Ein US-Präsident mit blutverschmiertem Gesicht, erhobener Faust und dramatischem Blick in die Ferne – das ist das neueste diplomatische Kunstwerk, das in den USA für Schlagzeilen sorgt. Der russische Präsident Wladimir Putin soll Donald Trump im März ein Porträt geschenkt haben, das einen der aufsehenerregendsten Momente im US-Wahlkampf zeigt: den Auftritt nach dem Attentatsversuch während einer Veranstaltung in Pennsylvania im Juli 2024.
Jetzt wurde bekannt: Gemalt hat das Bild niemand Geringeres als Russlands bekanntester Porträt-Künstler Nikas Safronow – im Auftrag des Kremls, wie es heißt. Er spricht nun erstmals über einen mysteriösen Auftrag. Die Reaktionen auf das Bild sind gemischt.
Steve Witkoff, ein enger Vertrauter Trumps, überbrachte das Porträt und beschrieb es im Gespräch mit Tucker Carlson als "ein schönes Porträt" eines "führenden russischen Künstlers". Trump sei "offensichtlich gerührt" gewesen, sagte Witkoff. Öffentlich zu sehen war das Bild bisher nicht – bis CNN es nun erstmals zeigen durfte.
Zu sehen ist darauf ein heroischer Trump, kurz nach dem Attentat. Ein Motiv, das bereits ikonisch für seine Kampagne geworden ist. Der Künstler selbst erklärte im Interview mit CNN: "Es war mir wichtig, das Blut, die Narbe und seinen Mut zu zeigen. Er ist nicht zusammengebrochen oder in Angst verfallen, sondern hob den Arm, um zu zeigen, dass er eins ist mit Amerika und zurückbringen wird, was es verdient."
Nikas Safronow hat schon viele bekannte Personen gemalt – von Papst Franziskus über Narendra Modi bis zu Kim Jong-un. Doch der Trump-Auftrag kam offenbar auf eher mysteriösem Wege. "Einige Leute kamen zu mir und baten mich, Trump so zu malen, wie ich ihn sehe", erzählt er. Wer diese Leute waren, blieb unklar – doch Safronow vermutete früh den Kreml dahinter.
Als später Putin persönlich bei ihm anrief, war für ihn klar: Das Bild ist mehr als nur ein Kunstprojekt – es ist politisch. Bezahlen ließ sich der Künstler deshalb nicht. "Ich habe gespürt, dass dieses Porträt eine Bedeutung für unsere Länder haben könnte. Deshalb wollte ich kein Geld nehmen."
Die Reaktionen auf das Porträt sind gemischt.
Der russische Politologe Andrei Nikulin etwa spottete: Safronows fotorealistischer und propagandistischer Stil sei "unnachahmlich". "Er und Trump ähneln sich stilistisch und könnten sich verbünden. Der eine werkelt an Porträts des anderen, und der sorgt für massive Goldrahmen und hängt damit seine Büros voll. Das ist wahre Schönheit!"
Polit-Blogger Georgi Bovt zeigte sich ebenfalls bissig. Er fragte sich öffentlich, wie Safronow eigentlich darauf gekommen sei, dass seine Auftraggeber aus dem Kreml stammten. "Und nicht etwa aus der Spielzeugabteilung an der Lubjanka (Anm. d. Red.: Sitz des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB). Normalerweise stellen die sich nicht gerne vor."
Auch russische Leser:innen hatten Spaß an dem Bild. Die St. Petersburger Zeitung "Fontanka" berichtete über Spekulationen, ob Putin Trump mit dem Geschenk bestechen wolle. Einige Leser:innen bezeichneten das Werk schlicht als "Korruption". Andere zählten akribisch Sterne und Streifen auf der abgebildeten US-Flagge – und wollten Unregelmäßigkeiten entdeckt haben.
Selbst das Bild an sich wurde nicht verschont: Anspielend auf ein anderes, kürzlich im Kapitol von Colorado abgehängtes Trump-Porträt, schrieb ein Leser:
Ob das Porträt wirklich als diplomatische Geste gemeint war, bleibt unklar.
Laut CNN ähnelt das Geschenk dem Porträt, das mittlerweile an prominenter Stelle im Weißen Haus hängt – im sogenannten "Grand Foyer". Dort hatte zuvor ein offizielles Bild von Barack Obama seinen Platz.