In Israel und Iran herrscht Angst. Tel Aviv steht unter Raketenbeschuss, Teheran leidet unter israelischen Luftangriffen – die militärische Eskalation zwischen den Ländern reißt nicht ab. Während das iranische Staatsfernsehen von der "intensivsten Angriffswelle" auf israelische Städte spricht, meldet die israelische Armee Erfolge im Kampf gegen iranische Raketensysteme und Lufthoheit über Teheran.
Aktuell steigen in Tel Aviv die Opferzahlen, trotz effektiver Luftabwehr. Doch Israels Verteidigungssysteme sind überlastet, viele Raketen schlagen ungehindert ein. Im Iran wiederum ist die Zivilbevölkerung weitgehend ungeschützt.
Laut ARD-Korrespondentin Isabel Gotovac fehlen dort Schutzräume und Frühwarnsysteme, während israelische Luftschläge inzwischen auch zivile Ziele wie Krankenhäuser treffen sollen. Die Straßen Teherans sind überfüllt, Menschen versuchen, die Hauptstadt zu verlassen. Inmitten dieses sich zuspitzenden Konflikts sitzt einer in Deutschland fest, der eigentlich längst bei seiner Familie in Israel sein wollte: Tom Franz.
Der 52-Jährige, geboren im Rheinland, lebt seit über zwei Jahrzehnten in Tel Aviv, wo er als prominenter Fernsehkoch bekannt wurde. Als Israel Militär- und Atomanlagen im Iran angriff, war Franz gerade auf Lesereise in Deutschland – und kann nun nicht zurück. Seine Frau und die fünf Kinder sind in Tel Aviv geblieben. Doch der Luftraum ist gesperrt, er darf nicht zu ihnen.
Im Podcast von "The Pioneer" schildert Tom Franz, was es bedeutet, in diesen Tagen von seiner Familie getrennt zu sein:
Die Sorge wiegt schwer – auch, weil die aktuelle Bedrohung eine andere Qualität hat als frühere Raketenangriffe. "Das ist eine neue Dimension. […] Früher sagten die Leute: Ja, unsere Luftabwehr, die macht das schon. Dieses Vertrauen ist weg."
Er berichtet von schlaflosen Nächten, von Schutzräumen, in denen seine Kinder mittlerweile dauerhaft übernachten – als neue Routine im Alltag: "Meine Kinder schlafen einfach schon im Schutzraum. […] Wenn es nachts passiert, dann müssen sie sich nicht aus dem Bett erheben und noch in den Raum gehen."
Seine Kinder hätten "Luftschutzraum-Spielen" einst eingeübt wie ein Notfallplan. Heute ist das reflexartig verinnerlicht.
Trotz der Angst – für Tom Franz gibt es keine Alternative zu Israel als Lebensmittelpunkt. Er hat das Land bewusst gewählt, konvertierte zum Judentum, gründete dort seine Familie. Ein Leben in Deutschland? Für ihn nicht vorstellbar, denn: "Ich weiß nicht mehr, ob heute Leben in Deutschland sicherer wäre. Wir haben einen so starken Anti-Israelismus erlebt. […] Ich habe mir bewusst dieses Israel ausgesucht."
Dabei erlebt er in Israel eine besondere Art, mit der ständigen Unsicherheit zu leben – geprägt von Wachsamkeit und Gegenwartskultur: "Es gibt dieses Bewusstsein, dass es möglicherweise irgendwann oder bald, vielleicht sogar schon morgen, vorbei sein könnte." Ein Gefühl der Bedrohung, "von der man nicht weiß, wann sie losgeht." Deshalb hätten "die Israelis eine unglaublich große Gegenwart in sich. Die leben den Moment."