Summe von 200.000 US-Dollar. Insgesamt mehr als 30 Millionen US-Dollar flossen von der GRU an die Taliban, wie ein früherer Mitarbeiter des afghanischen Geheimdienstes National Directorate of Security (NDS) behauptet.

Bereits 2020 hatte "The New York Times" ähnliche Vorwürfe veröffentlicht. Das Blatt berichtete, dass US-Behörden Banküberweisungen verfolgt hätten, die von GRU-Konten auf Konten der Taliban geflossen seien. Zudem gab es Aussagen von Geschäftsleuten, die in Afghanistan festgenommen wurden. Sie sollen als Vermittler zwischen der GRU und den Taliban agiert haben.

Erste Hinweise über diese Geheimzahlungen erlangte der afghanische Geheimdienst bereits 2019. Diese erhielt er durch Verhöre von Taliban-Mitgliedern, wie "The Insider" jetzt berichtet. Infolge der Ermittlungen wurden mindestens zehn mutmaßliche Kuriere mit Verbindungen zur GRU festgenommen.

Im Auftrag Russlands: Die Akteure hinter den Geheim-Zahlungen

Die Kuriere sollen Gelder unter der Leitung des ehemaligen Schmugglers Rahmatullah Azizi transportiert haben, ein Unternehmer im Edelsteinhandel. Azizi gilt laut den Recherchen als Schüsselfigur in diesem Netzwerk.

Seine Familie soll bereits 2015 von der GRU angeworben worden sein. Er selbst floh 2019 nach Moskau, kurz bevor die Operation aufgedeckt wurde. Dort lebte er unter einem falschen Namen und besaß einen russischen Pass, der dieselbe Seriennummer wie jene von anderen GRU-Agenten trug. Zudem gründete Azizi in Russland ein Unternehmen für den Handel mit Diamanten.

Die Recherchen von "The Insider" und "Der Spiegel" zeigen, dass die Operation eng mit der berüchtigten GRU-Einheit 29155 verknüpft war. Dabei handelt es sich um eine Einheit, die auch für verdeckte Operationen in Europa bekannt ist. Generalleutnant Ivan Kassianenko ist der stellvertretende Kommandeur. Er wird gemeinsam mit Oberst Alexej Archipow als zentrale Figur genannt.

Letzterer hat demnach nicht nur als Koordinator zwischen der GRU und den Taliban agiert, sondern auch eine Gruppe afghanischer Migranten rekrutiert, die als Kuriere arbeiteten.

Afghanistan-Kuriere suchten auch in Deutschland Schutz

Einige dieser Kuriere sollen nach Europa geflüchtet sein und dort Asyl beantragt haben. Laut "Spiegel" haben mindestens zwei Personen, die mit der Operation in Verbindung gebracht werden, in Deutschland Schutz gesucht. Ihre Anträge wurden abgelehnt, sie leben jedoch weiterhin im Land.

Trotz der umfassenden Hinweise blieb eine offizielle Aufarbeitung der Vorwürfe aus. Laut einem ehemaligen Mitarbeiter des NDS behinderten sowohl afghanische Regierungsbeamte als auch die Weigerung der US-Behörden, die Existenz eines solchen Programms anzuerkennen, die Ermittlungen. "Ohne internationale Unterstützung konnten wir die Wahrheit nicht vollständig ans Licht bringen", erklärte der Insider.

Neben Azizi wird auch ein weiterer Verdächtiger, Par Han Gul Zafar, genannt, der eng mit der GRU zusammengearbeitet haben soll. Er rekrutierte laut den Recherchen ebenfalls afghanische Kuriere und nutzte Pässe, die für GRU-Agenten ausgestellt wurden. Zafar soll in Moskau gelebt haben und war an einer Reihe von Kurierfahrten beteiligt, die Bargeld nach Afghanistan transportierten.

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